In the long run

Wie gut schneidet die deutsche gesetzliche Rente in der EU ab? (Update)

Es gibt gute gesetzliche Rentensysteme und weniger gute. Wir sehen uns heute die deutsche gesetzliche Rente im europäischen Vergleich an.
Ein Bild aus der guten alten Zeit?

Mit der Rente ist es wie mit den meisten anderen Dingen auch.

Es gibt gute gesetzliche Rentensysteme und, nun, ja, weniger gute. Wir sehen uns heute die deutsche gesetzliche Rente im europäischen Vergleich an.

Vier wichtige Faktoren

4 maßgebliche Einflussgrößen habe ich uns rausgesucht:

Das gesetzliche Renteneintrittsalter
Das Durchschnittsalter
Die Steuer und Abgabenlast
Die Höhe der Renten
Gesamtwertung (5 Minuten Blog)
Gesamtwertung (Allianz)
Quellenangaben
Ach, und wie schneidet eigentlich die Rente im Vergleich zur Beamtenpension ab?!

Schauen wir mal. Vielleicht jammern wir ja nur auf hohem Niveau.

Das gesetzliche Renteneintrittsalter

Die Zahlen vor diesem Update hatten noch aus dem Jahr 2015 gestammt. Inzwischen gibt es neuere (aber nicht bessere) Daten.

Der große, böse schwarze Pfeil zeigt auf Deutschland

Deutschland lag vor diesem Update (das Bezugsjahr ist nun 2018) noch auf dem letzten Platz. Das hat sich inzwischen geändert. Aber nicht, weil Deutschland überraschenderweise das Renteneintrittsalter gesenkt hätte.

Vielmehr gab es in der Europäischen Union eine Reihe knackiger Rentenreformen. Sie führten zu zu einer deutlichen Erhöhung des durchschnittlichen gesetzlichen Renteneintrittsalters der EU.

Betrug das mittlere Rentenalter 2015 noch 63,2 Jahre, stieg es mittlerweile EU-weit auf 64 Jahre an.

Den ersten Platz

belegen auch nach dem Update immer noch die Slowenen. Sie können bereits mit 61,8 Jahren in Rente. Dicht verfolgt von…

Silber und Bronze…

… teilen sich die  Luxemburger und die Griechen. Beide lassen mit 62 Jahren den Bleistift fallen.

Die rote Laterne

geht an Italien. Sie gehen gesetzlich mit 66,8 Jahren in Rente. Warum das nicht von ungefähr kommt, sehen wir gleich im nächsten Kapitel.

Theorie und Praxis

Das gesetzliche Renteneintrittsalter spielt natürlich eine große regulatorische Rolle. Wichtiger ist jedoch natürlich für viele das tatsächliche Renteneintrittsalter. Sobald ich dazu die Daten für die einzelnen EU-Staaten habe, werde ich das hier verlinken.

Das Durchschnittsalter

Der große, böse, schwarze Pfeil zeigt auf Deutschland

Man wird alt und taugt nichts mehr

Da kann die Politik noch so viel die Erfahrung und Expertise älterer Mitarbeiter loben. Alles in Allem läuft es auf eine einfache harte Wahrheit hinaus. Nur neue Besen kehren gut.

Wir schauen in dem Kapitel auf die Überalterung der einzelnen EU-Staaten. Welchen Ländern droht der demografische Kollaps theoretische Rentenansprüche praktisch ins Leere laufen zu lassen? Und, vor allem, welche Staaten haben noch Zeit?

Der erste Platz

geht an Irland. Deren mittleres Alter beträgt gerade einmal 38, 1. Sie sind neben der aktuellen Nummer 2 der einzige Staat, der noch unter der 40 bleibt

Silber und Bronze

Der zweite Platz geht erneut an Luxemburg.  Ihr durchschnittliches Alter liegt bei 39,5 Jahren.

Platz 3 ergattern die Schweden. Mit 40,5 Jahren sind sie aber auch nicht mehr die Jüngsten.

Die rote Laterne

bekommen die Italiener. Sie erreichen ein Durchschnittsalter von stolzen 47,2 Jahren. Das erklärt auch, warum sie (zumindest theoretisch, was ihr gesetzliches Renteneintrittsalter angeht) am spätesten in den Ruhestand wechseln.

