Finanzen

Die Inflation vs. das Steueraufkommen Deutschlands (1991-2022)

Was war schneller? Die allgemeine Inflationsrate? Oder das Steueraufkommen Deutschlands? So entwickelte sich das Rennen seit 1991!

Aktualisiert 4.12.2023

Bildquelle Pixabay Fotograf NeuPaddy

Finanzminister Christian Lindner steht der Forderung, die Steuern nach dem Karlsruher Urteil zu erhöhen, ablehnend gegenüber. Man sollte meinen, das lässt sich natürlich auch leicht ablehnen. Das Steueraufkommen Deutschlands entwickelte sich nämlich von 1991 bis 2022 erstaunlich gut. Aber kann es auch mit den Spendierhosen der Politiker mithalten? Und kann es die Inflationsrate schlagen?!

Heute lasse ich also im Rennen gegen die allgemeine Inflationsrate das gesamte Steueraufkommen antreten.

Das Rennen begann 1991. Das erste komplette Jahr nach der Wiedervereinigung bot sich an. Mal schauen, wer als Erster durch das Ziel läuft!

Einleitung

And the winner is…

Unheimlich wird des Schlossers Kraft

Und das sagt Marie Antoinette zur Entwicklung der Steuereinnahmen

Wer trägt die Steuerlast?

Einleitung

Manchmal finde ich von etwas eine weit in die Vergangenheit reichende Datenreihe. Dann vergleiche ich unter dem Stichwort Inflation die jeweilige Datenreihe mit der offiziellen Inflationsrate langfristig. Die Inflationsdaten stammen von dieser Seite.

Nun habe ich mir die Entwicklung der Steuereinnahmen in Deutschland angeschaut. Die Datenreihe (Nicht, dass ihr euch wundert, die ursprüngliche Seite von destatis existiert nicht mehr. Deshalb habe ich einen archivierten Link über das Wayback Archive bereitgestellt) startete 1991. Damals betrug das Steueraufkommen noch umgerechnet 338,4 Milliarden € .

Klatscht man auf der anderen Seite alle Inflationsraten seit 1991 aufeinander, ergibt sich die Gesamt-Inflation. (genaugenommen multipliziert man die einzelnen Inflationsraten miteinander.) Sie beträgt seit 1991 183 %. (Also ein Anstieg um 83 %)

Auf gut Deutsch: Der Preis einer durchschnittlichen Ware sollte sich seit 1991 um gut 3 Viertel verteuert haben.

Und?

Wie hat sich das Steueraufkommen Deutschlands im Vergleich zur gesamten Inflation entwickelt? Nun, hier ist der Chart:

Das sieht nicht gut aus. Die blaue Linie steht für die Steuereinnahmen. Die rote für die kumulierte Inflation. Bis 2005 umspielten die beiden Kurven noch einander.

Seit 2005 vergrößert sich jedoch praktisch fortlaufend der Abstand zur Gesamt-Inflation. Bestimmt ist es nur Zufall, dass in jenem Jahr auch die Kanzlerschaft Angela Merkels begann.

Wir landen mittlerweile bei einem Multiplikator von 265 %. Von den anfänglichen 338 Milliarden Euro Steueraufkommen in Deutschland losgehend, sind wir 2022 bei 896 Milliarden € angekommen.

Die offizielle (Gesamt-)Inflationsrate kommt dagegen gerade mal auf einen Faktor von 183 %.

Wie so vieles andere auch, entwickeln sich die Steuereinnahmen deutlich aggressiver als die allgemeine Inflationsrate.

Unheimlich wird des Schlossers Kraft…

…wenn er mit Verlängerung schafft.

Das Hebel-Gesetz: Sehr leicht zu verstehen! Fragen sie einfach ihr Vermögen oder eine hohle Nuss Bildquelle Pixabay Fotograf marcelkessler

Ähnliches lässt sich auch über die Geldentwertung sagen.

Die durchschnittliche offizielle Inflationsrate liegt bei 2 % pro Jahr seit 1991. (Stand Ende 2022. Der Wert wird bei der nächsten Aktualisierung, die die Steuereinnahmen 2023 einschließen wird, natürlich deutlich ansteigen)

Einen Tick höher liegt die Entwicklung  des Steueraufkommens. Hier kommen wir pro Jahr auf eine durchschnittliche Erhöhung  von 3,2 %. Das macht gerade einmal 1,2 % Differenz pro Jahr. Keine allzu große Differenz sollte man meinen.

