In the long run

Ten Years after: März 2007

Unter dem Schlagwort Ten Years after mache ich einmal im Monat eine kleine Zeitreise.

Bildquelle Pixabay /Fotograf ThomasWolter

Sie führt mich in die Wirtschafts- und Finanzsparte der FAZ von vor zehn Jahren. Wie sah man damals die Welt? Wie lauteten die Prognosen? Dieser Timewarp verlangt geradezu den Schwerpunkt auf die Finanzkrise zu legen. Mitte 2007 tauchte die damals am Horizont aus. Ursachen waren eine Immobilienblase, viel zu niedrige Zinsen, ganz allgemein eine Liquiditätsschwemme. Obendrauf kamen zu risikofreudige Anleger und Finanzaufsichten, die nicht durchgriffen. Hey, Leute, nein! Wir reden nicht von jetzt. Wir reden von 2007. 

Und zwar vom März 2007.

4. März 2007 Die Mittelschicht rutscht nicht ab. So fasst die FAZ eine wissenschaftliche Studie der Herbert Quandt-Stiftung zusammen. Weil Studie alleine wohl nicht seriös genug klingt, haben sie das Adjektiv wissenschaftliche voran gesetzt. So weit wie im Titel mag sich Paul Nolte nicht aus dem Fenster lehnen. Der Mit-Autor formuliert es lieber so: „Die empirische Basis für die These, die soziale Krise Deutschlands habe nun auch die Mittelschicht erreicht, ist schwach“ Viele User kommentierten den Beitrag. Es lief darauf hinaus, die Mittelschicht rutsche sehr wohl ab.

8. März 2007 EZB erhöht Leitzinsen auf 3,75 Prozent. Der Euro gab daraufhin leicht auf 1,31 Dollar nach. Goldene Zeiten. Er liegt im März 2017 nur noch einen Schnaps über der Parität. (1,07 Dollar. Stand 19.3.17) Am Rande der Sitzung äußert sich Trichet besorgt über die Neuverschuldung einiger europäischer Staaten. 

Peer Steinbrück ist empört. 3,75 Prozent ist immer noch zu wenig. Wie gesagt, goldene Zeiten.

13. März 2007 Wirtschaftsweise fordern schärfere Schuldenregel. Die Wirtschaftsweisen haben eine Schuldenschranke vorgeschlagen, um die Neuverschuldung zu begrenzen. Später wurde dann tatsächlich eine Schuldenbremse daraus. 

Trichet hatte allerdings nicht die Deutschen im Blick, als er sich besorgt über die Schuldenstände einiger europäischer Staaten geäußert hatte.

13. März 2007 Aktienkultur mit Sicherheitsgurt. Von wegen, die Deutschen ziehen sich aus Aktienanlagen zurück! Unzählige Anleger investieren indirekt in Aktien. Sie wissen es nur nicht genau, weil sie bei Zertifikaten nicht mehr durchblicken. Das geschätzte Marktvolumen von Zertifikaten war zuletzt stürmisch gewachsen.

Im Jahr 2000 waren noch 3,5 Millionen Anleger direkt in Aktien investiert. Zuletzt waren es nur noch 2,4 Millionen. So sieht es zumindest die FAZ im März 2007. Und da haben wir auch schon den Salat. Zahlen sind wichtig. Aber nur die richtigen. Statista kommt auf völlig andere Werte: 2000 6 Millionen Aktionäre; 2007 4 Millionen. Keine Ahnung, welche Statistik stimmt.  

15. März 2007 Krise im amerikanischen Hypothekengeschäft spitzt sich zu. Die britische Barclays Bank fordert von dem US-Immobilienfinanzierer New Century 900 Millionen Dollar zurück – sofort. New Century aber hat kaum noch Geld. Eine Insolvenz des Unternehmens scheint immer wahrscheinlicher. New Century geriet durch das Ende des Immobilien-Booms in die Krise, weil weniger betuchte Hypothekenkunden angesichts stagnierender oder gar fallender Häuserpreise ihre Kredite nicht mehr bedienen können.

Fazit für den März 2007:

Nun, ja. Im Nachhinein ist man immer schlauer. Oder, um einen alten Sinnspruch umzukehren: Prognosen sind immer einfach, wenn sie die Vergangenheit betreffen. Der drohende Zusammenbruch der New Century bildete den Startschuss in der Berichterstattung der FAZ. Das im Rauschen aller anderen Nachrichten zu erkennen, gelang mir damals aber auch nicht. 

 

Der nächste Beitrag Und noch ein Murmeltiertag! (Loop Nr. 4) erscheint am 1.4.2017. An den Start gehen Tick, Trick und Track, ein russisches Murmeltier und die erste Zeitschleife, die eine Zeitreise als Vorlauf braucht.

 

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markus

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