Alles in allem überaltert die Europäische Union tatsächlich massiv. Das durchschnittliche Alter betrug vor dem Update 42,14 Jahre. Nun mit dem neuen Sachstand von 2020 liegt es mittlerweile bei 42,91 Jahren.

Die Steuer- und Abgabenlast

Der große, böse schwarze Pfeil zeigt immer noch auf Deutschland

Verschiebebahnhof

Man könnte natürlich an der Stelle auch den reinen Beitragsatz zur Rentenversicherung nehmen.

Doch das würde bei uns Deutschen definitiv zu kurz greifen. Der aus Steuern finanzierte Bundeszuschuss zur gesetzliche Rente beträgt mittlerweile mehr als ein Drittel der Einnahmen der gesetzlichen Rentenversicherung. (und summiert sich aus dem allgemeinem Bundeszuschuss, dem Zusatzbundeszuschuss und einem separaten zusätzlichen Bundeszuschuss zusammen) Da ist also ein gigantischer Verschiebebahnhof entstanden.

Der erste Platz

Da sieht man mal. Man muss nur lange genug warten. Dann relativiert sich vieles von allein. Für den vergleichsweise späten Renteneintritt (Gäbe es die Italiener nicht, wäre die rote Laterne beim gesetzlichen Renteneintrittsalter nach Irland gegangen) werden die Iren mit einer unglaublich niedrigen Steuer- und Abgabenlast belohnt. Eine Quote von 32,2% beschert ihnen den Spitzenplatz.

Silber und Bronze

Hier änderte sich durch das Update nichts. Wie beim letzten Mal haben sich die Polen die Silbermedaille geholt. Sie kommen auf eine Steuer und Abgabenlast von 34,8 %

Dicht auf den Fersen sind ihnen die Dänen. Sie bekommen die Bronzemedaille für eine Belastungsquotequote von 35,2 %.

Die rote Laterne

leuchtet ganz alleine für Belgien. 51,5%. Da kommt auch Deutschland nur annähernd ran.

EU-weit sank die Steuern- und Abgabenlast seit dem letzten Update erstaunlicherweise leicht von 42,2 % auf 41,5 %.

Alle Werte beziehen sich hierbei auf kinderlose Single. Statista liefert aber auch die Werte für eine Familie mit 2 Kindern. Wenn ihr an dem Datensatz mehr Interesse habt, schreibt es doch einfach unten in die Kommentare.

Die Höhe der Renten

Der große, böse schwarze, ach, was soll’s

Ohne Moos nix los. Das gilt leider auch in der Rente.

Hier schauen wir, wie hoch die gesetzliche Standardrente (netto) im Vergleich zum durchschnittlichen Nettoverdienst liegt.

Und das beste habe ich uns für den Schluss aufgehoben. Hier präsentiert sich Deutschland von seiner stärksten Seite! Stritten wir uns bei bei den anderen Kriterien immer um den letzten Platz, schaffen wir es bei der Höhe der Standardrenten fast bis ins hintere Mittelfeld!

Der erste Platz

geht an Italien. Italienische Rentner bekommen 91,8% eines durchschnittlichen Arbeitnehmerlohns. Ja, die ehren wirklich noch die Alten.

 

Silber und Bronze

Als nächstes tauchen (mal wieder) die Luxemburger auf. Bei ihnen liegt das Standardrentenniveau genauso bei 90,1 % des Nettoeinkommens. Ganz knapp dahinter, mit 89,9 %, folgen die Österreicher.

Die rote Laterne

hält in der EU Polen fest in der Hand. Ihre Standardrente liegt bei schlappen 35,1 %.

Der Mittelwert des Rentenniveaus sank damit seit dem letzten Update deutlich von 70,9 % auf 67,4 % ab.

Gesamtwertung (5 Minuten Blog)

Es gibt natürlich eine Vielzahl an Möglichkeiten sich eine Gesamtwertung zusammen zu basteln. Ihr werdet im nächsten Kapitel auch eine alternative Gesamtwertung (nämlich die von der Allianz vorfinden).

