Veröffentlichung: 29. Juli 2022
Seit ein paar Tagen berichten die Medien von einem erstaunlichen Gerichtsprozess. 1960 hatte ein Ehepaar 800 DM (409,03 €) Mietkaution gestellt. Die Wohnungsbaugesellschaft legte diese Summe in eigenen Aktien an. Als es nun zur Herausgabe der Mietkaution kam, zeigte sich die Wohnungsbaugesellschaft ziemlich knauserig. Sie zahlte genau 409,03 Euro zurück. Bei 61 Jahren Laufzeit gestanden sie also noch nicht einmal einen Inflationsausgleich zu. Die Tochter der ursprünglichen Mieter lehnte dankend ab. Sie wollte lieber den Gegenwert der Aktien haben: 115.000 €. In der ersten Instanz bekam die Tochter nun recht.
Man kann jetzt natürlich überlegen, ob das Urteil gerechtfertigt ist. Mich interessiert aber eine ganz andere Frage:
Nun, vermutlich einer ziemlich hohen. Tatsächlich müssen zu den 115000 € sogar noch 6.000 weitere € hinzuaddiert werden, welche die Wohnungsbaugesellschaft seit 2005 den Mietern bereits als Dividende bezahlt hatte.
Und los geht’s: Wenn aus 409,03 € 115000 + 6000 Euro werden, entspricht das einem Faktor von 295,82.
Bei 61 Jahren Laufzeit kommen wir da auf eine jährliche Rendite von 9,77%.
Das hatte auch mich überrascht. Nicht einmal 10% jährliche Rendite reichen aus, um über 60 Jahre hinweg den Wert einer Anlage knapp zu verdreihundertfachen. Wir sehen hier die erstaunliche Kraft des Zinseszins wirken.
Euch bleibt, zur Überprüfung meiner Zahlen, leider nichts anderes übrig, als es selbst nachzurechnen.
Die gängigen Renditerechner im Internet, hier z.b. den von der FAZ und den vom Handelsblatt kommen aus einem mir nicht verständlichen Grund nämlich nur auf eine maximale Zeitspanne von 40 Jahren.
Größere Zeiträume kann man allerdings eingeben. Völlig ungerührt (und vor allem ohne Fehlermeldung!) spucken die Rechner dann ein Ergebnis aus. Allerdings ein Resultat, dass sich stillschweigend immer auf die maximale Laufzeit von 40 Jahren bezieht.
Was meint Ihr dazu? Das würde mich interessieren! Schreibt Eure Gedanken doch einfach in die ⇓Kommentar-Box unten ⇓ rein!