Die Debatte um mehr Videoüberwachung entflammte schnell. Kurz nachdem Anis Amri am 19. Dezember das schreckliche Attentat auf den Berliner Weihnachtsmarkt verübte, ließen die Forderungen nach mehr Videoüberwachung nicht lange auf sich warten.
Was mich interessierte, war, inwieweit sich die Zustimmung der Menschen zu Videoüberwachung in den letzten Jahren verändert hat.
Ich googelte dabei den Zeitstrang rückwärts. Sobald ich für ein Jahr eine Umfrage fand, die halbwegs repräsentativ erschien, ließ ich 5 gerade sein. Dann übersprang ich alle weiteren Ergebnisse jenes Jahres.
Na, ja. Die großen Meinungsforschungsinstitute ließ ich gelten: Infratest Dimap, Forsa und Demoskopie Allensbach. Aber auch einige Umfragen von Verkehrsgesellschaften. Eine Liste aller Links befindet sich am Ende des Artikels.
Dieses Diagramm. (Für die Jahre vor 2011 fand ich leider nur zwei Umfragen. Falls Ihr noch welche findet, lasst es mich wissen. So ein Diagramm ist schnell umgebaut.)
Es hat den Anschein, als steige die Zustimmung zu Videoüberwachung langsam an. Den Spitzenwert an Zustimmung erreichte der Chart bereits Anfang 2016. Die Deutschen standen damals noch unter dem Eindruck der Pariser Attentate.
Ich musste 1984 in der Schule lesen. Und obwohl ich die Deutschlehrerin nicht mochte, beeindruckte mich Orwells Mahnwerk nachhaltig. Wird diese Dystopie umso realer, je mehr sie in Vergessenheit gerät? Keine Ahnung. Vielleicht lag auch Orwell falsch. Vielleicht brauchen schlimme Zeiten, schlimme Mittel.
Der älteste Link datiert noch vor der Jahrtausendwende. 1999 warnte der innenpolitische Sprecher der Berliner SPD vor einem Überwachungsstaat a´ la DDR. Er glaube nicht, dass eine Mehrheit eine breite Videoüberwachung wolle.
Der jüngste Link hat inzwischen (01/13/2017; 19:41:49) auch schon über 5 Stunden auf dem Buckel. Erneut meldet sich ein Abgeordneter der Berliner SPD zu Wort. Deren Fraktionschef hat dem Volk aufs Maul geschaut: „Niemand versteht, warum Videoüberwachung an kriminalitätsbelasteten Plätzen nicht erlaubt sein soll.“
mir ist bewusst, dass man mit der Aufzeichnung in die Bürgerrechte eingreift. So Staatssekretär Werner Koch, im Jahr 2011.
Kameras müssen demontiert werden! und zwar in einem Hamburger Einkaufszentrum. So wollte es zumindest der Hamburger Datenschutzbeauftragte. Grundlage ist das verfassungsrechtlich garantierte Recht des Einzelnen, sich in der Öffentlichkeit unbeobachtet bewegen zu dürfen (BVerfG, Beschl. v. 23.02.2007, Az. 1 BvR 2368/06). 2011
dimap Umfrage 2012
Kommando: Schwarzes Kaninchen des Todes Wieder Berlin. Wenn eine Mehrheit für Videoüberwachung ist, muss es auch eine Minderheit dagegen geben. 2012
Forsa Umfrage 2013. Der Artikel beginnt mit: Menschen wollen Kameras.
Die Akzeptanz wächst. Hierbei handelt es sich quasi um den Gegenartikel zu Kameras müssen demontiert werden! 95 Prozent der Kunden im Einzelhandel sind neutral oder positiv gegenüber Videoüberwachung. 2013
Verkehrsservicegesellschaft Umfrage „Die Videoüberwachung in Zügen verbessert das Sicherheitsgefühl der Reisenden.“, so Axel Bernstein von der CDU. Wäre natürlich schöner, sie würde auch die Sicherheit erhöhen. 2014
Emnid Umfrage 2015
dimap Umfrage 2016
dimap Umfrage 2017