Ich vergab einfach dem letzten jeder Einzelwertung 0 Punkte, und für jeden höheren Platz jeweils einen Punkt mehr, so dass der Erstplazierte dann 19 Punkte bekam. (Eine Ausnahme bildete das Durchschnittsalter. Hier fehlten wie immer mit Kroatien, Malta & Zypern die üblichen Verdächtigen. Statista listete diesmal allerdings auch Bulgarien mit auf.)

Der erste Platz

Bild von Shad0wfall auf Pixabay

Das habt Ihr wahrscheinlich schon erwartet. Dafür tauchte dieses Land zu häufig in den Einzelwertungen vorne auf. Der erste Platz…

geht an Luxemburg! Zwar haben auch die Luxemburger eine Steuer- und Abgabenlast von 37,5 % . Aber eine Standardrente von 90,1 % des durchschnittlichen Nettogehalts macht den Braten wieder fett. Sie haben auch mit einem mittleren Alter von 39,5 Jahren und einem gesetzlichen Renteneintrittsalter von 62 den zweit-jüngsten EU-Durchschnitt.

Sie führen somit die Gesamtwertung souverän mit 69 Punkten an. (und das ohne in einzigen Kategorie je gewonnen zu haben)

Silber

Den zweiten Platz ergattert die Slowakei. Sie haben vergleichbare Werte wie die Luxemburger. Nur immer ein wenig schlechter. (Rentenalter 62,2 Jahre/ Standardrente 65,1 %/ Steuern&Abgaben 41,2 %/ Durchschnittsalter 41 Jahre)

Die Slowakei liegt mit 53 Punkten im Gesamt-Ranking erstaunlich weit hinter dem Ersten.

Bronze

 Polen  erreicht den dritten Platz. Da kann man schon mal erstaunt gucken, denn beim Rentenniveau kamen sie über den allerletzten Platz nicht hinaus . (Rentenalter 62,5 Jahre/ Standardrente 35,1 %/ Steuern&Abgaben 34,8 %/ Durchschnittsalter 41,3 Jahre)

Sie kommen in der Gesamtwertung auf 48 Punkte.

Die rote Laterne

nahmen vor 3 Jahren noch die Briten mit nach Hause. Die Rentenhöhe (kümmerliche 29 % bezogen auf das letzte Nettogehalt) erwies sich bei ihnen als die entscheidende Stellgröße. Aber nun, dank des Brexits, sind sie die rote Laterne los…

Man, ist das peinlich.

Deutschland landet mit seinem gesetzlichen Rentensystem auf dem letzten Platz. Wir kommen auf ein gesetzliches Renteneintrittsalter von 65,5 Jahren (Sachstand 2018. Siehe Quellenangabe. Inzwischen gilt für 2021 65,66 Jahre) Ein mittleres Alter von 45,9 Jahren, eine Steuern- und Abgabenlast von 49 % sowie ein Rentenniveau von 51,9 %)

Wir landen mit 8 Punkten wirklich abgeschlagen auf dem letzten Platz des Gesamtrankings. Selbst Italien, der vorletzte, ergatterte immerhin noch 23 Punkte.

Gesamtwertung (Allianz)

Natürlich müsst Ihr meine Herangehensweise an die Thematik nicht für der Weisheit letzter Schluss halten. Und wie es uns das ZDF so gerne weiß macht: mit dem Zweiten sieht man (angeblich) besser. Ich stelle Euch deshalb noch eine weitere Gesamtwertung zur Verfügung.

Einen anderen Weg die staatlichen Rentensysteme zu beurteilen ging die Allianz. Sie schuf für weltweit 70 Staaten 3 Hauptfaktoren.

Die Ausgangslage. Die Knackpunkte stellen hier die voraussichtliche Überalterung und Verschuldung in 30 Jahren dar. (Deutschland, duck dich!)

Die Nachhaltigkeit. Treffen die Länder geeignete Maßnahmen, um 2050 nicht völlig verblüfft wie der Ochs vor’m Berg zu stehen?

