Aktualisiert: 7. September 2022
Die Kosten für die Mieten scheinen in immer absurdere Höhen zu schießen. So wie es aussieht, läuft das Verhältnis von Angebot und Nachfrage komplett aus dem Ruder.
Mit Robert Habeck hatte der ehemalige Bundesvorsitzende der Grünen und jetzige Wirtschaftsminister 2019 einen spannenden Vorschlag gemacht: Warum nicht Besitzverhältnisse neu denken? Könnte es nicht sinnvoll sein, große Wohnungskonzerne zu enteignen? Das führte zu einer lebhaften Debatte. Kann Wohnen so noch bezahlbar bleiben?
Nur stimmt die Voraussetzung überhaupt? Steigen die Mieten wirklich so rasant wie behauptet?
Ich lasse deshalb im Rennen gegen die allgemeine Inflationsrate den Mietpreisindex antreten.
Das Rennen startete 1995. Mal schauen, wer als Erster durch das Ziel läuft!
Manchmal finde ich von etwas eine weit in die Vergangenheit reichende Datenreihe. Ich vergleiche dann unter dem Stichwort Inflation die jeweilige Datenreihe mit der offiziellen Inflationsrate langfristig. Die Inflationsdaten stammen von dieser Seite.
Nun bietet die Statistaseite über den Mietpreisindex einen guten Überblick über die Preisentwicklung der Mieten seit 1995.
Klatscht man auf der anderen Seite alle Inflationsraten seit 1995 aufeinander, ergibt sich die Gesamt-Inflation. (genaugenommen multipliziert man die einzelnen Inflationsraten miteinander.) Sie beträgt 1995 – 2021 145%.
Auf gut Deutsch: Der Preis einer durchschnittlichen Ware sollte seit 1995 um knapp die Hälfte zugelegt haben.
Wie hat sich der Mietpreisindex jetzt entwickelt?
Alles halb so wild. Wie ihr seht, haben sich die Mieten seit Mitte der Neunziger Jahre auch nicht schneller als die Inflationsrate entwickelt. Genaugenommen liegen sie sogar 4 % unter dem Verbraucherpreisindex. Falscher Alarm also. Und alles gut.
Ja?
-Irgendwas stimmt da nicht. Bei deinen anderen Vergleichen zwischen Produkten und Inflationsraten lagen die Kurven nie so nahe beieinander. Zumindest nicht durchgängig über dem gesamten Zeitraum.
Stimmt. Da stimmt was nicht.
Die Angaben von Statista zum Mietpreisindex basieren auf dem Verbraucherpreisindex für die Lebenshaltung (VPI) des Statistischen Bundesamtes. Sie sind mit anderen Worten nur ein Unterindex der Inflationsrate. Leider haben wir so auch wieder die hedonische Bewertungsmethode mit an Bord.
Die was?
Inflations-Statistiker auf der ganzen Welt treibt ein großes Problem um:
Wie kann ich meinen Verbraucherpreis-Index kleinrechnen, ohne direkt lügen zu müssen?
Der hedonische Hammer ist ein grobes Werkzeug für Statistiker. Aber wie jeder Heimwerker weiß, bei großen Problemen braucht man auch grobe Werkzeuge. Anscheinend glaubten 2002 die Statistiker in Deutschland stünden große Probleme bevor. Pünktlich zur Euro-Einführung übernahm das Statistische Bundesamt die hedonische Bewertungsmethode.
Sie schauen dabei, ob das Produkt nicht vielleicht irgendwie besser beziehungsweise werthaltiger geworden ist. In unserem Fall bedeutet das zumeist energetische Dämmungen bzw. Luxus-Sanierungen. Vielleicht führen diese Verbesserungen zu einer statistischen Aufwertung von 20 Prozent. Steigt auch die Miete um 20 Prozent, liegen wir, natürlich nur rein technisch, bei einer Inflation von Null. Flatline.
Nein. Statistik-Tricks. Wir werden enteignet. Es geschieht nur so langsam, dass wir es nicht bemerken. Philipp Röslers Gleichnis vom Frosch im kaltem Wasser kommt hier wieder ins Spiel. Wenn man einen Frosch in kaltes Wasser werfe und die Temperatur langsam erhöhe, merke der das erst, wenn es zu spät sei.
Wenn ihnen Mieten zu teuer ist, sollen sie doch Wohnungen kaufen
Und hier findet ihr unter dem Schlagwort Inflation noch mehr Langzeit-Rennen Inflationsrate vs. Herausforderer. Zum Beispiel…
Die Erhöhungen des Rundfunkbeitrags
Die Erhöhungen der Diäten der Bundestagsabgeordneten
Die Partei-Zuschüsse
Der Bundesetat
Die Kirchensteuer
Der Bußgeldkatalog
Der Butterpreis
Die Kosten für das Trinkwasser
Der Bierpreis auf dem Oktoberfest
Der Preis für einen Hamburger (McDonalds)
Der Focus
Die Bild
Das Wirtschaftsmagazin brand eins
Die Kinokarte
Die Kosten für ein Flug-Ticket
Das Ticket für die Frankfurter Buchmesse
Der Mindestunterhalt der Düsseldorfer Tabelle
Der Target2-Saldo,
Die Geldmenge M3
Das Spendenaufkommen der Deutschen
Die Mieten
Der Strompreis
Der Standardbrief
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