Das aktuelle Spiegel Cover zeigt zwei Menschen, die freundlich den Betrachter anlächeln, und einen, der beleidigt zur Seite guckt. Der Mann, der zur Seite guckt, heißt Julian Reichelt, und hat auch nichts zu lachen. Ein Gutachten machte nämlich unmissverständlich klar, Reichelt hatte seinen Posten als Chefredakteur der Bild dazu missbraucht, sexuelle Beziehungen zu jungen Mitarbeiterinnen einzugehen.
Julian verlor nun, nach einem erstaunlich langen Hin und Her, seinen Posten.
So wird also eine Zeitung auf dem aktuellen SPIEGEL Cover dargestellt. Wie aber präsentierte DER SPIEGEL Zeitungen und Zeitschriften in früheren Ausgaben seit 1970?
Das Wort Affäre geht dem SPIEGEL bei anderen Zeitschriften leicht von den Lippen. Wie es DER SPIEGEL bei sich selbst hält, erfahrt ihr im vorletzten Kapitel.
Tatsächlich ist das aktuelle SPIEGEL Cover nicht der erste Auftritt der Bild auf dem Titelbild des SPIEGEL…
Bereits vor 10 Jahren, 2011, versuchte die Bild ihr Bestes dem strauchelnden Verteidigungsminister unter die Arme zu greifen. Der hatte in seiner Doktorarbeit selbst zwar nicht gelogen. Allerdings war die Angabe des Autors gefälscht: Karl-Theodor zu Guttenberg stand dort.
Tatsächlich hätte es heißen müssen: Karl-Theodor zu Guttenberg & die Wissenschaftlichen Dienste des Bundestages
Es folgte ein massives Bashing aller Medien gegen Guttenberg. Da nutzte es dann auch nichts mehr, dass die Bild Guttenberg immer noch toll fand.
Weniger toll fand DER SPIEGEL die Berichterstattung der Bild. Sie sei rechtspopulistisch und brandstiftend.
Wie die Retourkutsche der Bild aussah, zeigt gleich das nächste Kapitel:
Der Großteil der Berichterstattung des SPIEGELs über den SPIEGEL lässt sich unter dem Stichwort Eigenlob verbuchen. Einmal legten sie sich tatsächlich mit der Obrigkeit an.
1962 veröffentlichte DER SPIEGEL einen Artikel, der durch einen analogen Wikileaks-Vorläufer zustande kam. Das Fazit lautete, NATO und Bundeswehr taugen keinen Schuss Pulver.
Das gefiel Franz Josef Strauß überhaupt nicht. Der hatte damals den Posten des Verteidigungsministers inne. Schon seit einer geraumen Weile nervte ihn DER SPIEGEL, und jetzt sah er eine gute Gelegenheit. Der Tag der Abrechnung war gekommen. Als Türöffner hatte er eine, wie er fand, berechtigte Frage. „Wer war die Informantensau?!“Die Polizei durchsuchte Redaktionsräume, Mitarbeiter wurden verhaftet. Inzwischen ist die Geschichte auch verfilmt.
Und davon zehren sie noch immer. Praktisch jedes Mal, wenn sich ein runder Jahrestag nähert, was im Herbst des nächsten Jahres wieder passieren wird, hauen sie einen Vintage-Bericht dazu raus. Und wenn euch das Thema interessiert: Hier gibt es noch viel mehr runde Jahres Tage auf den Titelseiten: Der SPIEGEL – Jubiläen auf dem Cover
Aber da gab es natürlich auch noch diesen Vorfall:
Claas Relotius, einer ihrer besten Journalisten, mit Preisen hochdekoriert, hatte über Jahre hinweg in Artikeln gelogen, dass sich die Balken bogen. Die Jungs im SPIEGEL-Archiv hatten derweil das gemacht, was ihr einziger Job ist. Jeden Artikel auf seinen Wahrheitsgehalt zu überprüfen.
Dann kam Moreno. Der ist Journalist und keiner der etwa 80 Mitarbeiter des SPIEGEL-Archivs. Er schöpfte trotzdem Verdacht. Teils auf eigene Kosten begann er Relotius hinterher zu recherchieren. Und als er endlich die Wahrheit herausgefunden hatte, fingen die Schwierigkeiten an. Keiner seiner Vorgesetzten war bereit im ersten Anlauf den GAU zu akzeptieren. Zum Glück ließ Moreno nicht locker.
Das Wort Affäre werdet ihr auf diesem Cover übrigens vergebens suchen.
Diese Steilvorlage ließ sich die Bild natürlich nicht entgehen:
Ach, einen hab ich noch! Wie konnte ich als Zeitschleifen- und Loop-Fan diese Ausgabe bloß vergessen?!
Achtet mal darauf, was für ein Magazin, die beiden da lesen. Die schmökern nicht im Ikea-Katalog!
Irgendjemand in der SPIEGEL- Redaktion muss ein großer Fan von Steven Soderberghs Meisterwerk Sex, Lügen & Videos sein…
Und wer von Flunkerei auf dem SPIEGEL Titelbild noch nicht genug hat: Im Post DER SPIEGEL – Schwindel und Lügen auf dem Cover gibt es noch viel mehr Unwahrheiten!
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