Und als letztes: Der Lebensstandard. Ob die Alten in 30 Jahre genügend Geld haben werden einen angemessenen Lebensstandard aufrechterhalten zu können?

Die Allianz kombinierte diese 3 Hauptfaktoren für jeden Staat zu einer handlichen Punktezahl. Ich habe hier nur die Nicht-EU-Mitglieder herausgekürzt, ansonsten aber die Reihenfolge belassen. Wenn Euch jedoch das gesamte Ranking interessiert, bei den Quellenangaben gibt es auch zum Chart einen Link.

Und los geht’s:

Platz Staat
1 Schweden
2 Belgien
3 Dänemark
4 Niederlande
5 Tschechien
6 Irland
7 Luxemburg
8 Slowakei
9 Italien
10 Finnland
11 Estland
12 Deutschland
13 Österreich
14 Spanien
15 Ungarn
16 Slowenien
17 Portugal
18 Frankreich
19 Polen
20 Griechenland

Ein Blick auf die Landkarte der Europäischen Union offenbart, wer in der Gesamtwertung der Allianz besonders gut wegkommt.

Bildquelle Wikipedia

Im oberen Viertel des Rankings tummeln sich ausnahmslos die nördlichen  Staaten. Deutschland und Österreich gelangen in dieser Wertung nur auf Plätze des hinteren Mittelfeldes (12 und 13).

Moment mal! In der Europäischen Union gibt es doch nicht nur 20 Mitglieder?! Wo ist der Rest?

Richtig. Die EU bestand vor dem Austritt des Vereinigten Königreiches aus 28 Mitgliedern. Doch die meisten der verwendeten Listen ließen einige Staaten unter den Tisch fallen. Kroatien zum Beispiel, weil es erst seit 2013 Mitglied ist. Malta tauchte vermutlich aufgrund seiner Einwohnerzahl nicht auf.

Quellenangaben

  • Das Renteneintrittsalter – Auswandern (Sachstand 2018)
  • Das Durchschnittsalter – Statista (Sachstand 2020)
  • Die Steuer und Abgabenlast – Statista (Sachstand 2020)
  • Die Höhe der Renten – Auswandern (Sachstand 2019)

Gesamtwertung Allianz – Pension Report /SPIEGEL (Sachstand 2019)

Und wie gut schneidet die deutsche gesetzliche gesetzliche Rente im Vergleich zur Beamtenpension ab?

In dem Beitrag Rente versus Pension tauchen die beiden wichtigsten Faktoren (Rentenhöhe und Bezugsdauer) erstmals in einem Diagramm zusammen auf.

Ich verrate wahrscheinlich nicht zuviel, wenn Ihr an der Stelle bereits erfahrt, es gibt einen klaren Sieger. 

Was meint Ihr dazu? Das würde mich interessieren! Schreibt Eure Gedanken doch einfach in die Kommentar-Box unten ⇓ rein![sc_fs_faq html=“false“ headline=“h2″ img=“27925″ question=“Wie gut schneidet die deutsche gesetzliche Rente in der EU ab?“ img_alt=““ css_class=““] Sehr schlecht. In einer GESAMTWERTUNG der Faktoren gesetzliches Renteneintrittsalter/ Durchschnittsalter/ Rentenniveau/ sowie Steuern- und Abgabenbelastung belegt Deutschland den letzten Platz [/sc_fs_faq]

markus

View Comments

  • Der Witz ist die 3,45 % Rentenerhöhung! 3,45 % von nix = Nix. Das macht sich nicht einmal bemerkbar. Arbeiten bis 67! Was ein Witz, selbst mit 50 findest Du keinen Job mehr. Bin jetzt mit 60 Arbeitslos und muss noch bis 67 durchhalten, als alleinstehende Frau heißt das, Hartz IV ab 62 Jahre, da ich Anspruch auf ALH1 für 2 Jahre habe. Ich habe 2 Kinder großgezogen, ohne Kita und Rundumbetreuung von 0 Jahre an, musste immer schön jahrelang Zuhause bleiben. Unsere Regierungen räumten die Rentenkasse leer für den Bergbau und was weiß ich nicht alles. Migratenimigration pro Asylant 800.000 EUR pro Jahr! Ich krieg nicht mal eine Weiterbildung und komme beim Arbeitsamt in die Intensivbetreuung. Aber keiner geht auf die Straße. Geld wird in Konzerne gepum pt, die ihre Umsätze nicht mal in der BRD versteuern. Danke , liebe CDU/SPD und Grüne, ihr seid absolute Versager.

