Es gibt gute gesetzliche Rentensysteme und weniger gute. Wir sehen uns heute die deutsche gesetzliche Rente im europäischen Vergleich an.

Mit der Rente ist es wie mit den meisten anderen Dingen auch.
Es gibt gute gesetzliche Rentensysteme und, nun, ja, weniger gute. Wir sehen uns heute die deutsche gesetzliche Rente im europäischen Vergleich an.
Vier wichtige Faktoren
4 maßgebliche Einflussgrößen habe ich uns rausgesucht:
Das gesetzliche Renteneintrittsalter
Das Durchschnittsalter
Die Steuer und Abgabenlast
Die Höhe der Renten
Gesamtwertung (5 Minuten Blog)
Gesamtwertung (Allianz)
Quellenangaben
Ach, und wie schneidet eigentlich die Rente im Vergleich zur Beamtenpension ab?!
Schauen wir mal. Vielleicht jammern wir ja nur auf hohem Niveau.
Das gesetzliche Renteneintrittsalter
Die Zahlen vor diesem Update hatten noch aus dem Jahr 2015 gestammt. Inzwischen gibt es neuere (aber nicht bessere) Daten.

Deutschland lag vor diesem Update (das Bezugsjahr ist nun 2018) noch auf dem letzten Platz. Das hat sich inzwischen geändert. Aber nicht, weil Deutschland überraschenderweise das Renteneintrittsalter gesenkt hätte.
Vielmehr gab es in der Europäischen Union eine Reihe knackiger Rentenreformen. Sie führten zu zu einer deutlichen Erhöhung des durchschnittlichen gesetzlichen Renteneintrittsalters der EU.
Betrug das mittlere Rentenalter 2015 noch 63,2 Jahre, stieg es mittlerweile EU-weit auf 64 Jahre an.
Den ersten Platz

belegen auch nach dem Update immer noch die Slowenen. Sie können bereits mit 61,8 Jahren in Rente. Dicht verfolgt von…
Silber und Bronze…

… teilen sich die Luxemburger und die Griechen. Beide lassen mit 62 Jahren den Bleistift fallen.
Die rote Laterne

geht an Italien. Sie gehen gesetzlich mit 66,8 Jahren in Rente. Warum das nicht von ungefähr kommt, sehen wir gleich im nächsten Kapitel.
Theorie und Praxis
Das gesetzliche Renteneintrittsalter spielt natürlich eine große regulatorische Rolle. Wichtiger ist jedoch natürlich für viele das tatsächliche Renteneintrittsalter. Sobald ich dazu die Daten für die einzelnen EU-Staaten habe, werde ich das hier verlinken.
Das Durchschnittsalter

Man wird alt und taugt nichts mehr
Da kann die Politik noch so viel die Erfahrung und Expertise älterer Mitarbeiter loben. Alles in Allem läuft es auf eine einfache harte Wahrheit hinaus. Nur neue Besen kehren gut.
Wir schauen in dem Kapitel auf die Überalterung der einzelnen EU-Staaten. Welchen Ländern droht der demografische Kollaps theoretische Rentenansprüche praktisch ins Leere laufen zu lassen? Und, vor allem, welche Staaten haben noch Zeit?
Der erste Platz

geht an Irland. Deren mittleres Alter beträgt gerade einmal 38, 1. Sie sind neben der aktuellen Nummer 2 der einzige Staat, der noch unter der 40 bleibt
Silber und Bronze

Der zweite Platz geht erneut an Luxemburg. Ihr durchschnittliches Alter liegt bei 39,5 Jahren.
Platz 3 ergattern die Schweden. Mit 40,5 Jahren sind sie aber auch nicht mehr die Jüngsten.
Die rote Laterne

bekommen die Italiener. Sie erreichen ein Durchschnittsalter von stolzen 47,2 Jahren. Das erklärt auch, warum sie (zumindest theoretisch, was ihr gesetzliches Renteneintrittsalter angeht) am spätesten in den Ruhestand wechseln.
Alles in allem überaltert die Europäische Union tatsächlich massiv. Das durchschnittliche Alter betrug vor dem Update 42,14 Jahre. Nun mit dem neuen Sachstand von 2020 liegt es mittlerweile bei 42,91 Jahren.
Die Steuer- und Abgabenlast

Verschiebebahnhof
Man könnte natürlich an der Stelle auch den reinen Beitragsatz zur Rentenversicherung nehmen.
Doch das würde bei uns Deutschen definitiv zu kurz greifen. Der aus Steuern finanzierte Bundeszuschuss zur gesetzliche Rente beträgt mittlerweile mehr als ein Drittel der Einnahmen der gesetzlichen Rentenversicherung. (und summiert sich aus dem allgemeinem Bundeszuschuss, dem Zusatzbundeszuschuss und einem separaten zusätzlichen Bundeszuschuss zusammen) Da ist also ein gigantischer Verschiebebahnhof entstanden.
Der erste Platz

