Filme mit Zeitreisen gibt es wie Sand am Meer. Doch in welchen Filmen stecken die Schauspieler in einer Zeitschleife fest?!

Aktualisiert 15. Juni 2023

„ZEITSCHLEIFE?! Hat hier einer was von Zeitschleife gesagt?!“ Das Murmeltier. Wappentier aller Zeitschleifen-Filme! Bildquelle Pixabay/ Fotograf Kasabubu

Es kommt nicht oft vor, dass ich ins Kino gehe und eine wirklich neue großartige Idee sehe.

Aber 1993 war es wieder soweit. Ich tat mir Und täglich grüßt das Murmeltier an. So einen Handlungsverlauf hatte ich noch nicht gesehen. Ein frustrierter Wettermoderator gerät in eine Zeitschleife…

…und muss einen frustrierenden Tag immer wieder durchleben. Und so unbefriedigend das für den Wettermann war, so ergreifend war es für mich. Den halben Film lang hatte ich eine Gänsehaut.

Es ging anscheinend vielen Leuten so. Nach dem Murmeltiertag entstand eine ellenlange Liste ähnlicher Filme, die allesamt die Zeitschleife banden.

Heute aber befassen wir uns ausnahmsweise nur mit einem einzigen Loop. Und zwar der Zeitschleifen-Perle

Primer (2004)

Zu Beginn des Films erfinden 2 Ingenieure eine schuhschachtelgroße Büchse der Pandora. Sie wissen selbst nicht so genau, was es mit dem Teil auf sich hat. Und da es noch niemand zuvor benutzt hat, können sie auch niemanden nach Risiken und Nebenwirkungen fragen. Egal. Es wird schon gutgehen.

Im Strudel gefangen

Sie stellen nach einer Weile fest, diese Büchse der Pandora kann zwar Zeitschleifen generieren, aber eine größere Maschine würde ihnen größere Möglichkeiten bieten. Sie erschaffen also einen Zeitschleifengenerator, der Platz für einen Menschen bietet.

Jetzt können sie nach Belieben mit Zeitschleifen jonglieren. Protagonisten in anderen Zeitschleifen-Filmen nutzten das für allen möglichen abseitigen Scheiß. Hier haben wir es aber mit zwei staubtrockenen Ingenieuren zu tun. Sie beschränken sich darauf mit der Kenntnis von Aktienkursen Geld zu machen.

Damit beginnen Probleme, die sich nur auf eine einzige Weise lösen lassen: Dem Bau eines größeren, mächtigeren Generators, der allerdings wieder Probleme hervorruft, weshalb ein noch größerer, noch mächtigerer Zeitschleifengenerator gebaut wird. Der Film endet damit, dass einer der Ingenieure die Errichtung einer inzwischen lagerhallengroßen Büchse der Pandora überwacht. Hoffen wir mal, dass diese keine Schwierigkeiten mehr verursacht.

Aller Anfang ist schwer

Shane Carruth Bildquelle Wikipedia

Man kann beim besten Willen nicht behaupten, Shane Carruth hätten in Hollywood alle Türen offen gestanden.

Genaugenommen kannte ihn im Jahr 2000 dort niemand. Was auch kein Wunder war. In dem Jahr arbeitete Shane, der Ende zwanzig war, in South Carolina als Software-Entwickler für Flug-Simulationen. Er hatte Mathematik studiert und bis dahin bestand seine einzige Verbindung zur Filmmetropole darin Science-Fiction-Filme zu lieben.

Dann kam ihm die Idee zu Primer. Es verging ein gutes Jahr, in dem er an einem Drehbuch bastelte. Er rief nicht in Hollywood an, und sie riefen auch nicht zurück. Stattdessen fragte er Familie und Freunde, ob sie nicht Lust hätten, bei einem kleinen Film-Projekt mit zu machen. Die meisten hatten keine Lust. Weil sie ihn mochten, stockten sie jedoch das Budget des Projekts auf, bis es ganze 7000$ umfasste.

Selbst ist der Mann

Damit hatte Shane ein Drehbuch, ein paar Amateur-Schauspieler und das Budget. Ihm fehlte aber noch ein Hauptdarsteller. Er hatte bei einigen Provinz-Theater Schauspieler gefragt, ob sie bei seinem Kino-Film die Hauptrolle spielen wollten? Ja! Sie hatten Interesse! Mit Feuereifer versetzten sie sich in die Rolle eines unterkühlten Ingenieurs.

