Aktualisiert: 01.04.2025
Man kann in Hanau eine ganze Weile lang spazieren gehen, ohne ĂŒber ein Plakat, das den MĂ€rchenfonds bewirbt, zu stolpern. FrĂŒher oder spĂ€ter steht man aber unweigerlich davor.
Es zeigt ein Denkmal mit 2 steinernen Statuten. Die BrĂŒder Grimm. Sonderlich viel Zeit verbrachten die nicht in Hanau. Es langte der Stadt aber, um auf der BrĂŒder Grimm-Welle zu reiten. Dem schloss sich die Sparkasse Hanau im FrĂŒhjahr 2015 an. Sie verkaufte ab Anfang April den Sparkasse Hanau Grimmfonds.
In erfolgversprechende Mischfonds investieren
lautet der dazugehörige Werbeslogan. Wir schauen heute, wie gut den Fondsmanagern das in genau einem Jahrzehnt gelang. Wie hoch ist die mittlere Rendite/Jahr?
âŠein armer Bauer aus der Wetterau. Der kam eines bitterkalten Tages voller Sorge in die Bank seines Vertrauens. âHerr Bankkaufmann,â beklagte er sich jĂ€mmerlich. âIch weiĂ nicht mehr, wie ich meine Ersparnisse anlegen soll! Nichts bringt mehr Zinsen! Ob ihr wohl Rat wisst?â
Nein, leider wusste der Bankkaufmann auch keinen Rat. Eine letzte Hoffnung hatte er jedoch fĂŒr den armen Bauern. âZum GlĂŒck kenne ich einen Weisen aus der Vertriebsabteilung. Wollt ihr, dass ich euch zu ihm fĂŒhre?â
Ja, das wollte der Bauer sehr. Die Angst in einem Land niedriger Zinsen der Inflation wehrlos ausgeliefert zu sein, raubte ihm schon des Nachts den Schlaf.
Also fĂŒhrte der Bankkaufmann den armen Bauern in das Schloss des Weisen aus der Vertriebsabteilung. Der Bauer drehte sich dort immerzu im Kreis, voll der Bewunderung ĂŒber all die Pracht und Herrlichkeit.
âWerter Bauer aus der Wetterau. Der Weg zum Weisen geht hier entlang.â Der Bankkaufmann deutete in die Richtung eines festlich eingerichteten Saals.
Der Weise saĂ da an einem reich verzierten Tisch und riss bestĂŒrzt die Augen auf, als er den Bauern sah. âAber Bankkaufmann, siehst du denn nicht, der arme Mann friert ganz bitterlich?â Sofort sprang er auf und reichte dem Bauern eine Tasse heiĂen Kaffee. Dann beugte er sich vertrauensvoll zu ihm hinĂŒber. âGuter Mann, was fĂŒhrt euch denn in mein bescheidenes Zuhause?â erkundigte er sich.
âAch, Weiser aus der Vertriebsabteilung. Ich mache mir groĂe Sorgen um den Wert meines Geldes.â seufzte der.
Der Weise hob seinen Finger in die Luft. âDu hast GlĂŒck, Bauer aus der Wetterau! ZufĂ€llig habe ich eben den Grimmfonds geschaffen. Er wird all deine Probleme lösen! Gleich zwei 2 wichtige Vorteile vereint er in sich. Zum einen minimiert der Grimmfonds durch eine breite Streuung dein Verlustrisiko effektiv. Und er birgt zum anderen groĂe Renditechancen durch seine Partizipation an den AktienmĂ€rkten der groĂen weiten Welt! Dies gelingt nur dem ganz vorzĂŒglichen Grimmfonds!â
Okay. Machen wir an der Stelle einen Schwenk zurĂŒck zur RealitĂ€t. Den Grimm MĂ€rchenfonds gibt es wirklich. Die Wertpapierkennnummer lautet DK2J6F, die ISIN DE000DK2J6F2.
Aufgelegt wurde er tatsĂ€chlich heute vor 10 Jahren. Der Kaufkurs fĂŒr Sparer der ersten Stunde lautete 100 âŹ. Hinzu kamen noch einmal 3 % Agio, also Ausgabeaufschlag. Sein Kurs liegt inzwischen bei 108,41 Euro, und zwar, ohne dass der Kurs jemals besonders hoch gestiegen oder gefallen war.
In unregelmĂ€Ăigen AbstĂ€nden gab es auch eine handvoll AusschĂŒttungen. NĂ€mlich 4 an der Zahl. Sie belaufen sich in der Summe auf 4,11 âŹ.
Das macht also alles in allem ein Gewinn von (108,41 + 4,11)/103=Â 9,2 %.
Die durchschnittliche Rendite liegt netto bei 0,88 %. Eigentlich mĂŒsste da noch Abgeltungssteuer abgezogen werden, aber was sollâs. Ich bin mal nett und gehe davon aus, fĂŒr die meisten Anleger sind die Gewinne so niedrig, dass sie locker in den Sparer-Pauschbetrag passen.
Die mittlere Inflationsrate liegt 2015-2025 ĂŒbrigens bei 2,9 % pro Jahr.
Mit anderen Worten: der Grimmfonds verbrannte an realem Geldwert ungefĂ€hr 2 Prozent pro Jahr. Attraktive Rendite fĂŒr den langfristigen Anleger sieht anders ausđ
QualitÀt kostet eben? Die lahme Rendite lÀsst sich bis zu einem gewissen Grad leicht erklÀren.
Die TER, also sĂ€mtliche Kosten auĂer dem Ausgabeaufschlag, liegt bei 2,4 %. Das ist ziemlich viel im Vergleich zu einem normalen ETF, aber auch mit, sagen wir, jĂ€hrlich zwei Prozent mehr Rendite, falls es eine gĂŒnstigere TER gegeben hĂ€tte, sieht das nicht nach âgröĂtmöglichen Rendite bei gleichzeitig angemessenem Risikoâ aus, sondern, naja, nach mau statt wowđ.
Was meint Ihr dazu? Das wĂŒrde mich interessieren! Schreibt Eure Gedanken doch einfach in die âKommentar-Box unten â rein!