Aktualisiert 13. August 2022
Das aktuelle Spiegel-Cover zeigt eine hoffnungslos ausgedörrte Landschaft. Risse durchziehen den vertrockneten Boden. Im Hintergrund ein paar verkohlte Baumstümpfe. Ein Trauerkranz mit verwelkten Blumen liegt im Vordergrund. Hier ruhen unsere Klimaziele lautet der Titel.
Ich halte das für kein schlechtes Titelbild, aber das Rad hat die Redaktion damit nun auch nicht neu erfunden. Auf kurze Sicht gesehen war der Fokus diesmal schneller. Er brachte ein ähnliches Titelbild schon 3 Wochen zuvor:
Und auf lange Sicht gesehen, hat der Spiegel natürlich bei sich selber dreist kopiert…
So wird also der Klimawandel auf dem aktuellen SPIEGEL Cover dargestellt. Wie aber präsentierte DER SPIEGEL das in früheren Ausgaben seit 1970?
Das erste Titelbild zum Klimawandel tauchte verblüffend früh auf. Bereits im Spätherbst 1970 brachte DER SPIEGEL die gefährdete Natur auf das Cover. Er verwurstete dabei praktisch alles, was auch nur im entferntesten gesundheitsschädlich war in seinem Leitartikel zu einem Rundumschlag. Von Knochen-Erweichung durch Industrieabwässer über Wasserverunreinigungen im Wolga-Dreieck reichte die Palette.
Und sie deckte auch den Klimawandel ab. Der hieß damals noch Klimaveränderung und wurde durch etwas verursacht, was sie Gewächshauseffekt nannten. Alles in allem kam die Titelstory recht apokalyptisch rüber. Sollte die Menschheit nicht gegensteuern, warf DER SPIEGEL bereits das Szenario überfluteter küstennaher Millionenstädte aufs Papier.
Das Problem lang anhaltender Dürreperioden brachte DER SPIEGEL 1981 das erste mal auf das Cover. Ihm ging es damals allerdings nicht um einen wetterbedingten Wassermangel. DER SPIEGEL sorgte sich vielmehr um die Vergiftungen des Wassers mit Keimen und Umweltgiften.
Die schlimmste Dürreperiode hatten wir Europäer sowieso nicht jetzt in der Phase globaler Erwärmung. Sondern im tiefsten Mittelalter. 1540, mitten in eine Eiszeit hinein überkam Europa ein 10 Monate andauernder Fluch von Trockenheit und Hitze.
Ende der Achtziger Jahre hatten wir Deutsche einen Heidenbammel vor dem Ozonloch. Wer würde uns vor der krebserregenden UV-B-Strahlung schützen, wenn es das Ozon hoch oben in der Atmosphäre nicht mehr geben würde?
Die meisten Menschen haben 2021 keine Angst mehr vor dem Ozonloch. Warum auch?! In einem erstaunlichen Akt der Nachhaltigkeit verbot die Menschheit komplizierte Chemikalien, die auf das Kürzel FCKW hörten. Diese FCKWs knabberten nicht mehr am Ozonloch. Und tatsächlich wurde das auch von Jahr zu Jahr kleiner. Eine schöne Sache. Zumindest für die Bio-Sphäre der Antarktis. Dummerweise befindet sich Deutschland so pi mal Daumen auf dem 50. Breitengrad Nord.
Und da sackt die Ozonkonzentration in der Stratosphäre seit 20 Jahren immer weiter ab.
Auf diese beiden Titelbilder blickt DER SPIEGEL wohl mit Scham zurück. Ein halbes Jahr lang, von Ende 2006 bis zum Frühsommer 2007, machte sich die Redaktion tatsächlich über in ihren Augen übertriebenen Ängste vor dem Klimawandel lustig.
Meteorologen hatten den Klimawandel schon frühzeitig vorausgesehen. Und mit dem, was zu ihren Zeiten Hochleistungsrechner waren, Modelle entwickelt, die den Temperaturanstieg für die nächsten zwanzig bis dreißig Jahre zuverlässig festlegen sollten.
Zumindest in der Theorie.
In der Praxis funkte ihnen aber einiges dazwischen. Rückkopplungen zum Beispiel. So hatten sie zwar grundsätzlich verstanden, Eis reflektiert Wärmestrahlung besser als der Boden darunter. Durch Temperaturerhöhungen schmilzt mehr Eis. Das führt zu weniger Reflektion, was wiederum zu Temperaturerhöhungen führt. Wir haben hier einen Teufelskreis. Der lässt sich auch leicht beschreiben. Zumindest qualitativ mit Worten.
Die Meteorologen hatten aber große Probleme ihn in eine annähernd korrekte mathematische Formel zu pressen. Dummerweise gibt es solche Rückkopplungen in unserer Atmosphäre in Hülle und Fülle. Etwa anderthalb Jahrzehnte lang entwickelte sich die globale Temperatur nicht wie prognostiziert. Sie stagnierte bis etwa 2012. Und das trotz dem Jahr 2003. Das brachte einige Leute, und in den Jahren 2006 und 2007 auch den SPIEGEL, dazu den Klimawandel anzuzweifeln.
Das war übrigens nicht das erste Titelbild, auf dem der Spiegel seinen Lesern den baldigen kläglichen Tod einer großen Idee vorhersagt:
Das Kapitel kommt nicht in das Inhaltsverzeichnis, weil es zwar den Klimawandel dokumentiert, aber keinen Bezug zu den Spiegel Titelbildern hat.
Zum Teil zeigt die folgende Galerie auch saftiges üppiges Grün. Sie zeigt aber auch zwei ehemalige Anglerteiche aus Mittelhessen. Ich wohne nicht allzu weit von einem der beiden Seen weg und konnte das langsame, für die Fische auch qualvolle Ende des Teiches miterleben.
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DER SPIEGEL ist eine der auflagenstärksten deutschen Wochenzeitschriften, und bei den Titelbildern legen sie sich richtig ins Zeug. Die SPIEGEL Cover schafften es sogar schon zu Ausstellungen in Museen. Für sämtliche Cover liegt das copyright bei DER SPIEGEL