Finanzen

Was steigt schneller? Die Inflation oder die Diäten der Bundestagsabgeordneten?

Was war schneller? Die allgemeine Inflationsrate? Oder die Diäten der Bundestagsabgeordneten? So entwickelte sich das Rennen seit 1975!

Bildquelle Pixabay Fotograf PixelAnarchy

Aktualisiert: 20. November.2023

Ungewohnt bescheiden präsentierten sich die Bundestagsabgeordneten im Mai 2020 noch den Menschen da draußen im Lande. Sie wollten jenes Jahr einstimmig auf ihre Erhöhung der Aufwandsentschädigung verzichten. Natürlich wegen den Auswirkungen der Coronakrise.

Nur wie sieht das in einer langfristigen Perspektive aus? Hielt sich der Bundestag da genauso anspruchslos zurück?

Schauen wir mal. Wie stiegen die Diäten der Bundestagsabgeordneten im Vergleich zu Inflationsrate seit 1975?

Einleitung

And the winner is…

Unheimlich wird des Schlossers Kraft

Und das sagt Marie Antoinette zur Entwicklung der Diäten der Bundestagsabgeordneten

Einleitung

Manchmal finde ich von etwas eine weit in die Vergangenheit reichende Datenreihe. Dann vergleiche ich unter dem Stichwort Inflation die jeweilige Datenreihe mit der offiziellen Inflationsrate langfristig. Die Inflationsdaten stammen von dieser Seite.

Nun habe ich mir die Entwicklung der Aufwandsentschädigungen der Bundestagsabgeordneten angeschaut. Die Datenreihe startete 1975. Damals betrugen die Abgeordnetenentschädigungen der Bundestagsabgeordneten (so heißen die Diäten offiziell) noch umgerechnet 1966 Euro.

Klatscht man alle Inflationsraten seit 1975 aufeinander, ergibt sich die Gesamt-Inflation. (genaugenommen multipliziert man die einzelnen Inflationsraten miteinander.) Sie beträgt seit 1975 ziemlich genau 218 %(Anstieg).

Auf gut Deutsch: Der Preis einer durchschnittlichen Ware sollte sich seit 1975 gut verdreifacht haben.

Was sind die Diäten der Bundestagsabgeordneten überhaupt?

Im Prinzip handelt es sich bei den Diäten der Bundestagsabgeordneten um einen normalen Lohn wie ihn normale Angestellte auch bekommen.

Einen klitzekleinen Unterschied gibt es allerdings schon. Der ganz normale Lohn von Gruppe A (Arbeitnehmer) muss mühsam zwischen Gruppe B (Gewerkschaft) und Gruppe C (Arbeitgeber) verhandelt werden. Seien wir mal ehrlich. Wir haben hier eine blöde unangenehm fremdbestimmte Prozedur.

Im Bundestag bestimmt Gruppe D (Die Bundestagsabgeordneten) wie der Lohn der Gruppe D (immer noch die Bundestagsabgeordneten) aussehen soll.

Kleiner Unterschied, große Wirkung:

Ohne Fremdbestimmtheit lebt und verdient es sich einfach besser.

Hier nun die Auswirkung des Unterschieds:

  • ca. 40 Prozent der Diäten der Bundestagsabgeordneten sind steuerfrei (Weil sie pauschal als Aufwandsentschädigung gewertet werden. Konnte das eure Gewerkschaft, als sie euren ganz normalen Lohn verhandelt hat, auch durchsetzen?)
  • Bundesweites Jobticket (Bei Nutzung staatseigener Verkehrsmittel)
  • Bundestagsabgeordnete brauchen keine Rentenversicherungsbeiträge zu zahlen (Was allerdings nicht heißen soll, sie würden keine Altersversorgungsansprüche erwerben. Oh, nein. Aber über das Thema empöre ich mich in einem anderen Beitrag)

Und?

Wie haben sich die Diäten der Bundestagsabgeordneten im Vergleich zur gesamten Inflation entwickelt? Nun, hier ist der Chart:

Das sieht nicht gut aus. Die blaue Linie steht für die Diäten der Bundestagsabgeordneten. Da landen wir bei einem Multiplikator von 539 %. Von den anfänglichen 1966 Euro losgehend, sind wir inzwischen bei 10.591 € angekommen. Die offizielle Gesamt-Inflationsrate kommt dagegen nur auf einen Multiplikator von 318 %.

Wie so vieles andere auch, entwickeln sich die Aufwandsentschädigungen der Bundestagsabgeordneten aggressiver als die allgemeine Inflationsrate.

Unheimlich wird des Schlossers Kraft…

…wenn er mit Verlängerung schafft.

Das Hebel-Gesetz: Sehr leicht zu verstehen! Fragen sie einfach ihr Vermögen oder eine hohle Nuss Bildquelle Pixabay Fotograf marcelkessler

Ähnliches lässt sich auch über die Geldentwertung sagen.

