Nischengenres

Duell der Blockbuster – Das passiert, wenn gleiche Ideen zur gleichen Zeit in’s Kino kommen

Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Gilt das auch, wenn 2 Blockbuster mit gleichen Ideen zur gleichen Zeit in’s Kino kommen?

Aktualisiert: 11.5.2023

Manchmal liegen gute Ideen einfach in der Luft und werden dann fast zeitgleich realisiert. Am Valentinstag 1876 meldete zum Beispiel Graham Bell das Telefon zum Patent an. Der Erfinder Elisha Gray übrigens auch. Aber dummerweise zwei Stunden später. Ganz schlimmer Fall von Wer zuerst kommt, mahlt zuerst.

Wir schauen uns heute 6 doppelte Filmideen an, die alle zum fast gleichen Zeit. In die Kinos kamen. Nämlich:

Der schmale Grat versus Der Soldat James Ryan

Dead Man Walking versus Last Dance

Und täglich grüßt das Murmeltier vs 12:01

Armageddon versus Deep Impact

Mission to Mars versus Red Planet

Tombstone versus Wyatt Earp

Bonus-Kapitel Simply The Best

Der Soldat James Ryan versus Der schmale Grat

Die Brücke von Arnheim lag Ende der 90er Jahre schon zwei Jahrzehnte weit in der Vergangenheit. Eigentlich ist die Zeit mal wieder reif für einen großen Hollywoodfilm mit gigantischen Starensemble über den Zweiten Weltkrieg. Das dachten sich zumindest…

…Steven Spielberg, dessen Soldat James Ryan am 24. Juli 1998 in die amerikanischen Kinos kam.

Und Terence Malick, dessen Schmaler Grat ein halbes Jahr später am zweiten Weihnachtsfeiertag Premiere hatte.

Na, dann ziehen wir mal Bilanz.

Der Soldat James Ryan Der schmale Grat
Einnahmen 482 Millionen $ 40 Millionen $
Oscars 5 Oscars

6 Nominierungen

7 Nominierungen

Das ist eindeutig. Sowohl, was den kommerziellen als auch künstlerischen Erfolg angeht, geht diese erste Runde eindeutig an Der Soldat James Ryan. Und damit auch an den einen Tick früher in die Kinos gekommenen Film.

Dead Man Walking versus The Last Dance

Wäre ein Film über den unzugänglichen Insassen in der Todeszelle, der vom Protagonisten seelischen Beistand bekommt, nicht unglaublich emotional bewegend? So lautete der Plot, den…

Regisseur Tim Robbins am Jahresende 1995 unter dem Titel Dead Man Walking und…

Bruce Beresford 5 Monate später mit Last Dance in die Kinos brachte

Und hier sieht das Endergebnis so aus:

Dead Man Walking The Last Dance
Einnahmen 39 Millionen $ 6 Millionen $
Oscars 1 Oscar

3 Nominierungen

Und damit geht der frühere Film 2:0 in Führung.

Und täglich grüßt das Murmeltier vs 12:01

Zeitschleifen waren 1993 bereits ein ziemlich alter Hut. In meiner großen Zeitschleifen-Übersicht komme ich mittlerweile auf mehr als 20 Loops vor dem bekanntesten Vertreter von Zeitschleifen Und täglich grüßt das Murmeltier. Es gab sogar eine Handvoll amerikanischer Zeitschleifen. Von Turn Back The Clock (1933!) über Shadow Play eine Folge der Twilight Zone, die tatsächlich zweimal verfilmt worden war, bis zu Replay – das zweite Spiel von Ken Grimwood (1986).

Trotzdem versteiften sich gleich zwei Regisseure sieben Jahre nach Replay darauf, erneut einen Zeitschleifen-Film zu drehen.

Harold Ramis, der Regisseur von Groundhog Day, konzentrierte sich beim Plot auf die charakterliche Wandlung des Protagonisten vom Misanthropen zum Menschenfreund. Die Frage, wie es denn überhaupt zu dem Loop gekommen war, ignorierte er dagegen vollkommen. Sie wird während des ganzen Filmes nicht beantwortet.

