Eine Freundin beschloss neulich uns zu ihrem Geburtstag in ein Asia Restaurant einzuladen. Niemand hielt das für eine gute Idee, aber Gabi hat einen starken Willen.
Apropos starken Willen: Sie hat auch zwei süße Töchter. Die eine, Mia, ist 2 Jahre alt. Nachdem sie erstaunlich lang kein großes Interesse am Gehen gezeigt hatte, beschloss Mia ausgerechnet an diesem Sonntag in einem überfüllten Buffetbereich damit anzufangen.
Natürlich konnte sie noch nicht alleine gehen. Irgendein Erwachsener, und als echtes Mamakind, akzeptierte sie nur das Geburtstagskind, musste in orthopädisch völlig bescheuerter Haltung die Hände nach vorne strecken, damit sich die Zweijährige daran festhalten konnte. Nach ungefähr drei Beinahe-Zusammenstößen mit anderen Gästen, die mehr oder weniger viel heißes Zeug auf ihren Tellern hatten, beschloss Gabi, nun sei genug Laufen geübt worden.
Das Gebrüll ging los. Und zwar mit Schmackes. Gabi, die ihr Licht lieber unter den Scheffel stellt, befand sich nun im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit der anderen Gäste.
Es folgte erst eine verständnisvolle Erklärung, warum in dem Buffetbereich des Asia Restaurants Herumtappen keine gute Idee sei, gefolgt von einer gereizten Erklärung gleichen Inhalts.
Die Diskussion ging eine verblüffend lange Zeit so weiter, bis die Kleine sie schließlich beendete. Mia hielt ihre Händchen hoch und Mama musste mit ihr eine weitere Runde um das Buffet drehen, ohne den anderen Gästen allzu sehr im Weg zu stehen. Dabei war Gabi an dem Morgen bereits mit Rückenschmerzen aufgestanden. Na, ja.
Die meisten von uns aßen zu dem Zeitpunkt bereits von ihrem zweiten Teller. Dem Vater, der die vierjährige Tochter hatte bespaßen müssen, war es zumindest gelungen, irgendwelches Nudelzeug auf seinen Teller zu bugsieren. Das Geburtstagskind war noch nicht einmal dazu gekommen ihren Mantel auszuziehen.
Eine dritte Runde um das Buffet konnte sie nur verhindern, indem sie der Kleinen ihr Smartphone in die Hand drückte und einen Zeichentrickfilm mit zwei Prinzessinnen anstellte. Ihr Mann ist absolut kein Freund davon ein Kind bereits so früh sich von einem Bildschirm berieseln zu lassen. Aber selbst er musste zugeben, die Maßnahme war ein voller Erfolg. Mia blendete sofort alles um sie herum aus und fokussierte auf das Display.
Die Mutter setzte ein strahlendes, aber falsches Lächeln auf. Alarmstufe dunkelgelb. „Kannst du dich mal um Leonie kümmern?“ wandte sie sich an mich.
„Klar.“ Ich kannte mein Stichwort. Also schnappte ich mir die Vierjährige. Die Zweijährige rochierte zu ihrem Papa. Das gab Mama Gelegenheit sich endlich aus ihrem Mantel heraus zu schälen und mal kurz auf Toilette zu verschwinden.
Am Aquarium bestaunten Leonie und ich eine Weile lang viele große bunte Fische. Als ich dachte, jetzt müsste sich das Geburtstagskind wieder halbwegs einbekommen haben, kehrten wir zu unserem Tisch zurück.
Falsch gedacht.
Mama war wieder da. Ihr Lächeln hatte sie auf dem Klo gelassen. Gabi spießte jeden mit ihren Blicken auf, der so dumm war, auf Augenkontakt mit ihr zu gehen. Alarmstufe Rot.
Ich beugte mich zu ihrem Mann rüber. „Was ist los?“, flüsterte ich.
„Anscheinend haben sich zwei Frauen am Waschbecken über sie unterhalten, während sie auf dem Klo saß.“, wisperte er zurück.
„Ach, herrje. Was war das Thema?“ vorsichtig sah ich zu Gabi hinüber. Sie versuchte gerade Mia einen Löffel mit brauner Reispampe einzuflößen. Vergebens. Die setzte ein stures Gesicht auf. Irgendwie schaffte sie es den Löffel vor ihrem Gesicht komplett zu ignorieren.
„Ihre Erziehungsmethoden. Sie würde Mia die ganze Zeit vor dem Smartphone verkümmern lassen.“