    • Hallo Karen, Danke für deinen Kommentar. Bei der Auflistung der Parteien darf jedoch die FDP nicht vergessen werden. Sie trug gerade in den 90er Jahren unter den Kohl-Kabinetten IV und V einige wirklich üble Rentenreformen mit

  • Europa ist eine sehr geile Idee, doch was die Politik davon macht, ist das Allerletzte.
    Ungerechtigkeiten insbesondere zum Nachteil Deutschlands wo Du nur hinguckst.
    Mit der Rente war schon lange klar, dass wir die Dummen sind, aber dass es so extrem ist hätte ich nicht gedacht.
    Und der Irrsinn: Wir zahlen jetzt mit unseren Steuergeldern die Mrd. Euro Corona Hilfe, für Länder, wo die Menschen früher in Rente gehen als wir, und auch noch weniger Steuern zahlen als wir.
    So muss ich ehlich sagen, habe ich keine Lust mehr auf Europa.
    Es ist ja schon sogar so weit, dass der östereichische Bundeskanzeler die Interessen der deutschen Steuerzahler wahr nimmt, und nicht die Merkel.
    Mein Fazit bei der nächsten Wahl: eine Anti - Europa Partei wählen, ...

    • Robin, die EU wäre eine gute Idee. Leider haben die Vorantreiber NICHT dafür gesorgt, in dieser aufgeblähten EU, fuer gleiche Ausgangsdaten zu sorgen ! Jedes Land hat eine eigene Verfassung! Jedes Land hat unterschiedliche Lohnstrukturen ! Jedes Land hat unterschiedliche Sozialsytheme(interessant fuer Migranten) ! Jedes Land hat, wie im Artikel beschrieben, total unterschiedliche Rentensystheme ! Sowas kann nicht wirklich funktionieren ! Wir werden nie die Vereinigten Staaten von Europa ! Nie

    • UPDATE AHEAD

      Hallo Robin, Danke für Deinen Kommentar. Der Beitrag Wie gut schneidet die deutsche gesetzliche Rente in der EU ab hat inzwischen fast ein Jahr auf dem Buckel. Und einiges hat sich getan. Vor allen Dingen mit dem Brexit. Irgendwann im September werde ich deshalb ein Update raushauen. Dann auch mit einer zweiten Gesamtbewertung. Nämlich wie sieht der Versicherungskonzern Allianz die europäischen Rentensysteme

    • Hallo Norbert, Danke für Deinen Kommentar!

      In Norberts Link stellt das Magazin Focus eine gewagte Prognose auf. Die Rentenkasse werde 2023 keine zinsbedingten Verluste mehr machen. Mit Prognosen ist das aber so eine Sache. Besonders, wenn sie die Zukunft betreffen. Ich fürchte, 2023 ist eine sehr optimistische Schätzung. Wie denkt Ihr darüber?

      • Ich denke auch 2023 ist die Kriese vorbei wir haben eine andere Währung wahrscheinlich die DM.Eine veränderte Weltordnung zu Gunsten der Mittelschicht und vor allem den Rentner.

