Aktualisiert: 16. Oktober 2023
Die Inflationsrate wird von vielen Faktoren beeinflusst.
Wenn die Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen das Angebot übersteigt, steigen die Preise. Höhere Löhne für Arbeitnehmer wirken sich natürlich auch auf die Preise aus. Änderungen von Wechselkursen beeinflussen die Kosten von importierten Gütern. Steuersenkungen oder andere staatliche Ausgabenprogramme heizen die Teuerung an. Und wenn Menschen erwarten, die Preise werden in Zukunft steigen, kann dies zu einer selbstverstärkenden Inflation führen, da sie dazu neigen, mehr in der Gegenwart auszugeben.
Heute beschäftigen wir uns jedoch nur mit einem Aspekt, den viele für den entscheidenden Einfluss halten. Nämlich die Geldmenge im Euroraum, genauer die Geldmenge M3. Wir schauen, wie sie sich seit dem Jahr 2000 entwickelt hat.
Manchmal finde ich von etwas eine weit in die Vergangenheit reichende Datenreihe. Dann vergleiche ich unter dem Stichwort Inflation die jeweilige Datenreihe mit der offiziellen Inflationsrate langfristig. Die Inflationsdaten stammen von dieser Seite.
Nun habe ich mir die Geldmenge M3 angeschaut. Die Datenreihe startete im Jahr 2000. Damals lag die Geldmenge M3 bei knapp 5 Billionen Euro. (Etwas genauer: 4715 Milliarden)
Die Europäische Zentralbank achtet bei ihrer Geldpolitik sehr stark auf etwas, was sich Geldmenge M3 nennt.
Und die Geldmenge M3 lässt sich am einfachsten so beschreiben: Darunter fällt jeder Euro, der innerhalb von 2 Jahren verfügbar ist, plus das Geld geldmarktnaher Wertpapiere.
Die ausführlichere Liste sieht so aus: Bargeldumlauf plus täglich fällige Einlagen der im Währungsgebiet ansässigen Nicht-MFIs (Nichtbanken) plus Einlagen mit vereinbarter Laufzeit bis zu zwei Jahren plus Einlagen mit vereinbarter Kündigungsfrist bis zu drei Monaten plus Anteile an Geldmarktfonds plus Repoverbindlichkeiten plus Geldmarktpapieren plus Bankschuldverschreibungen mit einer Laufzeit bis zu zwei Jahren.
Wenn die Geldmenge M3 entsprechend der allgemeinen Lebenshaltungskosten steigt, ist klar, jedes Jahr wird ein neues Rekordhoch erreicht. Und da die Europäische Zentralbank mit der Steuerung der Geldmenge M3 auch versucht die Inflationsrate zu steuern, sollte man zumindest einen annähernden Gleichlauf beider Raten erwarten.
Nur passiert das auch?
Oder gibt es langfristig einen klaren Sieger im Rennen zwischen Inflationsrate und der Geldmenge M3?
Das Rennen ließ ich im Jahr 2000 starten. Mal schauen, wer als Erster durch das Ziel läuft!
Klatscht man auf der anderen Seite alle Inflationsraten seit 2000 aufeinander, ergibt sich die Gesamt-Inflation. (genaugenommen multipliziert man die einzelnen Inflationsraten miteinander.) Sie beträgt von 2000 bis 2023 schlappe 56 %.
Auf gut Deutsch: Der Preis einer durchschnittlichen Ware sollte seit 2000 sich um gut die Hälfte verteuert haben.
Wie hat sich die Geldmenge M3 seither entwickelt? Seht hier den Chart:
Das sieht nicht gut aus. Die blaue Linie steht für die Geldmenge M3. Von Anfang an stieg sie schneller als die kumulierte Inflationsrate.
