Das aktuelle SPIEGEL Cover zeigt ein vom Hochwasser massiv betroffenes Wohnzimmer. Wir sehen schlammverkrustete Möbel, weitreichende Wasserschäden und eine ältere Frau, die verloren auf ihrem Sofa sitzt. An der feuchten Wand hängen schief zwei Bilderrahmen.
DER SPIEGEL hat diesmal ein Einzelschicksal auf das Titelbild gebannt. Wie er dagegen die große Flutkatastrophe von 1997 darstellte, seht ihr in dem Kapitel Vor 24 Jahren
So wird also ein Rahmen auf dem aktuellen SPIEGEL Cover instrumentalisiert. Wie aber präsentierte DER SPIEGEL das in früheren Ausgaben seit 1970?
Der normale Standardrahmen des SPIEGEL kommt derart schlicht daher, dass man ihn leicht übersieht. Es ist ein schlichtes Rechteck aus dünnen weißen Linien. Beim Design dieser Cover stechen die Rahmen garantiert ins Auge:
DER SPIEGEL erklärt seine Titelbilder nicht. Deshalb muss bei jedem Rahmen neu abgewogen werden: Ernst gemeint – oder durch den Kakao gezogen? Die Antwort fällt zumindest bei der ersten Galerie noch leicht.
Vielleicht ist es euch auch aufgefallen? DER SPIEGEL hat eine deutliche Vorliebe Konservative einen Rahmen zu verpassen. Fehlanzeige, wer nach der SPD sucht.
Es wird schon schwieriger Ernst und Satire von einander zu trennen. Erstaunlich viele metaphysische Themen haben einen Rahmen:
DER SPIEGEL erwies sich mit dem Titelbild Abenteuer Euro wahrhaft prophetisch. 1997, ein halbes Jahrzehnt bevor der Euro als Bargeld überhaupt eingeführt wurde, ließ DER SPIEGEL ihn mit einer riesigen Liquiditätswelle den europäischen Rahmen sprengen.
Und das wird nicht das letzte mal gewesen sein, dass uns der Euro in einem Rahmen über den Weg läuft….
In der Ausgabe 25/2011 heftet DER SPIEGEL dem Euro einen Trauerflor an. Die Eurokrise köchelte damals wegen des zweiten Rettungspaketes für Griechenland wieder hoch.
Überhaupt neigt DER SPIEGEL dazu mit Geld und Münzen auf seinen Titelbildern allen möglichen abseitigen Scheiß zu machen. Aber das war das Topic bei DER SPIEGEL – Der Geldschein auf dem Cover.
Diese Galerie ist wieder fast komplett politisch. Und erneut hat DER SPIEGEL eine deutliche Affinität konservative Politiker in einem Rahmen zu fangen. SPD-Politiker sucht man auch hier vergebens. Eine Ausnahme gibt es allerdings. Dabei handelt es sich jedoch nicht um Schröders Ostpolitik. Dieses Cover stammt aus dem Jahr 1972. Und obwohl der Mann tatsächlich auch Gerhard Schröder hieß, kam er aus der CDU.
Nein. Das Titelbild mit der SPD im schief hängenden Rahmen hatte mögliche Neuwahlen im Blick. Würde die entzweite sozial-liberale Regierung von Brandt überleben? Oder käme es zu Neuwahlen? Lustigerweise lautete die Antwort beides mal Ja. Es kam Ende 1972 zu Neuwahlen. Diese führten trotzdem nur zu einer Regierung der alten Streithähne.
Dies ist nicht die erste Hochwasserkatastrophe, die es auf das Titelbild des SPIEGEL brachte. Das Hochwasser von 1997 wurde ebenfalls auf Cover interpretiert.
DER SPIEGEL verzichtete allerdings auf die Darstellung eines Einzelschicksals oder der Einbeziehung des Klimawandels. Zum einen ging es um die Flutwelle, zum anderen um die Solidarität.
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DER SPIEGEL ist eine der auflagenstärksten deutschen Wochenzeitschriften, und bei den Titelbildern legen sie sich richtig ins Zeug. Die SPIEGEL Cover schafften es sogar schon zu Ausstellungen in Museen. Für sämtliche Cover liegt das copyright bei DER SPIEGEL