  • Alle Finanzminister finanzierten und finanzieren aus den Rentenbeiträgen viele wichtige allgemeinstaaliche Aufgaben intransparent (Schattenhaushalt). So bezahlen seit dem allein die gesetzlich Sozialversicherten einen Großteil wichtige staatliche Aufgaben: (Absicherung des Arbeitsmarktrisikos durch Rentenzahlung
    Bestandsschutz für Renten in den neuen Bundesländern
    Renten für Aussiedler
    Ausgleich von NS-Unrecht
    Ausgleich von SED-Unrecht.
    Kinder Betreuungsgeld
    Familienausgleich (Kinderzeiten für vor 1921 geborene Frauen,
    Waisenrenten)
    Berücksichtigungszeiten, Kindererziehungszeiten,
    Renten für Ersatzzeiten (Kriegsdienst, Gefangenschaft)
    Integration von Vertriebenen und Aussiedlern
    Transfer in die neuen Bundesländer
    Beteiligung an Absicherung bei Arbeitslosigkeit, Renten wegen
    Arbeitsmarktlage
    Vorgezogene Renten (z. B. bei Altersteilzeit)
    Mindestrenten
    Anerkennung für Ausbildungszeiten, Höherbewertung der ersten drei Versicherungsjahre
    Ansprüche Behinderter in geschützten Einrichtungen
    Krankenversicherung der Rentner (KVdR), (die Pflegeversicherung der Rentner (PVdR) tragen die Rentner selbst)
    Zusatzabkommen mit USA, Israel, Kanada
    Rentenanteile, soweit sie in der Höhe des Barwertes der Rente bezogen auf die Lebenserwartung von der durchschnittlichen Lebenserwartung einer Mannesrente ab 65. bzw. 67. Lebensjahren abweichen
    Durchlaufende Posten, bei denen die GRV nur als Verwalter tätig ist (Knappschaftszuschüsse, DDR-Zusatzversorgung)
    Bundesmittel für die Demografische Last
    Organisations- und Gestaltungshoheit durch den Bund
    Mitfinanzierung anderer Sozialsysteme durch die GRV (Reha,
    Berufsförderung)
    Anteilige Verwaltungskosten für versicherungsfremde Leistungen,
    ganz neu die Mütterrente)
    Das lässt sich alles recherchieren, wenn man die Rentenversicherung in Zahlen, in Zeitreihen, die jährlichen Presseseminare in Würzburg und so weiter, genau verfolgt. Dies ist in diesem Vortrag genau erklärt: https://www.youtube.com/watch?v=2Bm2uHKOUb4
    Man braucht nur viel Zeit. s. auch Ulrich Reinecke/DRV, Prof.
    Winfried Schmähl, Klaus J. Klumpers-Die Enteignng der Altersrentner, etc.

      • Das sind nur einige der Aufgaben, die man der GRV aufgeschultert hat. Unter Adenauer hat man eben darauf geachtet, dass die Verwalter der GRV keine Bilanzierung aller Ausgaben gesetzl. nachweisen müssen. Jeder andere Treuhänder fremder Gelder wäre schon im Knast. Gleichwohl wäre eine umlagefinanzierte gesetzl. Rentenversicherung, die alle Einkommen erfasst, wirklich solidarisch. Dann hätten wir auch eine völlig andere Rentenpolitik. Beamte haben sich allerdings nach 1948 einen extra Artikel ins GG gebastelt: Artikel 33, Absatz 5 (entgegen dem Artikel 3), wonach sie nach "hergebrachten" Grundsätzen zu alimentieren sind. Da fragt man sich welche? Die aus dem Ständestaat des 19. Jahrhunderts oder von vor 1945? Schließlich begründet doch sogar das BVerfG in einem Urteil v. 27.09.2005 2 BvR 1387/02; Hergebrachte Grundsätze des Beamtentums im Sinne des Art.33 Abs.5 GG Und verweist hier in den Abs. 86/87 (von 148) auf den § 10 des preußischen Pensionsgesetzes vom 27.3.1872. Das BVerfG hat zur Beamtenbesoldung befunden, dass fiskale Engen die Alimentationspflicht Nicht beeinträchtigen dürfen, besonders nicht die Angemessenheit!
        Die Seite von Knut Albrecht - Rentenreform-alternative ist übrigens sehr gut und informiert umfassend.

