Gestern fand in Katalonien das Referendum über die Unabhängigkeit von Spanien statt.
Die spanische Zentralregierung fand das gar nicht gut.
Sie beschlagnahmte Wahlurnen und Stimmzettel. Das Stimmenauszählungssystem wurde deaktiviert. Strafen von über einer Viertel Million Euro drohen Wahlhelfern.
Mit massivem zivilem Ungehorsam reagierten die Befürworter der Unabhängigkeit von Katalonien. Sie sperrten Wahllokale ab und veranstalteten Pyjama-Partys, improvisierte Filmnächte und Paella-Essen. Und leider mussten sie jede Menge Prügel einstecken. Die Polizei verletzte knapp Tausend Wähler, beim Versuch das Referendum zu verhindern. Ein Katalane hatte das Pech von einem Gummigeschoss in das Auge getroffen worden zu sein.
Katalonien ist eine von 17 autonomen Gemeinschaften Spaniens.
Und zwar die mit der stärksten Wirtschaft.
223 Millionen Euro Brutto-Inlandsprodukt. Damit stemmt Katalonien knapp ein Fünftel von Spaniens gesamten BIP.
Als Autonomie bezeichnet man einen Zustand der Selbstbestimmung, bzw. Unabhängigkeit, bzw. Entscheidungsfreiheit. Theoretisch
Praktisch geht es natürlich um 223 Millionen Euro pro Jahr. Hat eine Regierung wenig Schulden, will sie den Zugriff auf das katalonische BIP. Hat eine Regierung viel Schulden, braucht sie den Zugriff auf das katalanische BIP.
Die spanische Zentralregierung hat Schulden von knapp einem jährlichen Brutto-Inlands-Produkt angehäuft. Ja. Das ist viel.
Eigentlich spielt das keine Rolle. Es war schon vorher klar, dass eine Mehrheit für den Austritt von Katalonien stimmen würden. Tatsächlich taten das dann auch 90% der Wähler.
Zunächst gar nicht.
Rajoy, so eine Art spanischer Merkel, hatte bereits zuvor klare Kante gezeigt. Nachdem Spanien Stimmzettel, Wahlumschläge, Wahlurnen und Stimmenauszählsystem aus dem Verkehr gezogen hatten, brauche Spanien das Ergebnis einer chaotischen Wahl auch nicht mehr ernst zu nehmen.
Und zusammen setzen muss er sich mit dem katalonischen Seehofer. Der heißt Puigdemont und kann Rajoy nicht ab.
Es wird bei Verhandlungen also so viel herauskommen wie bei den Gesprächen zwischen CDU und CSU über die Obergrenze bei der Aufnahme von Flüchtlinge.