Aktualisiert: 18. Mai 2023
Die Europäische Zentralbank hob vor einem Jahr Mitte Juli 2022 ihren Leitzins an. Das erste Mal seit mehr als 11 Jahren. Und zur Überraschung vieler Marktteilnehmer gleich um einen halben Prozentpunkt. Seitdem erhöhte sie den Leitzins in mehreren großen Schritten auf inzwischen aktuell 3,75 %.
Wir schauen, wie sich seitdem die Inflationsraten der großen Währungsräume entwickelten. Und wie die großen Notenbanken EZB, FED, BOJ darauf mit welchen Leitzinserhöhungen reagierten.
Im ersten Chart schauen wir, wie die EZB mit zur Zeit (Stand 12. Mai 2023) 3,75 % im Vergleich zu anderen großen Notenbanken dasteht.
Nun, ja. Bestenfalls mittelprächtig. Lediglich die Japaner haben noch negative Leitzinsen, nachdem sogar die Schweiz ihren Leitzins im September 2022 angehoben hat. Die EZB hinkt ansonsten im Vergleich mit den anderen bekannten Notenbanken jedoch erschreckend hinterher.
Bei einer Inflationsrate vom 6,9 Prozent in der Eurozone klafft da natürlich auch immer noch eine gewaltige Lücke.
Wie aber schlagen sich beim „Realzins“, also Inflation minus Leitzins die anderen großen Notenbanken?
Das sieht nicht gut aus. Von den 7 ins Visier genommenen Staaten
kommen inzwischen drei Notenbanken, nämlich die indische, die amerikanische, vor allem aber die chinesische (3 %), auf einen positiven Realzins.
Die Schweizer SNB hält sich mit -1,1 % zumindest noch nahe am neutralen Bereich.
Und danach fällt es auch schon steil bergab. Die Eurozone kämpft mit inzwischen -3,2 % Realzins mit Großbritannien und Japan um die rote Laterne.
Ist aber immer noch nicht schlimm. Die türkische Notenbank erreicht mit -51 % Realzins das Ende der Fahnenstange. Wie soll da Sparen oder Altersvorsorge überhaupt noch möglich sein?
Knapp ein Jahr Inflationsbekämpfung liegt nun hinter der EZB. Und im Vergleich mit anderen Notenbanken steht sie auch nicht besonders gut da. Ob sie wohl wenigstens in den letzten 5 Monaten seit der letzten Aktualisierung dieses Beitrags Fortschritte verbuchen kann im Kampf gegen die europäische Teuerung?!?
Ich habe hierzu noch einmal die alten Charts aus dem ursprünglich Ende Juli 22 veröffentlichten und im Dezember aktualisierten Beitrag hochgeladen:
Und das sieht auch nicht sonderlich gut aus.
Ja, die EZB konnte die Höhe ihres negativen „Realzinses“ (Leitzins – Inflationsrate) im Laufe der letzten 12 Monate doch deutlich reduzieren. Andrerseits lag sie noch nie im Vergleich der Notenbanken mal im Spitzenfeld. Um es freundlich auszudrücken: da ist noch Luft nach oben.
Die nötigen Rohdaten zur Erstellung des „Realzins“-Charts stammen von diesen Seiten und zwar mit dem Sachstand vom 12. Mai .2023 für den Leitzins, sowie März-April ’23 für die Inflation.
Auch interessant in dem Zusammenhang: Die Entwicklung des Realzinses 1970-2022
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