  • Das sollte man wissen:
    Steuerzuschüsse aus dem Bundeshaushalt zur gesetzl. Rentenversicherung - Die etwa 80-100 Mrd. - der sogenannte [viel zu geringe] Bundeszuschuss - sind Ersatzleistungen, die der Bund zahlen muss [§213 SGB VI], weil der Finanzminister aus den Rentenbeiträgen allgemeinstaatliche, gesamtgesellschaftliche Aufgaben finanziert! Und weil seit 1957 jedes Jahr zu wenig an die gRV zurück erstattet werden, schuldet der Bund der gRV, also den Rentenversicherten, bis heute rund 800 Mrd. Euro!!! Der Staat bedient sich, nicht umgekehrt. Die Ausgaben der Rentenversicherung sind nicht gleich Rentenausgaben! Eine transparente alle Ausgaben bilanzierende Buchhaltung müssen die Rentenverwalter nicht nachweisen! So muss man sich nicht wundern, wenn die GRV geschwächt ist, wenn ihr permanent Mittel entzogen werden durch direkten Zugriff bisher aller Finanzminister, damit ist die Selbstverwaltungsautonomie der GRV außer Kraft, und das seit 1955, nur ein Beispiel für alle anderen Jahre: Ein paar Zahlen zur Erinnerung:
    Noch im Jahr 2005 bezifferte die Bundestagsdrucksache 16/55 die Höhe der ungedeckten versicherungsfremden Leistungen in der Rentenversicherung für das Jahr 2003, je nach Definition, auf 6 bzw. 19 Mrd. Euro.[1] Und im Jahr 2010 meinte der Präsident der Deutschen Rentenversicherung Bund H. Rische mit Blick auf den Bundeszuschuss: „Werden solche Ausgaben – wie in der gemeinsamen Abschätzung von BMGS[2] und VDR aus dem Jahre 2004 – unter der Rubrik „nicht beitragsgedeckte Leistungen“ zusammengefasst, so finanzieren die Bundeszuschüsse gegenwärtig zwar einen großen Teil davon, aber nicht deren vollen Umfang. So lautet auch das Ergebnis einer jüngsten Aktualisierung der damaligen Abschätzung.“[3] Im Jahr 2012 veröffentlichte die Deutsche Rentenversicherung eine Studie zum Thema. Danach betrugen die versicherungsfremden Leistungen im Jahr 2009 nach der Abgrenzung solcher Leistungen aus früheren Jahren 47,3 Mrd. Euro. Unter Einrechnung der Transferleistungen lag der Betrag sogar bei 70,7 Mrd. Euro. Die Bundeszuschüsse machten nur 57,3 Mrd. Euro aus.[4] Nach diesen Zahlen blieben die Beitragszahler auf 13,4 Mrd. Euro sitzen.
     [1] BT-Drucksache 16/65, S. 376.
    [2] BMGS ist die Abkürzung für das damals noch existierende Bundesministerium für Gesundheit und Soziale Sicherung.
    [3] H. Rische, Bundesvertreterversammlung der Deutschen Rentenversicherung Bund am 24. Juni 2010 in Frankfurt am Main, S. 9-10.
    [4] Deutsche Rentenversicherung Heft 1, März/April 2012, S. 3.
    Die Tatsache, dass sowohl die Politik als auch die Justiz die Offenlegung von versicherungsfremden Leistungen praktisch verhindern, zwingt die Frage auf, wer von dem Zustand profitiert. So hat zum Beispiel die Bundesregierung zuletzt am 10.11.2005 in der Bundestagsdrucksache 16/65 (S. 331) bestätigt, dass die nicht durch Bundeszahlungen ersetzten versicherungsfremden Leistungen in Renten-, Kranken- und Arbeitslosenversicherung 65 Milliarden Euro pro Jahr betragen. Das ist praktisch ein Sondersteuertopf, für den ausschließlich Beitragszahler und Rentner aufkommen. Umgekehrt heißt das, dass insbesondere Politiker, höhere Beamte und Richter erheblich davon profitieren, hierfür nicht zur Kasse gebeten zu werden.
    Siehe auch: https://www.adg-ev.de/index.php/publikationen/publikationen-altersvorsorge/1387-versicherungsfremde-leistungen-2015

    • Hey Antje, Danke für Deinen sehr schönen Link! Ich habe mir die Freiheit genommen, ihn in Fettschrift zu setzen. Er ist aktueller, als der Link, den ich eingesetzt hatte, und listet Versicherungsfremde Leistungen sogar bis ins Jahr 2018 auf.

