Wahn und Wirklichkeit

Mannschaftsführer, wir danken dir?!

Neulich traf ich in der Kneipe einen Bekannten, den ich schon seit Jahren nicht mehr gesehen hatte. Stefan saß in fast perfekter Fragezeichen-Haltung an der Theke. Trübsinnig starrte er in sein Bier.

Wir hatten bis 2015 zusammen Tischtennis im Verein gespielt. Unsere Mannschaft krebste in der zweituntersten Kreisklasse herum. Und auch das nur mit Mühe mittel erfolgreich. Irgendwann in der Saison 2017 hatte ich resigniert das Handtuch geworfen.

„Wie geht’s dir?“, fragte ich.

„Erinnerst du dich noch, wie Walter auf der Jahreshauptversammlung einen Mannschaftsführer für unser Team gesucht hat?“, entgegnete er.

Ja. Klar, erinnerte ich mich. Ich war damals auch kurz in Walters Visier geraten. Und war heilfroh gewesen, dass der Krug an mir vorübergegangen und bei Stefan gelandet war.

Er machte mit dem Unterarm eine hilflose Geste. “Ich hatte eigentlich erwartet, dass die Spieler für die ganze Arbeit und Mühe, die es macht, am Spieltag eine komplette Mannschaft zusammenzutrommeln, mir wenigstens etwas Dankbarkeit zeigen würden.“

“Und?“

Stefan winkte ab. „Ich muss sie mühsam überreden. Und wenn sie sich wirklich mal breitschlagen lassen, erwarten Sie, dass ich Ihnen dankbar bin.“

markus

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