Aktualisiert: 8.1.2022
Das aktuelle Spiegel-Cover ist minimalistisch angelegt. Der Titel besteht aus einem einzigen sehr groß geschriebenen Wort: Unbequem. Erst durch konsequente Silbentrennung gelingt es das Wort auf 3 Zeilen zu verteilen. Die Redaktion beschäftigt sich in der aktuellen Titelstory mit einem Jubiläum. Nämlich dem eigenen. Die erste Spiegel-Ausgabe erschien 1947.
So wird also ein Jahrestag auf dem aktuellen SPIEGEL Cover dargestellt. Wie aber präsentierte DER SPIEGEL Jubiläen in früheren Ausgaben seit 1970?
Sonderlich eitel war der SPIEGEL bis 2012 nicht. Sie brachten ihre eigenen Jubiläen bis dahin bei gerade einmal 2 Ausgaben auf das Titelbild. Und auch da nur in den schrägen Schriftbändern.
1962, also 15 Jahre nach Veröffentlichung der ersten Ausgabe, publizierte DER SPIEGEL einen Artikel, der durch einen analogen Wikileaks-Vorläufer zustande kam. Das Fazit lautete, NATO und Bundeswehr taugen keinen Schuss Pulver.
Das gefiel Franz Josef Strauß nicht. Der hatte damals den Posten des Verteidigungsministers inne. Schon seit einer geraumen Weile nervte ihn DER SPIEGEL, und jetzt sah er eine gute Gelegenheit. Der Tag der Abrechnung war gekommen. Als Türöffner hatte er eine, wie er fand, berechtigte Frage. „Wer war die Informantensau?!“ Die Polizei durchsuchte Redaktionsräume, Mitarbeiter wurden verhaftet. Inzwischen ist die Geschichte auch verfilmt.
Ab 2012 allerdings inszenierte DER SPIEGEL das eigene Jubiläum alle 5 Jahre als Schwerpunkt auf dem Titelbild.
Hier passt das Zitat von Ambrose Bierce:
Revolution ist ein plötzlicher Wechsel in der Form der Missregierung
Etwas handfester drückt es der Mann mit Hut (Spiegel Cover 1/1989) aus:
Revolution ist eine Meinung, die auf Bajonette trifft.
Das wird, leider Gottes, nicht das letzte Mal gewesen sein, dass Napoleon markante Worte fand.
Das erste Jubiläum behandelt den Sieg der Germanen über das Römische Reich. Das zweite Jubiläum dreht sich um den Untergang des Römischen Reiches Deutscher Nation. Um 1800 wackelte es bereits bedenklich. Dann, 1806, kam Napoleon und rüttelte einmal heftig.
Törichter ist kein anderes Volk auf Erden. Keine Lüge kann grob genug ersonnen werden: die Deutschen glauben sie.
Das Original-Zitat ging noch länger. Nettere Worte fand Napoleon allerdings auch in der Maxi-Version nicht.
Was hat sich in 50 Jahren so alles ereignet? Viel Berliner Kram jedenfalls. Rosinenbomber, Mauerbau und Mauerfall, das Dutschke-Attentat. So sah es jedenfalls DER SPIEGEL im alten Jahrtausend.
10 Jahre später hatte man das neue Jahrtausend. Diese Collage ist aufgeräumter. Becker, Graf und Dutschke fielen raus. Knef durfte bleiben.
Bei den Jubiläen anderer Staaten zeigt sich DER SPIEGEL ziemlich knauserig. Ich fand gerade einmal ein halbes Dutzend Jubiläen. Darunter zweimal Preußen und zweimal Amerika.
Apropos Amerika. Das wurde wirklich schon vor 1000 und inzwischen 19 Jahren entdeckt. Ich hatte mir extra nochmal den kompletten Jahrgang 1992 vorgenommen. Christoph Kolumbus schaffte es mit seinem 500-Jahr-Jubiläum 1992 nicht ein einziges mal auf das Titelbild.
Der letzten Spiegel Ausgabe des Jahres 2018. Auch hier entschloss sich der Spiegel zu einem minimalistischen Titel in weißer Farbe vor rotem Hintergrund. Sagen was ist. Und wie beim aktuellen Spiegel Cover ging es auch damals um den Spiegel selbst. Der Journalist Juan Moreno hatte herausgefunden, dass sein Kollege Relotius in Reportagen Fakten erfunden hatte.
Auch interessant in dem Zusammenhang:
SPIEGEL Cover: Eine runde Sache (Jubiläen Teil 2) mit:
Und DER SPIEGEL – Zeitungen und Zeitschriften auf dem Cover
Und hier geht es zur Hauptseite:
Themenübersicht Spiegel Titelbilder
DER SPIEGEL ist eine der auflagenstärksten deutschen Wochenzeitschriften, und bei den Titelbildern legen sie sich richtig ins Zeug. Die SPIEGEL Cover schafften es sogar schon zu Ausstellungen in Museen. Für sämtliche nachfolgenden Cover liegt das copyright bei DER SPIEGEL