Da sieht man mal. Man muss nur lange genug warten. Dann relativiert sich vieles von allein. Für den vergleichsweise späten Renteneintritt (Gäbe es die Italiener nicht, wäre die rote Laterne beim gesetzlichen Renteneintrittsalter nach Irland gegangen) werden die Iren mit einer unglaublich niedrigen Steuer- und Abgabenlast belohnt. Eine Quote von 32,2% beschert ihnen den Spitzenplatz.
Silber und Bronze

Hier änderte sich durch das Update nichts. Wie beim letzten Mal haben sich die Polen die Silbermedaille geholt. Sie kommen auf eine Steuer und Abgabenlast von 34,8 %
Dicht auf den Fersen sind ihnen die Dänen. Sie bekommen die Bronzemedaille für eine Belastungsquotequote von 35,2 %.
Die rote Laterne

leuchtet ganz alleine für Belgien. 51,5%. Da kommt auch Deutschland nur annähernd ran.
EU-weit sank die Steuern- und Abgabenlast seit dem letzten Update erstaunlicherweise leicht von 42,2 % auf 41,5 %.
Alle Werte beziehen sich hierbei auf kinderlose Single. Statista liefert aber auch die Werte für eine Familie mit 2 Kindern. Wenn ihr an dem Datensatz mehr Interesse habt, schreibt es doch einfach unten in die Kommentare.
Die Höhe der Renten

Ohne Moos nix los. Das gilt leider auch in der Rente.
Hier schauen wir, wie hoch die gesetzliche Standardrente (netto) im Vergleich zum durchschnittlichen Nettoverdienst liegt.
Und das beste habe ich uns für den Schluss aufgehoben. Hier präsentiert sich Deutschland von seiner stärksten Seite! Stritten wir uns bei bei den anderen Kriterien immer um den letzten Platz, schaffen wir es bei der Höhe der Standardrenten fast bis ins hintere Mittelfeld!
Der erste Platz

geht an Italien. Italienische Rentner bekommen 91,8% eines durchschnittlichen Arbeitnehmerlohns. Ja, die ehren wirklich noch die Alten.
Silber und Bronze

Als nächstes tauchen (mal wieder) die Luxemburger auf. Bei ihnen liegt das Standardrentenniveau genauso bei 90,1 % des Nettoeinkommens. Ganz knapp dahinter, mit 89,9 %, folgen die Österreicher.
Die rote Laterne

hält in der EU Polen fest in der Hand. Ihre Standardrente liegt bei schlappen 35,1 %.
Der Mittelwert des Rentenniveaus sank damit seit dem letzten Update deutlich von 70,9 % auf 67,4 % ab.
Gesamtwertung (5 Minuten Blog)
Es gibt natürlich eine Vielzahl an Möglichkeiten sich eine Gesamtwertung zusammen zu basteln. Ihr werdet im nächsten Kapitel auch eine alternative Gesamtwertung (nämlich die von der Allianz vorfinden).
Ich vergab einfach dem letzten jeder Einzelwertung 0 Punkte, und für jeden höheren Platz jeweils einen Punkt mehr, so dass der Erstplazierte dann 19 Punkte bekam. (Eine Ausnahme bildete das Durchschnittsalter. Hier fehlten wie immer mit Kroatien, Malta & Zypern die üblichen Verdächtigen. Statista listete diesmal allerdings auch Bulgarien mit auf.)
Der erste Platz

Das habt Ihr wahrscheinlich schon erwartet. Dafür tauchte dieses Land zu häufig in den Einzelwertungen vorne auf. Der erste Platz…

geht an Luxemburg! Zwar haben auch die Luxemburger eine Steuer- und Abgabenlast von 37,5 % . Aber eine Standardrente von 90,1 % des durchschnittlichen Nettogehalts macht den Braten wieder fett. Sie haben auch mit einem mittleren Alter von 39,5 Jahren und einem gesetzlichen Renteneintrittsalter von 62 den zweit-jüngsten EU-Durchschnitt.
Sie führen somit die Gesamtwertung souverän mit 69 Punkten an. (und das ohne in einzigen Kategorie je gewonnen zu haben)
Silber

Den zweiten Platz ergattert die Slowakei. Sie haben vergleichbare Werte wie die Luxemburger. Nur immer ein wenig schlechter. (Rentenalter 62,2 Jahre/ Standardrente 65,1 %/ Steuern&Abgaben 41,2 %/ Durchschnittsalter 41 Jahre)
Die Slowakei liegt mit 53 Punkten im Gesamt-Ranking erstaunlich weit hinter dem Ersten.
Bronze

Polen erreicht den dritten Platz. Da kann man schon mal erstaunt gucken, denn beim Rentenniveau kamen sie über den allerletzten Platz nicht hinaus . (Rentenalter 62,5 Jahre/ Standardrente 35,1 %/ Steuern&Abgaben 34,8 %/ Durchschnittsalter 41,3 Jahre)
Sie kommen in der Gesamtwertung auf 48 Punkte.
Die rote Laterne
nahmen vor 3 Jahren noch die Briten mit nach Hause. Die Rentenhöhe (kümmerliche 29 % bezogen auf das letzte Nettogehalt) erwies sich bei ihnen als die entscheidende Stellgröße. Aber nun, dank des Brexits, sind sie die rote Laterne los…