Allerdings läuft die Reihe auch bereits seit 30 Jahren. Ach, wenn es bloß diesen blöden Zinseszins nicht gäbe. Wir kommen somit immer noch auf einen Unterschied von über 80 %!

Zufall?

Irgendwas stimmt hier nicht! Er weiß bloß noch nicht was Bildquelle: Pixabay/ Fotograf: Miniformat65

Nein. Statistik-Tricks. Wir werden enteignet. Es geschieht nur so langsam, dass wir es nicht bemerken. Philipp Röslers Gleichnis vom Frosch im kaltem Wasser kommt hier wieder ins Spiel. Wenn man einen Frosch in kaltes Wasser werfe und die Temperatur langsam erhöhe, merke der das erst, wenn es zu spät sei.

Und das sagt Marie Antoinette zur Entwicklung des Steueraufkommens in Deutschland:

Die Arme. Erst wurde sie hingerichtet, und dann legen die Leute ihr auch noch Zitate in den Mund, die sie nie gesagt hat. Bildquelle Wikipedia

Wenn ihnen das Steueraufkommen zu hoch ist, sollen sie doch weniger verdienen!

Wer trägt die Steuerlast?

Vilfredo Pareto

Wer zahlt eigentlich am meisten Steuern?

Nun, wenn es nach dem berühmten Ökonom Vilfredo Pareto geht, sähe eine natürliche Verteilung gemäß der 80 20 Regel so aus: Das einkommensstärkste Fünftel zahlt 80% aller Steuern. Und die einkommensschwächsten 4 Fünftel müssten nur für die restlichen 20% aufkommen.

Schauen wir mal, ob das so zutrifft:

(Datengrundlage IW-Trends, Seite 109)

Nein. Auch das sieht nicht gut aus. Trotz progressiver Einkommenssteuer sorgten die staatlichen Regelungen für eine massive Entlastung des obersten Einkommensfünftel. Das reichste Fünftel liegt mit einem Anteil von 54% weit unter dem anvisierten „natürlichen“ Wert von 80 %

Übersicht

Und hier findet ihr unter dem Schlagwort Inflation noch mehr Langzeit-Rennen Inflationsrate vs. Herausforderer. Zum Beispiel…

Bürokratie

Die Erhöhungen des Rundfunkbeitrags

Deutschlands Steuereinnahmen

Der Grundfreibetrag

Die Erhöhungen der Diäten der Bundestagsabgeordneten

Die Gebühr für den Perso

Die Partei-Zuschüsse

Der Bundesetat

Die Kirchensteuer

Das Aufkommen der Grunderwerbsteuer 

Der Bußgeldkatalog

Die Pendlerpauschale

Nahrungsmittel

Der Butterpreis

Die Kosten für das Trinkwasser

Der Bierpreis auf dem Oktoberfest

Der Preis für einen Döner

Der Preis für einen Hamburger (McDonalds)

Freizeit

Die Kinokarte

Die Kosten für den Urlaub

Die Kosten für ein Flug-Ticket

Der Preis eines Fernsehers

Das Ticket für die Frankfurter Buchmesse

Der Preis einer Zigarette

Die Erlöse der Theater

Der Mindestunterhalt der Düsseldorfer Tabelle

Zeitungen & Zeitschriften

Der Heftpreis des SPIEGEL

Der Focus

Die Bild

Das Wirtschaftsmagazin brand eins

Die Wirtschaftswoche

Der Stern

Diverses

Der Target2-Saldo,

Die Geldmenge M3 

Hartz IV/Bürgergeld

Der deutsche Beitrag zum EU-Haushalt

Der Preis fürs Schwarzfahren

Der Rentenwert

Der Sparerfreibetrag

Das Spendenaufkommen der Deutschen

Die Mieten

Die Eigentumswohnungen

Der Strompreis

Der Standardbrief

Die Inflation der Eurozone

Die Pfändungsfreigrenze

Der Mindestlohn

Was meint Ihr dazu?  Das würde mich interessieren! Schreibt Eure Gedanken doch einfach in die Kommentar-Box unten ⇓ rein!

markus

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markus
Tags: Inflation