Heute tritt der Bierpreis auf dem Oktoberfest im Rennen gegen die allgemeine Inflationsrate an.
Das Rennen ließ Statista bereits Anfang der Neunziger starten. Mal schauen, wer als Erster durch das Ziel läuft!
Manchmal finde ich von etwas eine weit in die Vergangenheit reichende Datenreihe. Dann vergleiche ich unter dem Stichwort Inflation die jeweilige Datenreihe mit der offiziellen Inflationsrate langfristig. Die Inflationsdaten stammen von dieser Seite.
Es geht heute um die Entwicklung des Bierpreises auf dem Oktoberfest.
Man sollte meinen, der sei die letzten Jahre nur mäßig gestiegen. Schließlich strömen immer mehr Besucher auf das Gelände der Theresienwiese. Dieses Jahr kamen bereits 3,3 Millionen Menschen. Ein Plus von 10% gegenüber dem Vorjahr.
Und die haben alle Durst.
Erstaunlicherweise wurde der Durst über die Jahrzehnte immer größer. 1980 tranken die Besucher im Durchschnitt nur einen 3/4 Liter Bier. Das steigerte sich langsam im Ablauf der Jahrzehnte auf 1,1 Liter pro Besuch. Es muss also irgendeinen Grund für den gesteigerten Konsum geben.
Vielleicht sogar ein im Vergleich zur Inflationsrate gesunkener Bierpreis auf dem Oktoberfest?!
Schauen wir uns mal die Statistik an.
Äh. Nein.
An einem vergleichsweisen günstigen Bierpreis kann die gesteigerte Menge unmöglich gelegen haben. Der Bierpreis auf dem Oktoberfest hat sich bis 2017 knapp verdreifacht.
Der Verbraucherpreisindex für Bier legte dagegen nicht mal um die Hälfte zu.
Klatscht man nun alle Inflationsraten seit 1991 aufeinander, ergibt sich die Gesamt-Inflation. (genaugenommen multipliziert man die einzelnen Inflationsraten miteinander.) Sie beträgt 1,61
Auf gut Deutsch: Der Preis einer durchschnittlichen Ware sollte seit 1991 um knapp zwei Drittel zugelegt haben.
Exzessive Biertrinker, wenn sie nicht gerade den Fehler machen, auf das Oktoberfest zu gehen, leiden also etwas geringer unter den allgemeinen Preissteigerungen, als der Rest der Bevölkerung.
Das 2018 Update Update ist genaugenommen nur inflations-seitig ein Update. Bis September 2018 liegen wir bei 2,3% Teuerung. Der Bierpreis auf dem Oktoberfest blieb dagegen stabil. Er verharrte bei 10,70.
…wenn er mit Verlängerung schafft.
Ähnliches lässt sich auch über die Geldentwertung sagen.
Die durchschnittliche Inflationsrate liegt bei 1,79 Prozent pro Jahr seit 1991.
Schon einen Schnaps höher liegt die Entwicklung vom Bierpreis auf dem Oktoberfest. Hier kommen wir pro Jahr auf eine durchschnittliche Erhöhung von 3,74 Prozent. Das macht 1,95 Prozent Differenz pro Jahr. Eigentlich eine kleine Differenz. Wenn die Reihe nur nicht so lange laufen würde.
Und wenn es diesen blöden Zinseszins nicht gäbe.
Wie so vieles andere auch, entwickelt sich der Bierpreis auf dem Oktoberfest deutlich aggressiver als die allgemeine Inflationsrate.
Nein. Statistik-Tricks. Wir werden enteignet. Es geschieht nur so langsam, dass wir es nicht bemerken. Philipp Röslers Gleichnis vom Frosch im kaltem Wasser kommt hier wieder ins Spiel. Wenn man einen Frosch in kaltes Wasser werfe und die Temperatur langsam erhöhe, merke der das erst, wenn es zu spät sei.
Äh, wie bei jeder gut manipulierten Statistik, sind die Zahlen nicht direkt falsch.
Sie führen trotzdem in die Irre.
Bei der Statistik über den Bierpreis auf dem Oktoberfest liegt das Problem bei der erhobenen Datenbasis. Das Oktoberfest lieferte Zahlen über den günstigsten Bierpreis auf dem Oktoberfest. Wichtiger wäre jedoch der durchschnittliche Bierpreis gewesen.
Denn es gibt 33 Festzelte auf der Theresienwiese. In nur einem einzigen von ihnen hatten die 3,3 Millionen Besucher die Möglichkeit ein Maß Bier für 10,70 zu trinken. Nämlich dem Wirtshaus Schichtl.
Und das ist ein ziemlich kleines Festzelt.
Und hier findet ihr unter dem Schlagwort Inflation noch mehr Langzeit-Rennen Inflationsrate vs. Herausforderer. Zum Beispiel…
Der Butterpreis
Die Kosten für das Trinkwasser
Der Bierpreis auf dem Oktoberfest
Die Erhöhungen des Rundfunkbeitrags
Die Erhöhungen der Diäten der Bundestagsabgeordneten
Die Partei-Zuschüsse
Der Target2-Saldo,
Die Kinokarte