  • Interessant an dem Thema ist für mich, dass die deutsche Wirtschaft und damit auch deren Arbeiter und Angestellten die europäische Gemeinschaft als Nettozahler unterstützt. Das müsste eigentlich dazu führen, dass die Arbeiter und Angestellten der unterstützten Länder im Rentenvergleich schlechter abschneiden als wir. Das Gegenteil kann doch eigentlich von unseren Politikern, die auch die Interessen unserer Arbeiter und Angestellten zu vertreten haben, nicht hingenommen werden! Aber der deutsche Michel lässt sich wieder einmal alles gefallen!

    • Heute habe ich einen Vergleich der Renten in Europa bekommen. Wir sind Letzer in der prozentualen Bemessungsgrundlage! Traurig! Dagegen zum Beispiel Holland bei denen gibt es 106 Prozent vom Lohn! Die machen etwas richtig und wir falsch!

      • Hallo Joachim, Danke für deinen Kommentar! Soweit ich weiß lag das Standardrentenniveau in Holland bei 100,6 %(Stand 2017) Hier nochmal der Wikipedia-Eintrag dazu. Aber vollkommen egal ob 100,6 oder 106 Prozent. Ja! Du hast recht. Sie machen was richtig und wir was falsch.

        Leider

    • Hallo, Joachim, danke für deinen Kommentar. Ich stimme Dir voll zu!

      Allerdings vermute ich stark, unsere Politiker haben ein stärkeres Interesse daran, die europäische Solidarität zu vertreten.

  • Interessante Darstellung - gute Arbeit. Als besonderen Faktor für das nicht so besondere Abschneiden der deutschen Rentenversicherung würde ich allerdings das Faktum der Wiedervereinigung ins Feld führen wollen: das hat wohl kein anderer Staat aus dem Vergleichsfeld zu bewältigen gehabt - etliche hunderttausend Rentenempfänger zu integrieren, für die keine müde Beitragsmark zu Buche stand.

    • Wir hätten/Könnten auch eine Rente von ca 75 % evtl. 80 % haben, und mit 65 in die Rente gehen, wenn uns von H K bis A M nicht einen mind 2 stelli Millia € Betrag aus der Rentenkasse Entnommen/Gestohlen Hätten, und/oder wieder Eingezahlt Hätten.

      • Hallo Johann, Danke für deinen Kommentar.

        Der Griff in die Rentenkasse ist ein interessantes Thema. Wenn ihr richtig frustriert werden wollt, empfehle ich Euch diese Seite für den Einstieg. Sie kommt auf 700 Milliarden versicherungsfremder Leistungen bis 2015

        • Dies auch: Wer weiß heute noch, dass der Gesetzgeber 1955 im Zusammenhang mit der Umstellung der Rentenversicherung vom Kapitaldeckungs- zum Umlageverfahren die Rückzahlung seiner Schulden, die er bei den Rentenversicherungsträgern hatte, mit der Begründung verweigerte, dass der Bund ja sowieso Steuermittel zur Verfügung stellt, wenn die Beiträge zur Finanzierung der Renten nicht ausreichen sollten? Das waren immerhin etwa 14,5 Mrd. Mark, bei einem Haushaltsvolumen 1956 von etwa 30 Mrd. Mark“ (Quellen: Bundestagsdrucksache 1659, S. 67; Die Angestellten-Versicherung 1956, Heft1,S. 1).

    • Dafür ist aber ein Solidaritätsbeitrag erhoben worden. Man hätte die Renten der Wiedervereinigung aus Steuermitteln finanzieren müssen und nicht aus der Rentenkasse. Sehr viele Sozialleistungen werden aus der Rentenkasse finanziert, so auch die Mütterrente. Dass so viele sog. arme Länder in verschiedenen Kategorien vor Deutschland liegen, ist für mich ein Indiz dafür, dass Deutschland ein sehr schlechtes System hat, welches dringend der Reform bedarf.

      • Hallo Renate, hallo Thomas. Danke für eure Kommentare. Ja, das deutsche gesetzliche Rentensystem braucht dringend eine Reform! Leider steht zu befürchten, dass die Rentenkommission die Misere verschlimmbessern wird.

Published by
markus
Tags: Rente