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Das Glas ist halbvoll

Mein Glas musste halbleer sein.

Mein freier Vormittag war vorüber. Ich starrte auf die To-do-List in meinem Kopf, die hatten erledigt werden sollen. Zuoberst standen krankengymnastische Übungen. Es scheint, als fällt die Muskulatur meines Rückens in sich zusammen, wie ein welker Salat, sobald sie nicht gefordert wird. Der nächste Punkt widmete sich der Hygiene meines Bades. Die wird nicht besser, wenn man sich darum nicht kümmert. Im Lauf der letzten Tage war das unerledigt geblieben und in der Dringlichkeit nach oben gewandert. -Obst und Gemüse einkaufen. Vitamine sind essentiell. Allerdings habe ich noch genügend ungesunde Kalorien zu Hause. -Mir anschauen, wie Infografiken erstellt werden.

Nichts davon erledigte ich. Ich verbrachte einen Teil der Zeit sitzend vor dem PC. Ziellos surfte ich im Internet. Die restliche Zeit stand ich mit einem Kaffee in der Hand vor dem Fenster und sah dem Tag beim Werden zu.

Schluss mit lustig

Und dann war der Tag vorbei. Zumindest der Freizeit Part. Ich zog meine Arbeits-Uniform an, ging zum Bahnhof. Kennt Ihr die Duschszene aus American Beauty? Ich hatte den besten Teil des Tages hinter mir. Ungenutzt. Vor mir lagen 8 Stunden ungeliebter Arbeit. Eine 28800 Sekunde lange Einöde musste durchquert werden. In solch missmutigen Gedanken verheddert, hockte ich unglücklich in der S-Bahn.

Dann stieg in der Konstablerwache eine Mutter mit ihrem Sohn ein. Obwohl der Sohn schon im Teenageralter war, hielten sie Händchen. Erst auf dem zweiten Blick wurde klar warum. Er hatte eine Behinderung. Vermutlich geistig. Er lächelte auf eine naive Art glücklich. Etwas stimmte auch mit seinen Beinen nicht. Die Schritte waren zu schlaff und ungelenk. Ob er je ein Tor geschossen hatte?

Und erst da wurde mir klar, was für ein Glück wir haben.

markus

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markus