Der Bund hat, ohne großes Aufheben darum zu machen, mit dem Jahreswechsel 20/21 die Ausstellungsgebühr für den Personalausweis erhöht. Er stieg von 28,80 € auf 37 €. Das entspricht einer schlappen Erhöhung um 28 %. Unser Tunnelblick auf covid-19 bringt durchaus auch den ein oder anderen Vorteil mit sich (wenngleich leider nicht für uns selbst). Wer dieser Tage nicht gerade einen neuen Ausweis brauchte, bekam von den gestiegenen Kosten nichts mit.
Wie aber entwickelte sich der Preis für die Ausstellung eines neuen Personalausweises seit 1987? Konnte er über einen längeren Zeitraum mit dem Anstieg der Inflationsrate mithalten?
Mal schauen, wer als Erster durch das Ziel läuft!
Manchmal finde ich von etwas eine weit in die Vergangenheit reichende Datenreihe. Dann vergleiche ich unter dem Stichwort Inflation die jeweilige Datenreihe mit der offiziellen Inflationsrate langfristig. Die Inflationsdaten stammen von dieser Seite.
Nun habe ich mir die Entwicklung für die Kosten eines Personalausweises angeschaut. Die Datenreihe startete 1987. Die Ausstellung eines Personalausweises kostete damals 10 DM. Also umgerechnet 5,11 Euro.
Klatscht man auf der anderen Seite alle Inflationsraten seit 1987 aufeinander, ergibt sich die Gesamt-Inflation. (genaugenommen multipliziert man die einzelnen Inflationsraten miteinander.) Sie beträgt seit 1987 87 %.
Auf gut Deutsch: Der Preis einer durchschnittlichen Ware sollte sich seit 1987 knapp verdoppelt haben.
Wie hat sich nun die Gebühr für einen Personalausweis im Vergleich zur gesamten Inflation entwickelt?
Seht hier den Chart:
Das sieht nicht gut aus. Die blaue Linie steht für die Ausstellungsgebühr beim Personalausweis.
Obwohl die Kosten des Perso die meiste Zeit über nicht stiegen, liegen sie mittlerweile um Längen über der Gesamt-Inflation. Wir landen mittlerweile bei einem Faktor von 724 %. Von den anfänglichen 5,11 Euro losgehend, sind wir inzwischen bei 37 Euro angekommen. Grund dafür sind die drei Monstererhöhungen des Bundes. Der gigantische Schritt im Jahr 2010 fällt natürlich besonders ins Auge. Zu dem Zeitpunkt wurde der“alte“ Personalausweis durch den neuen scheckkartengroßen Personalausweis (ePersonalausweis) abgelöst.
Die offizielle (Gesamt-)Inflationsrate (rote Linie) hat sich dagegen nicht mal verdoppelt. (Sie kommt auf einen Multiplikator von 187 %.
Wie so vieles andere auch, entwickeln sich die Kosten für die Ausstellung des Personalausweises deutlich aggressiver als die allgemeine Inflationsrate.
…wenn er mit Verlängerung schafft.
Ähnliches lässt sich auch über die Geldentwertung sagen.
Die durchschnittliche offizielle Inflationsrate liegt bei 1,81% pro Jahr seit 1987.
Einen, na, vielleicht diesmal auch zwei oder drei Ticks höher liegt die Entwicklung der Gebühr für den Personalausweis. Hier kommen wir pro Jahr auf eine durchschnittliche Erhöhung von 5,8 %. Das macht eine Differenz von 4% pro Jahr. Kein allzu großer Unterschied sollte man meinen.
Allerdings läuft die Reihe auch bereits seit 34 Jahren. Ach, wenn es bloß diesen blöden Zinseszins nicht gäbe. Wir kommen somit immer noch auf einen Unterschied von mehr als 500 % %!
Nein. Statistik-Tricks. Wir werden enteignet. Es geschieht nur so langsam, dass wir es nicht bemerken. Philipp Röslers Gleichnis vom Frosch im kalten Wasser kommt hier wieder ins Spiel. Wenn man einen Frosch in kaltes Wasser werfe und die Temperatur langsam erhöhe, merke der das erst, wenn es zu spät sei.
Wenn ihnen der Personalausweis zu teuer ist, sollen sie doch den Reisepass beantragen!
Alle Charts in meiner Rubrik Wer steigt schneller? haben eine gleiche Basis. Sämtliche folgenden Preise werden durch den ersten verfügbaren Preis geteilt. Sie werden also auf den Preis des ersten Bilanzjahres normiert. Ich war beim Ausweis gezwungen das Jahr 1987 als erstes Bilanzjahr zu wählen.
Vor 1987 war nämlich die Ausstellung des Perso kostenfrei. Es gab keine Gebühr.
Und wir dürfen nun mal nicht durch Null teilen.
Und hier findet ihr unter dem Schlagwort Inflation noch mehr Langzeit-Rennen Inflationsrate vs. Herausforderer. Zum Beispiel…
Die Erhöhungen des Rundfunkbeitrags
Die Erhöhungen der Diäten der Bundestagsabgeordneten
Die Partei-Zuschüsse
Der Bundesetat
Die Kirchensteuer
Der Bußgeldkatalog
Der Butterpreis
Die Kosten für das Trinkwasser
Der Bierpreis auf dem Oktoberfest
Der Preis für einen Hamburger (McDonalds)
Der Focus
Die Bild
Die Kinokarte
Die Kosten für ein Flug-Ticket
Das Ticket für die Frankfurter Buchmesse
Der Mindestunterhalt der Düsseldorfer Tabelle
Der Target2-Saldo,
Die Geldmenge M3
Das Spendenaufkommen der Deutschen
Die Mieten
Der Strompreis
Der Standardbrief
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