Politik

Und so sieht die Politik auf Deutschlands Bevölkerungspyramide

Ganz bestimmt interessieren sich unsere Politiker für uns. Und für unser langfristiges Wohlergehen.

Das Reichstagsgebäude: Sitz des Bundestags / Bildquelle Pixabay / Fotograf Couleur

Es gibt jedoch etwas, was Politiker noch mehr umtreibt.

Das nächste Wahlergebnis.

Das Projekt Wiederwahl und die Bevölkerungspyramide

Der blutige Laie würde an Stelle der Berufspolitiker mit der Gießkanne Wohltaten ziellos über das Volk ausschütten. So wird sich die Wiederwahl doch wohl sichern lassen! Oder etwa nicht?!

Der Vollblut-Politiker weiß jedoch, wie wichtig ein effizienter Einsatz finanzieller Mittel ist.

Zwei Hebel

Beim Verteilen des Geldes der Steuerzahler existieren 2 Hebel, an denen sich wirkungsvoll mit Verlängerung arbeiten lässt. Nicht jedes Wahlgeschenk rentiert gleichermaßen. Es lohnt sich zielgenauer zu verteilen! 

  1. Wie viele Wahlberechtigte hat die jeweilige Altersgruppe überhaupt?
  2. Und wie hoch ist deren Wahlbeteiligung denn?!
1. Wie viele Wahlberechtigte haben die jeweiligen Altersgruppen?

Es gibt insgesamt knapp 62 Millionen Wahlberechtigte in Deutschland. Und sie verteilen sich so über Deutschlands Bevölkerungspyramide:

Wie Ihr seht verteilt sich die Bevölkerung keineswegs gleichmäßig über alle Altersgruppen. Deutschlands Bevölkerungspyramide beginnt genaugenommen erst mit dem bösen zweiten Teilstrich. Dieser Teilstrich liegt bei 45.

Ein schönes Alter. Ein Großteil des Arbeitsleben liegt bereits hinter den Wahlberechtigten. Es ist auch ein Alter, an dem man die eigene Rente stärker in den Fokus nimmt. Und natürlich, was die Parteien für die eigene Rente denn so tun.

Damit das mit der Rente aber auch klappt, muss es natürlich irgendjemanden geben, der die Beiträge zahlt. Wir sollten also alles unterhalb des bösen zweiten Teilstriches als notwendigen Unterbau zu Deutschlands Bevölkerungspyramide akzeptieren.

2. Wie hoch ist die Wahlbeteiligung in den einzelnen Altersstufen?

Die Wahlbeteiligung über alle Altersstufen hinweg liegt im Großen und Ganzen bei etwa 75 Prozent.

Im kleinen und gemeinen gilt der einfache Satz: Je oller, je doller

Gefangen in der Zange

Das sieht nicht gut aus. Die Jungen werden also von zwei Seiten in die Zange genommen. Zum einen wählen sie seltener. Zum anderen hat sich die Ratio von 1:1 Wahlberechtigten des Jahres 1972 massiv verschlechtert. Sie liegt nun bei etwa 1:1,7. Oder andersrum ausgedrückt…

Die Wahlberechtigten nach Alter

55% der Wahlberechtigten, bzw. gut 60% der tatsächlichen Wähler haben ihre (zukünftige) Rente bei der Abgabe der Stimme fest im Blick.  

Das erklärt auch die zahlreichen Wahlversprechen, welche die Groko in den letzten Jahren machte. Die Mütterrente, Rente mit 63, Ausweitung der Mütterrente, sowie zahlreiche teure Ideen zur Anhebung des Rentenniveaus bei verrenteten Geringverdienern. Die Politiker schmieren hier schlicht den silver ager Honig um den Bart. 

Da alle Parteien 60% Wählerpotenzial, nun, ja, wertschätzen, hat fast jede Partei ihr eigenes Ding am Start.

  • Grundrente oder auch Respekt-Rente heißt die Anbiederung an die 60% bei der SPD
  • Lebensleistungsrente nennt die CDU ihr Rentenkonzept
  • Basisrente lautet der Name bei der FDP. (Was vielleicht keine so gute Idee war. Die meisten denken da natürlich an die Rürup-Rente)
  • Und die AFD hat gleich 3 Rentenkonzepte am Start

-Moment mal!

Ja?

-Und was ist mit den Verbesserungen der Politik für die Jungen? Für den Unterbau von Deutschlands Bevölkerungspyramide? Willst Du die einfach so unter den Tisch fallen lassen? Was ist mit dem Gute-Kita-Gesetz und dem Starke-Familien-Gesetz zum Beispiel?

Die zählen nicht wirklich.

-Die zählen nicht wirklich?! Der Bund lässt sich das Gute-Kita-Gesetz 5,5 Milliarden kosten! Und das Starke Familien-Gesetz schlägt mit 1,5 Milliarden zu Buche!

Ja, ja. Aber die Kosten verteilen sich bei den beiden Gesetzen auch über die Jahre. Beim Gute-Kita-Gesetz bis 2022. Und beim Starke-Familien-Gesetz ebenfalls für die kommenden 3 Jahre. 

-Und was kostet die Respekt-Rente?

Hubertus Heil Bildquelle Wikipedia

Tja. Vielleicht hat Hubertus Heil sie ja auf den letzten Cent genau ausrechnen lassen. Falls er das tat, hat ihm jedenfalls das Ergebnis nicht gefallen. Er beziffert die Kosten auf einen mittleren einstelligen Milliarden-Betrag jährlich. Renten-Experte Raffelhüschen kommt jedenfalls auf Kosten, die mit Sicherheit im zweistelligen Milliardenbereich liegen. Tun wir Hubertus Heil den Gefallen und rechnen naiver weise tatsächlich nur mit 5 Milliarden pro Jahr. Dann sieht der letzte Chart zur Sicht der Politik auf Deutschlands Bevölkerungspyramide so aus:

Das Gute-Kita-Gesetz und das Starke-Familien-Gesetz werden zusammen also nur halb so viele Kosten verursachen wie eine mögliche Grundrente. 

40% jüngere Wähler sind nun mal weniger als 60% ältere Wähler.

Da beißt die Maus keinen Faden ab.

markus

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markus
Tags: Rente