Finanzen

Die Aufholjagd – Wie lange braucht der DAX um schwere Krisenverluste wettzumachen?

Der DAX erreichte am 28. Dez. wieder sein Vorkrisenniveau. Doch wie schnell konnte er die Verluste früherer Krisen wieder wettmachen?

Eitel Sonnenschein herrscht heute unter den Investoren.

Im Verlaufe des Handelstags stieg der DAX am 28.12.20 auf den beachtlichen Stand von 13825 Punkten. Er notierte zuvor nur ein einziges Mal so hoch im Lauf seiner Geschichte. Nämlich zum Start der Corona-Krise.

Nun, da zumindest an der Börse die Corona-Krise soeben abgehakt worden ist, wird es Zeit für den großen Krisenvergleich.

  • Wie tief fiel der DAX in früheren Krisen?
  • Wie lange brauchte er, um wieder alte Höchststände zu erreichen?
  • Welche Fallgeschwindigkeiten und welche Steiggeschwindigkeiten entwickelte er dabei?

Schauen wir mal. Wir nehmen uns heute die drei (vier) großen Krisen der letzten zwanzig Jahre vor.

Das Platzen der Dot.com Blase
Die Finanzkrise
(Die Euro-Krise)
Die Corona-Krise
Die Übersicht

Das Platzen der Dot.com Blase

Bild von Free-Photos auf Pixabay

Anleger gerieten Ende der Neunziger Jahre in einen regelrechten Kaufrausch. Es spielte keine Rolle, dass die Kursgewinnverhältnisse der meisten DAX-Werte ins Astronomische gestiegen war. Alleine der Glaube an zukünftige Gewinne reichte, die Kurse weiter nach oben zu treiben.

Als ein Leitzins von 2,5 % noch zu niedrig war

Natürlich schadete es nicht, dass die Bundesbank ihren Diskontsatz (ein Vorläufer des Leitzinses) auf phänomenal niedrige 2,5 % gesenkt hatte. Wer legte denn schon sein Geld auf Tagesgeldkonten und Sparbriefen an, wenn es dafür gerade einmal 2-4 % gab? Dann ging man doch besser gleich in Sachwerte. Die Renditen des DAX die Jahre zuvor lagen schließlich allesamt weit, weit weg von 2-4 %. 1996 bei 28 %, 1997, dem Jahr der Asienkrise bei 47 %, 1998 bei 18 % und 1999 bei großartigen 37 %.

Was konnte da schon groß schiefgehen?!

Die Anleger mussten ab März 2000 auf die harte Tour lernen, was schiefgehen konnte.

Der DAX sollte, gebremst von einer längeren Bärenmarktrallye, 3 Jahre lang konsolidieren. Von seinem Allzeithoch bei knapp 8100 Punkten rauschte er 36 Monate lang in den Keller. Stoppen sollte die Talfahrt erst am 12. März 2003. Zu dem Zeitpunkt verblieben gerade einmal noch 2204 Punkte auf der Kurstafel. Das ergibt eine mittlere Fallgeschwindigkeit von ziemlich genau 2 % pro Monat.

Handelte es sich dabei um einen schnellen Fall? Durften Anleger diese Baisse tatsächlich als das Platzen einer Blase bezeichnen? Oder war es vielleicht nur das kontrollierte langsame Ablassen von viel heißer Luft?

Schauen wir doch einfach mal, wie sich die Steig- und Fallgeschwindigkeiten bei späteren Krisen entwickelten…

Die Finanzkrise

Runter geht es schneller als rauf.

Der DAX brauchte über 4 Jahre, um die Verluste, die aus dem Platzen der Dot.com-Blase resultierten, zu neutralisieren. Der deutsche Leitindex übertraf erst mitte Juli 2007 das alte Allzeithoch vom März 2000. Seine durchschnittliche Steiggeschwindigkeit betrug dabei nicht mehr als 1,4 %/Monat.

Zufrieden gingen die Aktienbesitzer an jenem Freitag, den 13. in ihr Wochenende. Alte Verluste sollten spätestens jetzt ausgemerzt worden sein. Die Kurse würden nun bestimmt weiter steigen, oder?!

