Veröffentlicht: 9.4.2022
Das aktuelle SPIEGEL Cover zeigt eine Satellitenaufnahme der ukrainischen Stadt Butscha. Gelbe Rechtecke in dem unscharfen monochromen Bild markieren Leichen am Straßenrand. Noch stehen Untersuchungen aus, aller Wahrscheinlichkeit nach handelt es sich aber um die Opfer der russischen Kriegsmaschinerie. Die Zahl der Toten beträgt laut dem Bürgermeister der Stadt zur Zeit 320.
Für den thematischen Rückblick auf das aktuelle Spiegel-Cover kam natürlich auch infrage:
DER SPIEGEL – Putin auf dem Cover
DER SPIEGEL – Die Ukraine-Titelbilder
und DER SPIEGEL – Die verschwommenen Titelbilder
So wird also Kriegsverbrechen auf dem aktuellen SPIEGEL Cover dargestellt. Wie aber präsentierte DER SPIEGEL das in früheren Ausgaben seit 1970?
Mit dieser Ausgabe von 1979 fing die Aufarbeitung in den 70ern an. Der Holocaust wurde als das bezeichnet, was er vielfach war: Mord. Schätzungsweise 6 Millionen Juden starben in der ersten Hälfte der vierziger Jahre durch die Nazis.
Und als Symbol dafür schälte sich über die Jahre hinweg das KZ Auschwitz auf den Titelbildern des SPIEGEL heraus.
Der polnische Häftling und Kunstschlosser Jan Liwacz musste den Schriftzug realisieren. Unklar blieb, ob es sich bei dem umgedrehtem B um einen heimlichen Protest handelte.
Die Kriegsverbrechen der National-Sozialisten beschränkten sich natürlich nicht nur auf Auschwitz. Übergriffe auf Zivilisten gab es an praktisch allen Frontabschnitten. Kriegsgefangene, vor allem russische wurden systematisch unterversorgt. Trotzdem prägte vor allem das Symbol Ausschwitz die Berichterstattung des SPIEGELs. Hier nun weitere markante SPIEGEL Cover Kriegsverbrechen, zum Thema deutsche Schuld:
Eine Reihe von Kriegen erschütterte ab 1991 die Menschen in Jugoslawien. Es begann regional. Slowenien und Kroatien erklärten ihre Unabhängigkeit. Etwas, was das restliche Jugoslawien nicht akzeptierte.
Wer auf ein schnelles Ende hoffte, hoffte vergebens. Ein Jahrzehnt lang flammten in dem Gebiet immer wieder mörderische Konflikte auf. In Strömen flohen die Zivilisten.
Das muss ein brutaler, beängstigender und blutrünstiger Bürgerkrieg gewesen sein. Zu Jugoslawien fand ich insgesamt 21 Cover. Nur eins (es bezog sich auf das Ende von Tito) befasste sich nicht mit dem Balkan-Konflikt.
Bleiben 14 Ausgaben, die sich mit dem Jugoslawien-Krieg im Allgemeinen beschäftigt haben, ohne Vertreibung und Kriegsverbrechen in den Fokus zu stellen.
Amerika stürzte sich in eine Reihe von Kriegen. Als Jemand, der früher Weltpolizist genannt wurde, mussten sie das vielleicht auch. Der Zusammenhang zwischen Krieg und Verbrechen ist bei ihnen jedoch auf Titelbildern ziemlich schwach ausgebildet.
Natürlich beginnt es mit dem Vietnamkrieg.
Kim Phúc heißt das schreiende Mädchen, das immer wieder auftaucht. Das Photo ist eine Ikone der Kriegsfotografie. (Wenn es nach dem Willen von Facebook geht, wird es dabei aber nicht bleiben. Ihr Algorithmus vermutete dahinter Kinderpornografie. Und zensierte das Bild ) Geschossen wurde es 1972 bei einem Angriff auf ihr Dorf. Brandbomben hatten ihre Teile des Rückens und der Arme versengt. Genaugenommen handelt es sich bei ihr nicht mal um ein amerikanisches Kriegsverbrechen. Südvietnamesische Verbände, die mit den USA zusammenarbeiteten, hatten diesen Angriff durchgeführt.
Heute lebt Kim Phuc mit ihrem Mann und zwei Söhnen in Kanada. Sie leidet immer noch unter den Verletzungen.
Die Titelbilder zu Folter beziehen sich praktisch alle nur auf zwei amerikanische Gefängnisse. Zum einen Abu-Ghuraib. Es liegt im Irak. Mitte des letzten Jahrzehnt kam heraus, dass Soldaten Gefangene zum Vergnügen folterten. Zum anderen natürlich das Gefangenenlager der Guantanamo Bay. Es wurde 2002 auf Kuba errichtet. Dort foltert man, um an Informationen zu kommen. Und vielleicht auch zum Vergnügen. Wer weiß das schon so genau.
Und hier schließt sich leider der Kreis. Putins Eingreifen in den syrischen Bürgerkrieg war für Machthaber Sadat der dringend benötigte Rettungsanker.
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