Den umgekehrten Ansatz wählte Jack Sholder, der Regisseur von 12:01. Hier gibt es ein Hightech-Gerät mit beeindruckenden Lichteffekten, einen komplizierten Erklärbär, den keiner versteht und den obligatorischen verrückten Wissenschaftler. Jonathan Silverman in der Rolle des Barry Thomas blieb dagegen anderthalb Stunden lang eine blasse Filmfigur.

12:01 lief in Deutschland tatsächlich im Kino, damit bildeten wir aber eine Ausnahme. Die meisten internationalen Verleihfilmen verzichteten darauf, den fürs Fernsehen produzierten Streifen in die Kinos zu bringen. Er tauchte auch weder in den Kinocharts des Jahres 1993 oder 1994 auf. Oscars konnte er so natürlich nicht gewinnen. Es reichte aber zumindest für den Pegasuspreis beim Brussels International Fantastic Film Festival.

Wesentlich mehr Preise heimste dagegen der Murmeltiertag ein. Unter anderem dem Hugo Award in der Kategorie beste dramatische Vorführung und ein Saturn Award in der Kategorie beste Hauptdarstellerin (für Andy MacDowell)

Armageddon versus Deep Impact

Meteor, 1979

Regisseur Ronald Reame landete 1979 mit Meteor einen ziemlichen Flop an der Kinokasse. 16 Millionen Dollar Produktionskosten standen einem Einspielergebnis von lediglich 8,4 Millionen Dollar gegenüber.

Dabei klang der Plot ziemlich vielversprechend. Das Bruchstück eines Meteors droht mit katastrophalen Folgen auf die Erde aufzuschlagen. Und aufzuhalten ist das nur durch: Einer Menge Atombomben und einem großen Staraufgebot. Die Besetzungsliste umfasste nämlich erstaunlich viele Hollywood-Größen der späten siebziger Jahre. Sean Connery spielte mit. Aber auch Natalie Wood, Karl Malden, Martin Landau, Trevor Howard und, das darf bei dieser Art von Filmen nie fehlen, Henry Fonda als US-Präsident.

Wir haben mit Meteor einen Streifen, der seiner Zeit erstaunlich weit voraus war. Tatsächlich barg er eine weitere Idee, die Clint Eastwood 20 Jahre später in Space Cowboys noch einmal ausschlachten würde. Ein Teil, der auf den Meteor abgeschossenen Atom-Raketen, stammte nämlich von einem geheimen, riesigen, amerikanischen Militärsatelliten.

Deep Impact – Ging beim Kinostart in Führung

Tolle Idee! Dachten sich sowohl der Regisseur Michael Bay als auch seine Kollegin Mimi Leder. Sie ließen die Nummer mit dem geheimen, riesigen, amerikanischen Militärsatelliten fallen und konzentrierten sich auf die Bekämpfung der Asteroiden durch Atombomben, die von einem Staraufgebot mühsam per Raumschiff zum Eisbrocken gebracht werden mussten.

Mimi Leder hatte bei dem Rennen die Nase vorn. Deep Impact kam einige Wochen vor Armageddon in die Kinos.

Hinkte beim Kinostart 2 Monate hinterher. Der Spaceshuttle von Armageddon
Armageddon Deep Impact
Einnahmen 554 Millionen $ 349 Millionen $
Oscars

4 Nominierungen

Und wir haben hier das erste Duell, welches von dem Spätzünder gewonnen wurde. Zu einem Oscar reichte es zwar auch für Armageddon nicht. Aber immerhin, der Katastrophenfilm kam auf 4 Nominierungen & 200 Millionen Dollar mehr an Einnahmen.

Mission to Mars versus Red Planet

Ist das nicht ein Wahnsinnsplot, wenn einige Astronauten in naher Zukunft  zum Mars fliegen, in lebensbedrohenden Schwierigkeiten geraten und dort auf außerirdisches Leben treffen???

