Veröffentlicht: 24. April 2023
Die Grunderwerbssteuer (GES) ist eine Steuer, die nur beim Erwerb von Immobilien anfällt und von den Käufern gezahlt wird.
Ihre Höhe hat eine lange und wechselvolle Geschichte hinter sich. Mitte der 80er Jahre lag sie z. B. für alle Bundesländer bei gerade einmal 2%. Eine erste massive Erhöhung erfolgte 1987. Bundesrat und Bundestag einigten sich damals auf einen neuen Steuersatz von 3,5%. Die Käufer von Immobilien mussten hierbei fast eine Verdoppelung der Grunderwerbssteuer hinnehmen.
Es sollte sich jedoch zeigen, dass die finanzielle Belastung hier keineswegs am Ende der Fahnenstange angelangt war. 2006 beschloss der Gesetzgeber, die Höhe der GES sei nun Sache der Bundesländer. Und das leitete (bis auf den Freistaat Bayern) ein gewaltiges Drehen an der Steuerschraube ein. Vier Länder haben inzwischen sogar die Grunderwerbssteuer auf 6,5% angehoben. (nämlich Nordrhein-Westfalen, das Saarland, Schleswig-Holstein und Thüringen.)
Wie entwickelte sich also das Aufkommen der Grunderwerbssteuer seit 2006? Konnte es mit dem Anstieg der Inflationsrate mithalten? Mal schauen, wer als Erster durch das Ziel läuft!
Manchmal finde ich von etwas eine weit in die Vergangenheit reichende Datenreihe. Dann vergleiche ich unter dem Stichwort Inflation die jeweilige Datenreihe mit der offiziellen Inflationsrate langfristig. Die Inflationsdaten stammen von dieser Seite.
Nun habe ich mir die Entwicklung der Grunderwerbssteuer angeschaut. Die Datenreihe startet 2006. Dem letzten Jahr also, bevor die Höhe der GES Ländersache wurde. Damals lag das Aufkommen bei 6,1 Milliarden €.
Klatscht man auf der anderen Seite alle Inflationsraten seit 2006 aufeinander, ergibt sich die Gesamt-Inflation. (Genaugenommen multipliziert man die einzelnen Inflationsraten miteinander.) Sie beträgt seit 2006 34 %.
Auf gut Deutsch: Der Preis einer durchschnittlichen Ware sollte seit 2006 um gut ein Drittel zugelegt haben.
Wie hat sich das Aufkommen der Grunderwerbssteuer im Vergleich zur gesamten Inflation entwickelt? Nun, hier ist der Chart:
Das sieht nicht gut aus.
Die blaue Linie steht für das Aufkommen der Grunderwerbssteuer. Die rote für die Gesamtinflation.
Wir landen mittlerweile bei der GES bei einem Multiplikator von 280 %, was einem Anstieg von 180 % entspricht. Von den anfänglichen 6,1 Milliarden €) (2006) losgehend, sind wir inzwischen bei 17,1 Milliarden € angekommen.
Die offizielle (Gesamt-)Inflationsrate kommt dagegen gerade mal auf einen Faktor von 134 %(und entsprechend einem Anstieg von 34 %).
Wie so vieles andere auch steigt das Aufkommen der Grunderwerbssteuer deutlich aggressiver als die allgemeine Inflationsrate.
…wenn er mit Verlängerung schafft.
Ähnliches lässt sich auch über die Geldentwertung sagen.
Die durchschnittliche offizielle Inflationsrate liegt bei 1,8 % pro Jahr seit 2006.
Einen Tick höher liegt die Entwicklung beim Aufkommen der GES. Hier kommen wir pro Jahr auf eine durchschnittliche Erhöhung von 6,6 %. Das macht etwas weniger als 5 % Differenz pro Jahr. Keine allzu große Differenz sollte man meinen.
Allerdings läuft die Reihe auch bereits seit 16 Jahren. Ach, wenn es bloß diesen blöden Zinseszins nicht gäbe. Wir kommen somit immer noch auf einen Unterschied von 146 %!
Nein. Statistik-Tricks. Wir werden enteignet. Es geschieht nur so langsam, dass wir es nicht bemerken. Philipp Röslers Gleichnis vom Frosch im kalten Wasser kommt hier wieder ins Spiel. Wenn man einen Frosch in kaltes Wasser werfe und die Temperatur langsam erhöhe, merke der das erst, wenn es zu spät sei.
Wenn ihnen die Grunderwerbssteuer zu hoch ist, sollen sie doch in Miete bleiben
Und hier findet ihr unter dem Schlagwort Inflation noch mehr Langzeit-Rennen Inflationsrate vs. Herausforderer. Zum Beispiel…
Die Erhöhungen des Rundfunkbeitrags
Die Erhöhungen der Diäten der Bundestagsabgeordneten
Die Partei-Zuschüsse
Der Bundesetat
Die Kirchensteuer
Das Aufkommen der Grunderwerbsteuer
Der Bußgeldkatalog
Der Butterpreis
Die Kosten für das Trinkwasser
Der Bierpreis auf dem Oktoberfest
Der Preis für einen Hamburger (McDonalds)
Der Focus
Die Bild
Das Wirtschaftsmagazin brand eins
Die Kinokarte
Die Kosten für ein Flug-Ticket
Das Ticket für die Frankfurter Buchmesse
Der Mindestunterhalt der Düsseldorfer Tabelle
Der Target2-Saldo,
Die Geldmenge M3
Der deutsche Beitrag zum EU-Haushalt
Das Spendenaufkommen der Deutschen
Die Mieten
Der Strompreis
Der Standardbrief
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