Die durchschnittliche offizielle Inflationsrate liegt bei 2,4 % pro Jahr seit 1975.

Einen Tick höher liegt die Entwicklung für die Diäten der Bundestagsabgeordneten. Hier kommen wir pro Jahr auf eine durchschnittliche Erhöhung  von 3,6 %. Das macht gerade einmal 1,2 % Differenz pro Jahr. Keine allzu große Differenz sollte man meinen.

Allerdings läuft die Reihe auch bereits seit 48 Jahren. Ach, wenn es bloß diesen blöden Zinseszins nicht gäbe. Wir kommen somit immer noch auf einen Unterschied von knapp 220 %!

Zufall?

Irgendwas stimmt hier nicht! Er weiß bloß noch nicht was Bildquelle: Pixabay/ Fotograf: Miniformat65

Nein. Statistik-Tricks. Wir werden enteignet. Es geschieht nur so langsam, dass wir es nicht bemerken. Philipp Röslers Gleichnis vom Frosch im kaltem Wasser kommt hier wieder ins Spiel. Wenn man einen Frosch in kaltes Wasser werfe und die Temperatur langsam erhöhe, merke der das erst, wenn es zu spät sei.

Und das sagt Marie Antoinette zur Entwicklung der Diäten:

Die Arme. Erst wurde sie hingerichtet, und dann legen die Leute ihr auch noch Zitate in den Mund, die sie nie gesagt hat. Bildquelle Wikipedia

Wenn ihnen die Aufwandsentschädigungen zu hoch sind, sollen sie sich doch selbst zu Bundestagsabgeordneten wählen lassen!

Übersicht

Und hier findet ihr unter dem Schlagwort Inflation noch mehr Langzeit-Rennen Inflationsrate vs. Herausforderer. Zum Beispiel…

Bürokratie

Die Erhöhungen des Rundfunkbeitrags

Deutschlands Steuereinnahmen

Der Grundfreibetrag

Die Erhöhungen der Diäten der Bundestagsabgeordneten

Die Gebühr für den Perso

Die Partei-Zuschüsse

Der Bundesetat

Die Kirchensteuer

Das Aufkommen der Grunderwerbsteuer 

Der Bußgeldkatalog

Die Pendlerpauschale

Nahrungsmittel

Der Butterpreis

Die Kosten für das Trinkwasser

Der Bierpreis auf dem Oktoberfest

Der Preis für einen Döner

Der Preis für einen Hamburger (McDonalds)

Freizeit

Die Kinokarte

Die Kosten für den Urlaub

Die Kosten für ein Flug-Ticket

Der Preis eines Fernsehers

Das Ticket für die Frankfurter Buchmesse

Der Preis einer Zigarette

Die Erlöse der Theater

Der Mindestunterhalt der Düsseldorfer Tabelle

Zeitungen & Zeitschriften

Der Heftpreis des SPIEGEL

Der Focus

Die Bild

Das Wirtschaftsmagazin brand eins

Die Wirtschaftswoche

Der Stern

Diverses

Der Target2-Saldo,

Die Geldmenge M3 

Hartz IV/Bürgergeld

Der deutsche Beitrag zum EU-Haushalt

Der Preis fürs Schwarzfahren

Der Rentenwert

Der Sparerfreibetrag

Das Spendenaufkommen der Deutschen

Die Mieten

Die Eigentumswohnungen

Der Strompreis

Der Standardbrief

Die Inflation der Eurozone

Die Pfändungsfreigrenze

Der Mindestlohn

Was meint Ihr dazu?  Das würde mich interessieren! Schreibt Eure Gedanken doch einfach in die Kommentar-Box unten ⇓ rein!

markus

View Comments

  • Zur Bemessung der Diäten wird allerdings die Lohnentwicklung in D zugrunde gelegt, nicht die Inflation. Das heißt, die Löhne sind ebenso gestiegen. Und der steuerfreie Teil gilt auch nicht für die Diäten sondern nur für die Aufwandspauschale aus der die Mitarbeiter*innen und die Büros bezahlt werden (was zu belegen ist).

    • Hallo, Ina, Danke für Deinen Kommentar. Stimmt. Zur Bemessung der Diäten wird die Lohnentwicklung zugrunde gelegt. (Genauer: die eines einfachen Richters bei einem obersten Gerichtshof.)

      Bei der Reihe Was steigt schneller vergleiche ich allerdings grundsätzlich die Inflationsrate in D mit allem möglichen, unabhängig davon, aus welchen Gründen/Ursachen sich die Preisentwicklung der Güter oder Dienstleistungen entwickelte.

      Wie auch immer. Die Diäten werden vermutlich im Spätsommer dieses Jahres erneut erhöht. Dann werde ich den Beitrag ohnehin aktualisieren und Deine Anregungen einfließen lassen.

Published by
markus
Tags: Inflation