Dies und das

Fahrkartenautomat des Grauens

Der Fahrkartenautomat – Ein Wunderwerk der Technik. Wenn er funktioniert Bildquelle Pixabay Fotograf anaterate

Ich hatte schon dysfunktionale Fahrkartenautomaten vor der Nase gehabt. Manchmal hatte der Fahrkartenautomat kein Geld angenommen. Manchmal hatte nicht einmal das Display funktioniert. Da bleibt einem nichts anderes übrig. Man muss wie das gehetzte Kaninchen aus Alice im Wunderland zum Fahrkartenautomat am anderen Ende des Bahnsteigs rennen. Die S-Bahn hat sowie immer Verspätung. Man wird es also noch schaffen, rechtzeitig ein Ticket zu ziehen.

Ach. Heute kommt sie tatsächlich mal pünktlich.

Ich glaubte vor einem Jahr den maximal möglichen Tiefpunkt von Automaten im Umgang mit Menschen erlebt zu haben. Sowohl der Fahrkartenautomat am vorderen Ende als auch der Fahrkartenautomat am hinteren Ende versagte seinen Dienst.

Aber schlimmer geht immer.

Der S-Bahn Surfer reitet entspannt die Welle, auch bei spiegelglatter See Bildquelle: Pixabay Fotograf: Peggy_marco

Das Tunnelgewölbe verstärkte das Klacken ihrer Schuhe. Eine Frau mit hohen Absätzen eilte hinab zu meinem Ausgang des Bahnsteigs.

„Der andere Fahrkartenautomat ist defekt.“ erklärte sie, als die Frau meinen Blick bemerkte. Ihr Atem ging keuchend. Sie trug ein enges Kleid und war etwas pummelig. Aber der Stress ließ sie aufblühen.

Bei dem Fahrkartenautomat in meiner Nähe schien alles in Ordnung zu sein. Der Monitor leuchtete. Es ließ sich sogar ihr Fahrziel eingeben. Auch am Münzeinwurf konnten Münzen eingeworfen werden. Die Dinge entwickelten sich immer besser. Das interne Prüfwerk akzeptierte ihre beiden 2-Euro-Münzen, sowie die 1-Euro-Münze. Irgendein Verarbeitungsgeräusch erklang.

„Gott sei Dank!“ hauchte sie. 

Dann hörten die Verarbeitungsgeräusche auf.

Nichts tat sich.

Sie zog skeptisch den Kopf nach hinten. Dann sackte sie etwas zusammen. Ihr Zielradar erfasste mich. „Und jetzt?“

Versuchsweise schlug ich gegen eine Stelle, von der ich annahm, ein Ticket, das sich nahe des Auswurfs befand, könnte sich dadurch lösen.

Nichts löste sich.

Erneut geriet ich in ihre Visier-Linie. „Oben ist ein Schalter der Deutschen Bahn. Der Mann hilft ihnen bestimmt gern weiter.“ versuchte ich es.

Sie drehte sich um und klackte weg.

Ein paar Minuten später hätte meine S-Bahn kommen müssen, und noch einmal zehn Minuten später klackte es schallend von der Treppe wieder runter.

„Wissen sie, was er gesagt hat?!“ schnauzte sie mich an. Die Frau blühte unter Wut auf. Es war allerdings beängstigend.

„Nein.“

„Die Deutsche Bahn ist nicht für die Automaten des RMV zuständig!“

„Und weiter?“

„Nichts weiter!“

„Was ist mit ihrem Ticket?“

„Da kann er nichts machen.“

„Was ist, wenn Kontrolleure kommen?“

„Nicht sein Bier.“

„Und was ist mit ihren 5 Euro?“

„Nicht! Sein! Bier!“

Die Frau versuchte noch eine Weile lang die Service-Nummer, die am Fahrkartenautomat verzeichnet war, anzurufen.

Bis meine S-Bahn einfuhr, kam sie nicht über die Warteschleife hinaus. So lässt sich natürlich auch ein Gewinn am Fahrkartenautomat steigern.

Und noch mehr herausfordernde Gelegenheiten, sich im öffentlichen Nahverkehr entspannen zu können, findet ihr unter dem Schlagwort S-Bahn-Surfer

markus

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