Genau das störte den Ingenieur Shane Carruth. Sie brachten ihm viel zu viel Dramatik in einfach jede Dialog-Zeile. Das konnte er ihnen auch nicht ausreden. Ihm schwebte jedoch eine unauffällige undramatische Hauptfigur vor. Nach ein paar kläglich gescheiterten Privat-Castings zog er schließlich die Notbremse. Na, gut. Dann spielte er die Rolle eben selbst.

Was die Regie anging, liebäugelte Shane mit dem Stil von Steven Soderberg. Er mochte es, wie Soderbergh kühle Farbfilter über das Rohmaterial legte, bis sie eine kalte Eleganz ausströmten. Tausend oder zweitausend Dollar hätte er für die Regie von Soderbergh hinblättern können, ohne das es das Budget sprengte. Soderbergh hätte sich für diese Mini-Beträge allerdings nicht mal das Drehbuch angeschaut. Carruth entschied sich also für eine kostengünstigere Variante. Dann führte er eben selbst Regie.

Der Marathon

Wie geht’s weiter? Die beiden Ingenieure merken, sie entfremden sich allmählich

Gut einen Monat später hatte er das Teil endlich im Kasten. Das wurde auch allerhöchste Zeit! Ungefähr ein Jahr, nachdem er die magische Idee gehabt hatte, fing das Projekt an, ihm zum Hals herauszuhängen. Es hatte einfach zu viel Mühsal gekostet. Das Drehbuch musste immer wieder verbessert und verändert werden, Leute für Primer begeistert werden, und ganz allgemein musste er immer umfangreichere Vorarbeiten leisten. Dieses zweite Jahr bis zum Dreh des Films hatte ihn einiges an Zeit und Nerven gekostet. Es war jetzt aber zum Glück vorbei und der Film in Kasten!

Zumindest die Rohversion war im Kasten.

Irgendwer musste aber noch die Postproduktion stemmen. Wer sollte sich die Mühe machen die ganzen Szenen zusammenzuschneiden? Irgendjemand musste sich auch noch in das Programm zur Nachbearbeitung reindenken, und die Effekte dann auch tatsächlich einfügen. Und ein Komponist für die Filmmusik fehlte übrigens auch noch. Die Antwort auf all die Fragen hieß natürlich immer Shane Carruth. Der biss tapfer die Zähne zusammen. Obwohl er bereits seit 12 Monaten auf dem Zahnfleisch geschlichen war, erledigte er die komplette Nachbearbeitung als Ein-Mann-Unternehmen selbst. 2 weitere Jahre nahm das alles in Anspruch. Dann kam der Film tatsächlich in die Kinos.

Wie ging es mit Shane Carruth und Primer weiter?

Primer wurde tatsächlich ein kleiner Publikums-Erfolg. Es heimste auf dem Sundance-Festival von Robert Redford einen Preis ein und gilt bei einigen wenigen Nerds als Kultfilm.

Auch finanziell könnte man meinen, der Film sei ein Riesen-Erfolg geworden. Er konnte tatsächlich seine Produktionskosten fast verachtzigfachen. Da kommen auch große Blockbuster wie die James Cameron Filme nicht mehr mit. Bedenkt man allerdings, die Produktionskosten haben gerade einmal bei 7000 $ gelegen, relativiert sich das Ergebnis auch schon. Nämlich auf einen nun eher handlichen Betrag von gut einer halben Million Dollar.

Mit Shane ging es nach dieser auslaugenden 4 Jahre dauernden Tour de Force erst mal gar nicht weiter. Es sollte fast ein Jahrzehnt vergehen, ehe er seinen nächsten Film drehte.

Kennt ihr noch weitere Filme mit Zeitschleife? Ja?! Schreibt sie mir!

Und hier sind die übrigen Zeitschleifen katalogisiert:

Zeitschleifen-Filme -Die Übersicht

  • die komplette Tabelle mit allen Zeitschleifen!
  • die Top Ten der erfolgreichsten Loops!
  • und sämtliche deutschen Loops erstmals auf einem Haufen versammelt!

Ihr kennt noch weitere Filme mit Zeitschleifen?? Das würde mich interessieren! Schreibt sie doch einfach in die  Kommentar-Box unten⇓ rein!

markus

Published by
markus
Tags: Film