Aktualisiert: 25. Januar 2022
Die katholische und evangelische Kirchen verlieren seit Jahren massiv an Kirchensteuer zahlende Mitglieder. Seit 2014 schwankt die Zahl der Kirchenaustritte bei beiden Konfessionen recht genau um 200.000 Austritte pro Jahr.
Wird es ihnen unter diesen ungünstigen Bedingungen gelingen, das Aufkommen der Kirchensteuer schneller steigen zu lassen als die Inflationsrate?
Heute lasse ich also im Rennen gegen die allgemeine Inflationsrate die Kirchensteuer antreten. Den Wettlauf ließ ich 2005 starten. Mal schauen, wer als Erster durch das Ziel läuft!
Manchmal finde ich von etwas eine weit in die Vergangenheit reichende Datenreihe. Dann vergleiche ich unter dem Stichwort Inflation die jeweilige Datenreihe mit der offiziellen Inflationsrate langfristig. Die Inflationsdaten stammen von dieser Seite.
Nun habe ich mir das Aufkommen der Kirchensteuer angeschaut. Die Datenreihe startete 2005. Damals lagen die Einnahmen für die katholische Kirche bei 3,98 Milliarden € und für die evangelische Kirche bei 3,65 Milliarden. Das macht für beide Kirchen zusammen also 7,63 Milliarden €.
Klatscht man auf der anderen Seite alle Inflationsraten seit 2005 aufeinander, ergibt sich die Gesamt-Inflation. (Genaugenommen multipliziert man die einzelnen Inflationsraten miteinander.) Sie beträgt seit 2005 23,4 %.
Auf gut Deutsch: Der Preis einer durchschnittlichen Ware sollte seit 2005 um knapp ein Viertel zugelegt haben.
Wie hat sich die Kirchensteuer im Vergleich zur gesamten Inflation entwickelt? Nun, das ist der Chart:
Das sieht nicht gut aus.
Die blaue Linie steht für das Aufkommen der Kirchensteuer. Die rote für die Gesamtinflation. 2020 sackten die Einnahmen der Kirchen das zweite mal überhaupt erst ab. Da spielte natürlich auch der wirtschaftliche Einfluss der Corona-Krise eine große Rolle.
Man könnte meinen, die Katholische Kirche sei durch die Diskussion über ihre Missbrauchsfälle stärker betroffen. Tatsächlich liegen die Verluste jedoch nahe beieinander:
Wir landen insgesamt beim Aufkommen der Kirchensteuer bei einem Multiplikator von 156 %, was einem Anstieg von 56 % entspricht. Von den anfänglichen 7,63 Milliarden (2005) losgehend, sind wir inzwischen bei 12,08 Milliarden € angekommen.
Die offizielle (Gesamt-)Inflationsrate kommt dagegen gerade mal auf einen Faktor von 123 %(und entsprechend einem Anstieg von 23 %).
Wie so vieles andere auch entwickelt sich das Aufkommen aus der Kirchensteuer deutlich aggressiver als die allgemeine Inflationsrate.
…wenn er mit Verlängerung schafft.
Ähnliches lässt sich auch über die Geldentwertung sagen. Die durchschnittliche offizielle Inflationsrate liegt bei 1,39 % pro Jahr zwischen 2005-2020.
Einen Tick höher liegen die Einnahmen der Kirche. Hier kommen wir pro Jahr auf eine durchschnittliche Erhöhung von 3,00 %. Das macht gerade einmal 1,6 % Differenz pro Jahr. Keine allzu große Differenz sollte man meinen.
Allerdings läuft die Reihe auch bereits seit 15 Jahren. Ach, wenn es bloß diesen blöden Zinseszins nicht gäbe. Wir kommen somit immer noch auf einen Unterschied von 23 %!
Nein. Statistik-Tricks. Wir werden enteignet. Es geschieht nur so langsam, dass wir es nicht bemerken. Philipp Röslers Gleichnis vom Frosch im kaltem Wasser kommt hier wieder ins Spiel. Wenn man einen Frosch in kaltes Wasser werfe und die Temperatur langsam erhöhe, merke der das erst, wenn es zu spät sei.
Wenn ihnen die Kirche zu teuer ist, sollen sie doch zu Scientology gehen!
Und hier findet ihr unter dem Schlagwort Inflation noch mehr Langzeit-Rennen Inflationsrate vs. Herausforderer. Zum Beispiel…
Die Erhöhungen des Rundfunkbeitrags
Die Erhöhungen der Diäten der Bundestagsabgeordneten
Die Partei-Zuschüsse
Der Bundesetat
Die Kirchensteuer
Der Bußgeldkatalog
Der Butterpreis
Die Kosten für das Trinkwasser
Der Bierpreis auf dem Oktoberfest
Der Preis für einen Hamburger (McDonalds)
Der Focus
Die Bild
Die Kinokarte
Die Kosten für ein Flug-Ticket
Das Ticket für die Frankfurter Buchmesse
Der Mindestunterhalt der Düsseldorfer Tabelle
Der Target2-Saldo,
Die Geldmenge M3
Das Spendenaufkommen der Deutschen
Die Mieten
Der Strompreis
Der Standardbrief
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