In the long run

DER SPIEGEL – Aufruhr und Protest auf dem Cover

Mit SPIEGEL Cover Aufruhr und Protest geht die Serie in eine neue Runde.

(2/2021 Das aktuelle Spiegel Cover)

Der prophetische SPIEGEL

Der Spiegel teilt sein aktuelles Cover in zwei Hälften.

Das obere Foto zeigt einen Donald Trump mit eindeutig störrischer Körperhaltung. Die Arme vor der Brust verschränkt, das Kinn nach oben gereckt, die Augen verschlossen. Da kann man schon nicht mehr von Subtext sprechen. Diese Botschaft versteht sogar meine 3-jährige Nichte. Trump hatte die Tage und Wochen zuvor via Twitter seine Kernwähler dazu aufgefordert, das Ergebnis der Wahl nicht anzuerkennen. Stattdessen sollten Sie zum Kapitol ziehen, um zu demonstrieren.

Das untere Bild zeigt die Demonstranten des Sturms auf das Kapitol. Soweit erkennbar, handelt es sich um wütende, weiße, eher ältere Männer. Den Lichtverhältnissen nach, entstand das Foto, bevor die Demonstranten in den Nachmittagsstunden des 6. Januar das Parlamentsgebäude über Stunden hinweg besetzten.

Als thematisches Leitmotiv dieses Beitrags kam natürlich auch der amerikanische Präsident in Frage. Doch Donald Trump hatten wir erst vor drei Monaten als Topic.

Der Spiegel – monumentale Bauwerke auf dem Cover wäre natürlich auch ein toller Focus gewesen. Der Einfall kam mir leider zu spät.

Wie auch immer. DER SPIEGEL erwies sich in einem schon vor Monaten veröffentlichten Cover als Orakel.

So wird also Aufruhr und Protest auf dem aktuellen SPIEGEL Cover dargestellt. Wie aber präsentierte DER SPIEGEL das in früheren Ausgaben seit 1970?

SPIEGEL Cover Aufruhr und Protest: Der Rückblick – Heute mit…

Amerika
UdSSR/Russland
China
Der Protest der Strippenzieher
Der prophetische SPIEGEL

Amerika

16/1982
39/1988
24/2020
45/2020
2/2021
36/1970
38/1973
38/1996

Euch fallen an der Stelle wahrscheinlich auch eine ganze Menge weiterer guter/ schlechter Gelegenheiten für Aufruhr und Protest in Amerika ein. Was war mit den Demonstrationen gegen Vietnam in den frühen Siebzigern?

Und Lateinamerika ist natürlich ein Kapitel für sich. Argentinien ging alleine im 21. Jahrhundert 3 mal pleite. Von Verfall Venezuelas ganz zu schweigen. Schwer zu glauben, dies ging geräuschlos ohne Aufbegehren über die Bühne. Trotzdem taucht davon so gut wie nichts auf den Titelbildern des Spiegels auf.

UdSSR/Russland

27/1988
49/1988
30/1989
49/2006
33/2012
12/2018
36/2020
41/2020

Die alte Sowjetunion zerfiel Ende der 80er Jahre. Ein marodes Wirtschaftssystem und massive Protestbewegungen waren ihre Sargnägel.

Als Wladimir Putin ein Jahrzehnt später das Ruder übernahm, sollte sich der Wind drehen. Natürlich gab es danach auch noch eine ganze Reihe von Demonstrationen. Einige Bürger wagten es durchaus im Sommer des vorletzten Jahres noch auf die Straße zu gehen. Sie demonstrierten gegen die Regierung anlässlich bald stattfindender Regionalwahlen. Allerdings hatten sie beileibe nicht mehr die Dimension der riesigen Massenbewegungen 40 Jahre zuvor.

Kein Wunder.

Als Oppositioneller in Russland eine Protestbewegung aufzubauen, braucht unter Putin großen Idealismus. Wer Glück hat, wird verhaftet. Zum Beispiel der ehemalige Schachweltmeister Garry Kasparow, oder auch die Frauen von Pussy Riot (Siehe Ausgabe 33/2012 – Putins Russland. Andere (hier eine Liste vergifteter Kreml-Kritiker) hatten dieses Glück nicht.

China

44/1976 China in Aufruhr?
3/1977 Nein! Aufruhr in China!
21/1989
24/1989
32/2008

Nach der Kulturrevolution und Aufruhr in China, bzw. China in Aufruhr, wurde es, zumindest auf den SPIEGEL Titelbildern sehr still um chinesische Proteste.

Ihr habt jetzt vielleicht wie ich auch erwartet, einige Titelbilder über die Proteste der Hongkonger präsentiert zu bekommen. Ist deren Kampf auf den Straßen, um ihre Unabhängigkeit nicht wenigstens ein Titelbild wert?

Na, ja, sagen wir es einmal so rum: Mehr als eine Erwähnung in der unteren dreiteiligen Titelzeile sprang für die Hongkonger nicht heraus.

34/2019: Kampf um Hongkong – Chinas Angst vor der Freiheit

Der Spiegel steht anscheinend auf die Formulierung Chinas Angst vor der Freiheit. Er verwendete sie nämlich schon einmal. Und zwar in der Ausgabe 32/08 (siehe obige Gallery)

Nun gut, dann muss das Aufbegehren gegen die chinesische Obrigkeit halt eben jemand anderes erledigen…

20/2008
40/2007

Und hier gibt es eine Übersicht über alle SPIEGEL Titelbilder mit chinesischem Topic.

Der Protest der Strippenzieher

Es ist eine schöne Utopie, dass der Protest gegen die Obrigkeit aus einer Graswurzelbewegung von unten aus der Basis des Volkes organisch nach oben wächst.

Tatsächlich haben echte Führungspersönlichkeiten großes Geschick darin, sich an die Spitzen solcher Bewegungen zu setzen. Gewissermaßen die Revolution von oben.

3/1971
11/1974
50/2007
9/1987
22/2005
11/2010
17/2011
50/2017
4/2020
2/2021

Vielleicht fragt Ihr Euch jetzt: Aber was ist mit Deutschland? Gibt es denn keine SPIEGEL Titelbilder, die das Aufbegehren der Deutschen thematisieren? Doch. Klar. Es langt sogar für eine eigene Ausgabe

Der prophetische SPIEGEL

45/2020

DER SPIEGEL hat ab und an seinen Apokalyptischen und legt dann auf den Titelbildern jede Menge berühmte Bauwerke in Schutt und Asche. Vor knapp einem Vierteljahr war es mal wieder so weit. Diesmal traf es die symbolträchtigsten amerikanischen Gebäude.

Und unter anderem stieg auch vom Kapitol das Feuer auf.

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Themenübersicht Spiegel Titelbilder

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DER SPIEGEL ist eine der auflagenstärksten deutschen Wochenzeitschriften, und bei den Titelbildern legen sie sich richtig ins Zeug. Die SPIEGEL Cover schafften es sogar schon zu Ausstellungen in Museen. Für sämtliche Cover liegt das copyright bei DER SPIEGEL

markus

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markus