Missmutig stapfte ich zum Bahnsteig hoch.
Mir gefiel nicht, wie der Tag bis jetzt gelaufen war. Wir hatten 13 Uhr. Ich hätte einiges erreichen können. Auf meiner To-do-Liste für den Vormittag hatten sinnvolle Dinge gestanden. Einkaufen, Aufräumen. Vor allen Dingen Krankengymnastik. Unangenehm schnell hatte sich der untere Rückenbereich die letzte Woche bei allen sich bietenden Gelegenheiten verspannt.
Dumm nur, dass ich nichts davon auf die Reihe bekommen hatte. Nicht einmal einen Spaziergang am Mainufer. Stattdessen hatte ich den Vormittag vor dem PC verbracht. Und angefangen hatte es natürlich mit dem Gedanken: „Ach, ich könnte ja nur noch mal kurz…“
Mir gefiel auch nicht, wie der Tag weiter laufen würde.
Nämlich mit harter ehrlicher Arbeit.
Eine Frau überholte mich am Eingang des Bahnsteigs. Sie mochte um die Fünfzig sein. Eine kleine zähe Gestalt, die mit einem guten halben Dutzend großer Tüten zügig voranging. Ihr Blick war seltsam. Ruhig, aggressiv und auf einen Punkt weit, weit weg, abseits der Menschen gerichtet. Nachdem ich ihre Kleidung genauer betrachtet hatte, stufte ich sie als Obdachlose ein.
„Die S-Bahn hat leider eine Verspätung von circa 10 Minuten. Wir bitten die Verspätung zu entschuldigen.“ kam es prompt aus den Lautsprechern.
Schön. Das Schicksal hatte uns 10 Minuten geschenkt. Was wir wohl damit anfingen?
Gesichter wurde verzogen. Routinierter Ärger machte sich breit. Zigaretten-Packungen wurden aus Taschen geholt. Smartphones bearbeitet. Ich stand dämlich in der Gegend rum und lauschte darauf, was mir die Verspannung im Lendenwirbelsäulenbereich so zu sagen hatte.
Irgendwann bemerkte ich, die Leute auf der linken Seite warfen verstohlene Blicke grob in meine Richtung.
War was?
Ich sah nach rechts. Die Obdachlose machte mit sturem Gesicht Yoga-Übungen. Meine Güte! War die gelenkig.
Alle anderen und ich standen wie ein Stück gefrorenes Holz am Bahnsteig.
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