Der Ruhestand will strategisch geplant sein. Und die entscheidenden Weichen werden gleich zu Beginn gestellt. Sollten junge Erwachsene eine Rente oder eine Pension anstreben?
Die Rente bekommt, wer als Arbeitnehmer zuvor während des Arbeitslebens in die gesetzliche Rentenversicherung eingezahlt hat.
Das gesetzliche Renteneintrittsalter liegt bei den meisten Arbeitnehmern bei 67 Jahre.
Ein vorbildlicher Arbeitnehmer, der immer brav gearbeitet hat, wird nach 45 Jahren, in denen er genau so viel verdient hat wie der Durchschnitt zum (Eck)Rentner. Er erhält ein (Standard)Rentenniveau von 48 %.
Und wenn ich kein so vorbildlicher Arbeitnehmer war?
Dann bekommst Du halt weniger.
(Wenn es Dir ein kleiner Trost ist: Du bist nicht alleine. Kaum jemand erreicht dieses Rentenniveau. Die Standardrente liegt zur Zeit bei knapp über 1500 €. Kranken- und Pflegeversicherung braucht man dabei schon nicht mehr abzuziehen. Das Standardrentenniveau bezieht sich nämlich auf die Nettorente.
Der Zahlbetrag der Durchschnittsrente liegt mit 906 € (Stand 2018) weit darunter.
Eine Pension erhält, wer als Beamter das Pensionsalter erreicht hat.
Das (theoretische) Zugangsalter zur Pension liegt bei den meisten Beamten ebenfalls bei 67 Jahre. Wenn Euer primäres Ziel darin besteht, wirklich möglich fix in den Ruhestand zu gelangen, solltet Ihr versuchen, Offizier im fliegerischen Dienst der Bundeswehr zu werden. Ihr könnt Euch dann mit 41 in die Pension verabschieden. (Die dann allerdings auch mit 57 % etwas geringer ausfällt.) Stichwort: BO 41
Es war einmal und ist nicht mehr. Ihr habt vielleicht wie ich noch im Kopf, die Pensionen betragen 75% des letzten Bruttoeinkommens. Nun, dieses Huhn wurde zumindest ein wenig gerupft:
Maximal kann ein Beamter inzwischen 72% seines letzten Gehalts bekommen. Er erhält dabei für jedes Dienstjahr 1,8 % der ruhegehaltfähigen Bezüge. (die genauen Zahlen findet ihr auf der Seite beamtenbesoldung.org)
sind zugegebenermaßen wahrscheinlich Gesundheit und Liebe. Leichter messen lässt sich jedoch das liebe Geld und die Rentenbezugsdauer.
Theoretisch sollte es bei dem Startzeitpunkt keine Unterschiede zwischen Beamten und Arbeitnehmern geben. Beide verabschieden sich mit den regulären 67 Lebensjahren in den (wohlverdienten) Ruhestand.
Es läuft in der Praxis natürlich etwas anders. Das tatsächliche Renteneintrittsalter für Arbeitnehmer liegt 3 Jahre niedriger (bei 64,3 Jahren). Noch gravierender fällt der Unterschied bei den Beamten auf. Sie hängen bereits mit 62,2 Jahren die Schuhe an den Nagel.
Auf der anderen Seite lauert leider der Tod.
Und auch hier gibt es Unterschiede zwischen ehemaligen Arbeitnehmern und Beamten. Die Hans-Böckler-Stiftung hat dies auf ihrer Seite recht gut herausgearbeitet. (Sie bezog noch das Einkommen in ihrer Studie mit ein) Es lässt sich etwas vereinfacht sagen, Pensionäre haben eine um 2 Jahre erhöhte Lebenserwartung gegenüber Rentnern.
Die durchschnittliche Rentenhöhe betrug 2018 etwa 1020 € brutto. Theoretisch müssten dann noch Steuern abgezogen werden. Die meisten Rentnern liegen jedoch immer noch weit unter dem Steuerfreibetrag. In der Praxis wird jedoch tatsächlich der halbe Krankenversicherungsbeitrag sowie der volle Beitrag zur Pflegeversicherung abgezogen. Das macht dann ein Minus von knapp 11 %, so dass wir bei monatlich 906 € netto landen.
Pensionäre müssen dagegen mit happigeren Abzügen leben. Sie zahlen im Mittel monatlich etwa 500 € an Steuern. Hinzu kommen etwa 200 € Kosten pro Monat für ihre Krankenversicherung. Die meisten Rentner werden trotzdem gerne mit ihm tauschen. Schließlich verbleibt einem durchschnittlichen Pensionär 2300 € netto im Monat.
Das sieht nicht gut aus.
Bereits deutlich schlagen Pensionäre Rentner bei der Rentenbezugsdauer. Sie können durch ein früheres Renteneintrittsalter sowie eine höhere Lebenserwartung 20,6 Jahre lang ihren Ruhestand genießen. Der durchschnittliche Rentner kommt hingegen nur auf 16,5 Jahre.
Noch ärger sieht es bei den Finanzen aus. Rentner kommen hier im Mittel auf Netto-Zahlungen von 196.000 € während ihrer gesamten Rentenzeit. Nicht schlecht, der Specht. Es wirkt allerdings ziemlich mickrig im Vergleich zu den 607.000 €, welche Pensionäre während ihres gesamten Ruhestands erhalten.
Und damit haben wir auch die Antwort auf die Eingangsfrage. Wem es um einen möglichst langen finanziell abgesicherten Ruhestand geht, sollte unbedingt eine Karriere als Beamter anstreben.
Leichter gesagt als getan. Es gibt in Deutschland gut 1,7 Millionen Beamte (Stand 2019) Erwerbstätige gibt es dagegen deutlich mehr: Nämlich 45,3 Millionen. (Ebenfalls Stand 2019) Ziehen wir von diesen 45 Millionen noch die Selbstständigen und die Beamten ab, verbleiben immer noch knapp 40 Millionen Arbeitnehmer.
Ihr müsst es also durch dieses Nadelöhr schaffen, um zu einem qualitativ hochwertigen Ruhestand zu gelangen.
Was meint Ihr dazu? Das würde mich interessieren! Schreibt Eure Gedanken doch einfach in die ⇓Kommentar-Box unten ⇓ rein!
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Noch interessanter finde ich, daß Beamte keinen Cent in eine Pensionskasse einzahlen aber dafür mehr bekommen und auch andere wesentlich Vorteile haben und der Rentner seine Rente erarbeiten muß, während die Jünger von Bismarck nur noch es sich gut gehen lassen können
Hallo Gerechtigkeitsfanatiker, Danke für deinen Kommentar. Bei gut einem Fünftel Beamte im Bundestag haben sie leider auch eine gute Unterstützung
Dann kommt noch hinzu:im Osten Deutschlands haben wir jetzt an vielen Schulen in mehreren Bundesländern die Tatsache geschaffen, dass Beamte (junge Lehrer) und Nichtbeamte (ältere Lehrer) die gleiche Arbeit machen, aber später ganz unterschiedliche Gelder erhalten. Und natürlich bereits jetzt schon. Ohne Ausgleich!
Hallo Heike, danke für deinen Kommentar. Außerdem gehen beamtete Lehrer deutlich früher in Pension. Im Mittel nämlich mit 63 Jahren