Leider nein. Die Chartformation erwies sich im Verlauf der nächsten Jahre als ein gigantisches Doppeltop. Bis zum Ende des Jahres gelang es dem DAX noch ein paarmal an der 8000er-Marke zu kratzen. Er konnte sie jedoch nicht mehr nachhaltig brechen. Das schuf noch einige schöne Gelegenheiten zum Ausstieg. Doch kaum ein Investor nutzte sie.

Die Finanzkrise entstand dann durch einen enorm aufgeblähten amerikanischen Immobilienmarkt, der 2008 wie ein Hefeteig in sich zusammenfiel. Ihren Höhepunkt hatte die Krise im Zusammenbruch der US-amerikanischen Großbank Lehman Brothers am 15. September 2008.

Erst im März (der recht häufig ein entscheidender Wendemonat des DAX ist) 2009 sollte die Talfahrt des deutschen Leitindex ein Ende finden. Am 6.3.2009 erreichte er mit 3666 Punkten seinen Boden. Das führte zu einem knapp 20-monatigem Bärenmarkt sowie satten Verlusten von 55 %.

Bei 2,77 %/Monat lag die durchschnittliche Fallgeschwindigkeit. Das ging also noch ein bisschen schneller als beim Platzen der Dot.com-Blase.

Ob der DAX damit wohl schon das Ende der Fahnenstange erreicht hat?

(Die Euro-Krise)

Es ging nach dem März 2009 mit deutschen Aktien ziemlich zügig aufwärts. Dem DAX gelang es bis auf 7527 Punkte aufzusteigen. Daran änderte der griechische Schuldenschnitt 2010 nichts. Und zunächst vermochte auch die Reaktorkatastrophe von Fukoshima im März 2011 den Aufwärtstrend nicht zu stoppen.

Erst zwei Monate später, im Mai 2011, kamen die Bedenken der Anleger im Markt an. Wie wahrscheinlich mochte es zu weiteren Reaktorunfällen kommen? Näherten sich nun etwa auch Schuldenschnitte in anderen südeuropäischen Ländern wie Spanien, Italien, Portugal?

Diese Sorgen führten zu einem im Nachhinein kleineren Crash von 32 %. Der deutsche Leitindex fiel die nächsten vier bis fünf Monate mit einer mittleren Fallgeschwindigkeit von 7,5 Prozent pro Monat.

Auch beim Ausbügeln dieser Krise ging es bergauf deutlich langsamer zu. Die Anleger mussten sich trotzdem 2012 brav verhalten haben. Jedenfalls bescherte ihnen der Nikolaus am 6. Dezember 2012 einen Endstand von 7534 Punkten. Die mittlere Steiggeschwindigkeit, bis der DAX wieder sein Ausgangsniveau erreichte, lag damit bei 2,2 %/Monat.

Die Corona-Krise

Die nächsten Börsenjahre ging es mit dem deutschen Leitindex bis auf eine Ausnahme (2018/-18%) ohne größere Probleme ständig nach oben. Auch der offensichtlich nicht mehr einhegbare Covid-19 Virus vermochte es anfangs nicht die Börsenrally zu stoppen. Bis zum 19. Februar sollten die Kurse noch ansteigen. Und sie generierten dabei auch ein neues Allzeithoch bei 13789.

Dann allerdings fielen die deutschen Standardaktien wie ein Stein nach unten. Der DAX kollabierte binnen eines Monats auf 8226 Punkte. Für einige wenige Handelsstunden notierte der deutsche Börsenbarometer damit praktisch auf einem Stand von vor zwei Jahrzehnten.

Das ergab die mit Abstand schnellste Talfahrt seiner Geschichte. Die, falls man da überhaupt noch von mittlerer Fallgeschwindigkeit reden kann, lag bei 40 %/Monat.

Aufwärts ging es wie immer deutlich langsamer. Der DAX brauchte gut ein dreiviertel Jahr seine 40 % Verluste aufzuholen. Er kam dabei auf eine mittlere Steiggeschwindigkeit von 4,4 %/Monat

Die Übersicht

Euch sind wahrscheinlich ein paar grundlegende Muster bei den vorherigen Krisen bereits aufgefallen.

1. Die Dauer selbst großer Krisen sinkt gewaltig

2. Die Fallgeschwindigkeiten nehmen dabei zu

3. Auch die mittleren Steiggeschwindigkeiten gewinnen an Rasanz

Was meint Ihr dazu?  Das würde mich interessieren! Schreibt Eure Gedanken doch einfach in die Kommentar-Box unten ⇓ rein!

markus

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markus