Wir landen bei der Geldmenge M3 mittlerweile bei einem Multiplikator von 337 Prozent. Von den anfänglichen 4715 Milliarden losgehend, sind wir inzwischen bei 15900 Milliarden Euro angekommen. Die offizielle (Gesamt-)Inflationsrate kommt gerade einmal auf einen Multiplikator von 156 %.
Fairerweise muss man dazu sagen, dass das Geldmengenwachstum mit dem Stopp der EZB-Anleihenkäufe Mitte 2022 ebenfalls abrupt endete
..wenn er mit Verlängerung schafft.
Ähnliches lässt sich auch über die Geldentwertung sagen.
Die durchschnittliche offizielle Inflationsrate liegt bei knapp 2 % pro Jahr seit 2000.
Deutlich höher liegt die durchschnittliche Zunahme der Geldmenge M3. Hier kommen wir pro Jahr auf eine durchschnittliche Erhöhung von 5,4 Prozent. Das macht gut 3 % Differenz pro Jahr. Keine allzu große Differenz.
Allerdings läuft die Reihe auch bereits seit mehr als 2 Jahrzehnten. Ach, wenn es bloß diesen blöden Zinseszins nicht gäbe. Wir kommen somit immer noch auf eine gesamte Differenz von 181 %. Wie so vieles andere auch entwickeln sich die Geldmenge M3 spürbar aggressiver als die allgemeine Inflationsrate.
Moment mal?!
Ja?
Hieß es nicht am Anfang, mit der Steuerung der Geldmenge M3 steuere die Europäische Zentralbank auch ihre geldpolitische Ziele, also auch die Inflationsrate?
Ja, schon.
Und wieso dreht die Geldmenge M3 dann derart stark nach oben ab?
Eine beliebte Erklärung hierfür nennt sich Ketchup-Inflation. Die Geldmenge M3 verursache aus sich heraus noch keinen Inflationsdruck. Dies geschehe erst, wenn Angebot und Nachfrage deutlich aus dem Gleichgewicht kämen. Lange geschieht nichts. Dann entlädt sich der Preisstau in einer großen Welle. Wie eben bei einer Ketchup-Flasche, bei der ein Kind erst gar keinen Ketchup auf seinem Teller hat und dann immer ungeduldiger schüttelt. Bis schließlich ein riesiger, viel zu großer, Klacks auf seinen Pommes landet.
Nein. Statistik-Tricks. Wir werden enteignet. Es geschieht nur so langsam, dass wir es nicht bemerken. Philipp Röslers Gleichnis vom Frosch im kaltem Wasser kommt hier wieder ins Spiel. Wenn man einen Frosch in kaltes Wasser werfe und die Temperatur langsam erhöhe, merke der das erst, wenn es zu spät sei.
Wenn ihnen die Geldmenge des Euro zu schnell ansteigt, sollen sie doch in den Dollar gehen!
Und hier findet ihr unter dem Schlagwort Inflation noch mehr Langzeit-Rennen Inflationsrate vs. Herausforderer. Zum Beispiel…
Die Erhöhungen des Rundfunkbeitrags
Die Erhöhungen der Diäten der Bundestagsabgeordneten
Die Partei-Zuschüsse
Der Bundesetat
Die Kirchensteuer
Das Aufkommen der Grunderwerbsteuer
Der Bußgeldkatalog
Der Butterpreis
Die Kosten für das Trinkwasser
Der Bierpreis auf dem Oktoberfest
Der Preis für einen Hamburger (McDonalds)
Die Kinokarte
Die Kosten für ein Flug-Ticket
Das Ticket für die Frankfurter Buchmesse
Der Mindestunterhalt der Düsseldorfer Tabelle
Der Focus
Die Bild
Das Wirtschaftsmagazin brand eins
Der Stern
Der Target2-Saldo,
Die Geldmenge M3
Der deutsche Beitrag zum EU-Haushalt
Das Spendenaufkommen der Deutschen
Die Mieten
Der Strompreis
Der Standardbrief
Der Mindestlohn
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