Man, ist das peinlich.
Deutschland landet mit seinem gesetzlichen Rentensystem auf dem letzten Platz. Wir kommen auf ein gesetzliches Renteneintrittsalter von 65,5 Jahren (Sachstand 2018. Siehe Quellenangabe. Inzwischen gilt für 2021 65,66 Jahre) Ein mittleres Alter von 45,9 Jahren, eine Steuern- und Abgabenlast von 49 % sowie ein Rentenniveau von 51,9 %)
Wir landen mit 8 Punkten wirklich abgeschlagen auf dem letzten Platz des Gesamtrankings. Selbst Italien, der vorletzte, ergatterte immerhin noch 23 Punkte.
Gesamtwertung (Allianz)
Natürlich müsst Ihr meine Herangehensweise an die Thematik nicht für der Weisheit letzter Schluss halten. Und wie es uns das ZDF so gerne weiß macht: mit dem Zweiten sieht man (angeblich) besser. Ich stelle Euch deshalb noch eine weitere Gesamtwertung zur Verfügung.

Einen anderen Weg die staatlichen Rentensysteme zu beurteilen ging die Allianz. Sie schuf für weltweit 70 Staaten 3 Hauptfaktoren.
Die Ausgangslage. Die Knackpunkte stellen hier die voraussichtliche Überalterung und Verschuldung in 30 Jahren dar. (Deutschland, duck dich!)
Die Nachhaltigkeit. Treffen die Länder geeignete Maßnahmen, um 2050 nicht völlig verblüfft wie der Ochs vor’m Berg zu stehen?
Und als letztes: Der Lebensstandard. Ob die Alten in 30 Jahre genügend Geld haben werden einen angemessenen Lebensstandard aufrechterhalten zu können?
Die Allianz kombinierte diese 3 Hauptfaktoren für jeden Staat zu einer handlichen Punktezahl. Ich habe hier nur die Nicht-EU-Mitglieder herausgekürzt, ansonsten aber die Reihenfolge belassen. Wenn Euch jedoch das gesamte Ranking interessiert, bei den Quellenangaben gibt es auch zum Chart einen Link.
Und los geht’s:
| Platz | Staat |
| 1 | Schweden |
| 2 | Belgien |
| 3 | Dänemark |
| 4 | Niederlande |
| 5 | Tschechien |
| 6 | Irland |
| 7 | Luxemburg |
| 8 | Slowakei |
| 9 | Italien |
| 10 | Finnland |
| 11 | Estland |
| 12 | Deutschland |
| 13 | Österreich |
| 14 | Spanien |
| 15 | Ungarn |
| 16 | Slowenien |
| 17 | Portugal |
| 18 | Frankreich |
| 19 | Polen |
| 20 | Griechenland |
Ein Blick auf die Landkarte der Europäischen Union offenbart, wer in der Gesamtwertung der Allianz besonders gut wegkommt.

Im oberen Viertel des Rankings tummeln sich ausnahmslos die nördlichen Staaten. Deutschland und Österreich gelangen in dieser Wertung nur auf Plätze des hinteren Mittelfeldes (12 und 13).
Moment mal! In der Europäischen Union gibt es doch nicht nur 20 Mitglieder?! Wo ist der Rest?
Richtig. Die EU bestand vor dem Austritt des Vereinigten Königreiches aus 28 Mitgliedern. Doch die meisten der verwendeten Listen ließen einige Staaten unter den Tisch fallen. Kroatien zum Beispiel, weil es erst seit 2013 Mitglied ist. Malta tauchte vermutlich aufgrund seiner Einwohnerzahl nicht auf.
Quellenangaben
- Das Renteneintrittsalter – Auswandern (Sachstand 2018)
- Das Durchschnittsalter – Statista (Sachstand 2020)
- Die Steuer und Abgabenlast – Statista (Sachstand 2020)
- Die Höhe der Renten – Auswandern (Sachstand 2019)
Gesamtwertung Allianz – Pension Report /SPIEGEL (Sachstand 2019)
Und wie gut schneidet die deutsche gesetzliche gesetzliche Rente im Vergleich zur Beamtenpension ab?

In dem Beitrag Rente versus Pension tauchen die beiden wichtigsten Faktoren (Rentenhöhe und Bezugsdauer) erstmals in einem Diagramm zusammen auf.
Ich verrate wahrscheinlich nicht zuviel, wenn Ihr an der Stelle bereits erfahrt, es gibt einen klaren Sieger.
Was meint Ihr dazu? Das würde mich interessieren! Schreibt Eure Gedanken doch einfach in die ⇓Kommentar-Box unten ⇓ rein![sc_fs_faq html=“false“ headline=“h2″ img=“27925″ question=“Wie gut schneidet die deutsche gesetzliche Rente in der EU ab?“ img_alt=““ css_class=““] Sehr schlecht. In einer GESAMTWERTUNG der Faktoren gesetzliches Renteneintrittsalter/ Durchschnittsalter/ Rentenniveau/ sowie Steuern- und Abgabenbelastung belegt Deutschland den letzten Platz [/sc_fs_faq]

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