Ja, richtig, es war keine Wahnsinnsidee. Zumindest nicht im Jahre 2000. Sie lag trotzdem in der Luft und zwar gewaltig. Tatsächlich gingen die Parallelen zwischen den beiden Filmen sehr weit. So heißt in beiden Filmen das Raumschiff der Astronauten „Mars One“. Und es stürzten sich gleich 2 Regisseure auf deren Realisation.

Brian de Palma sollte beim Kinostart die Nase vorn haben.  Er brachte Mission to Mars schon im März 2000 auf den Markt. In seinem Mars-Film ist der Alien eine sehr lange ätherische Figur, die Gary Sinise den Weg zu den Sternen weist.

Anthony Hoffmann, der Regisseur von Red Planet, brauchte ein halbes Jahr länger. Und bei ihm kommen die Aliens als gefräßige Insekten daher, die einen gewaltigen Appetit auf Tom Sizemore haben.

Und nun, ratet mal, welcher Film erfolgreicher war:

Mission to Mars Red Planet
Einnahmen 111 Millionen $ 33 Millionen $
Oscars

Jetzt steht es schon 4:1 für den frühen Vogel.

Tombstone versus Wyatt Earp

Die Schießerei am O.K. Caroll. Hier in der Verfilmung von 1957

Anfang der 90er Jahre war die Schießerei am O.K. Caroll bereits ein halbes Dutzend Mal verfilmt worden. Doch die letzte Verfilmung lag da mehr als 20 Jahre zurück.

Wäre es nicht eine gute Idee, das legendäre Shootout erneut zu verfilmen? Diese Frage stellten sich zumindest die beiden Regisseure George Pan Cosmatos und Lawrence Kasdan.

(Das finale Shootout von Tombstone)

Sie machten sich zeitgleich daran, den Stoff auf Zelluloid zu bannen. In der Postproduktion trennte sich jedoch die Spreu vom Weizen. Tombstone (Cosmatos) kam über ein halbes Jahr früher in die Kinos als der Konkurrent Wyatt Earp –  Das Leben einer Legende. Einen großen Boxoffice-Hit legte keiner der beiden Filme hin. Aber auch für diesen Western galt: wer zuerst kommt mal zuerst

(& Die Schießerei am O.K. Caroll in der Verfilmung von Wyatt Earp)

Tombstone (1993) Wyatt Earp (1994)
Einnahmen 56 Millionen $ 25 Millionen $
Oscars

Bonus-Kapitel Simply The Best

(Simply) The Best kommt ein bisschen Off-Topic rüber, weil es sich um einen Rock-Song, aber nicht um einen Kinofilm handelt. Mike Chapman und Holly Knight schrieben das Lied Ende der 80er Jahre. Normalerweise gilt ja, wie wir inzwischen wissen: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Das war bei Simply The Best Bonnie Tyler. Sie nahm bereits 1988 den Song auf.

Von einem Flop kann man jetzt nicht reden. Ihre Version des Liedes kam zumindest in Norwegen und Portugal auf Platz 10 der Single Charts. Bei den großen maßgeblichen Charts sah es jedoch düster aus. Tylers Variante schaffte es für eine einzige lausige Woche nur auf Platz 95 der britischen Charts.

Wesentlich besser lief es für Tina Turner. Sie brachte Simply The Best ein Jahr später, 1989, heraus. Damit kam sie sowohl in den deutschen als auch in den britischen Charts unter die ersten Fünf. Und lieferte ein Evergreen ab, der auch heute noch auf Partys gespielt wird.

(Schlechte Bildqualität, aber immer noch meine Lieblingsversion)

Was meint Ihr dazu?  Das würde mich interessieren! Kennt ihr noch weitere Filmpaare?! Schreibt Eure Gedanken doch einfach in die Kommentar-Box unten ⇓ rein!

markus

Published by
markus
Tags: Film